41 - Schwere Zeit

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Louisa - 7. April 2017

"Deli, bitte hör auf so traurig zu schauen", nehme ich ihre Hand und drücke einen Kuss auf ihren Handrücken. Die ganze Fahrt über hat sie geschwiegen und geschmollt. 

"Tut mir leid, dass ich dich vermissen werde", erwidert sie schnippisch und entzieht sich meiner Hand, schnallt sich ab.

"Ich werde dich auch vermissen", murmle ich, da sie meine Worte ganz falsch aufgefasst hat und schnalle mich ebenfalls ab. 

Wir steigen aus und zielstrebig nimmt sie ihre beiden Koffer aus dem Kofferraum. 

"Du weißt, dass ich nicht gut bin mit Abschieden", lege ich meine Arme von hinten um sie. Mit einem Seufzer lässt sie die Koffer los, platziert ihre Hände auf meinen und lehnt sich an mich, "Ich weiß, aber es ist okay traurig zu sein."

"Ich liebe dich", drücke ich ihr einen Kuss aufs Haar und lasse sie los. 

Ich schließe den Kofferraum und dann das Auto ab, bevor ich ihre Koffer nehme und wir in den Flughafen laufen, nach ihrem Gate schauen.

Ich laufe Delilah hinterher, versuche den Kloß im Hals runterzuschlucken. Ich will nicht das sie geht. Ich brauche sie hier. Aber das ist ihre Chance, endlich etwas zu erreichen, mit ihrem Talent. Und diese Chance werde ich ihr nicht nehmen.

Auch als wir uns endgültig verabschieden müssen, bleibe ich ruhig, spreche ihr liebevolle Worte zu und drücke sie fest an mich.

Ihr Schluchzen entgeht mir dabei nicht.

"Ich bin hier, Baby. Du kannst mir immer schreiben, mich immer anrufen...und wenn es gar nicht geht, dann komme ich zu dir gefahren, ja? Bitte, hör auf zu weinen, bitte", flehe ich, hasse es sie so zu sehen.

"Du wirst nicht einfach wieder verschwinden, versprichst du mir das?"

"Hoch und heilig."

Immerhin bist du das Einzige, was mich am Leben hält.

"Ich liebe dich", nimmt sie mein Gesicht in ihre Hände und küsst mich ein aller letztes Mal.

"Ich liebe dich auch", murmle ich gegen ihre Lippen und dann trennen sich unsere Wege fürs Erste.

Sobald ich im Auto angekommen bin, gibt es für mich kein Halten mehr und ich lasse meinen Tränen freien Lauf.

Ich habe keine Ahnung, wie ich ohne Delilah klarkommen soll.

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Louisa - 21. April 2017

"Hey, komm rein. Wein steht schon bereit", begrüßt Maya mich mit einer Umarmung.

Ich ziehe meine Schuhe aus und folge ihr in die Küche zum Esstisch, wo schon Travis und Gwen sitzen.

Ich habe mich die letzte Zeit abgekapselt und alle etwas vertröstet mit Treffen, aber ich wollte nicht erneut absagen, auch wenn ich mich nicht wirklich in der Lage fühle.

"Wie gehts dir? Wie fühlt sich die aktuelle Freiheit an?", fragt Travis als ich mich neben ihm niederlasse.

"Mir gehts gut. Es ist komisch ohne Deli, aber ich mach das beste draus", lüge ich meinen Freunden eiskalt ins Gesicht.

Ich kann ja schlecht erzählen, dass ich ohne Deli quasi nicht mehr auf mein Leben klarkomme. Das ich mich in die Arbeit vertiefe, damit ich nicht nachdenken muss. Das meine Albträume schlimmer denn je sind. Das ich kaum schlafe, damit ich vor diesen Albträumen davonrennen kann. Das mein Psychologe die Dosis meiner Medikamente erhöht hat.

Schnell wechsle ich das Thema, indem ich zurückfrage, wie es ihm geht.

Ich versuche das Thema Delilah zu vermeiden. Ich will...ich kann nicht über sie reden, ohne das es weh tut. Ich hab nicht erwartet, dass mich dieser Abstand so fertigmacht.

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now