18 - Thanksgiving

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Delilah - 24. November 2016

"Na du kleiner Glückskeks, du scheinst ja heute besonders gute Laune zu haben."

Mum und Lou sind in der Küche, bereiten den Nachttisch vor, während Papá und ich am Esstisch sitzen.

"Ich bin froh euch hier zu haben", lehne ich mich an seine Schulter und er legt den Arm um mich.

"Wir sind auch froh, Engel. Wie läuft es bei dir und Louisa? Ihr seht glücklich aus."

Ertappt schaue ich meinem Vater ins Gesicht, der zu grinsen beginnt.

"Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass ihr unauffällig seid, oder? Wir haben es damals schon geahnt und lagen ja im Nachhinein richtig und wir sind uns auch jetzt ziemlich sicher."

Es war kurz nach meinem Umzug nach New York. Ich habe mich so allein wie noch nie gefühlt, nicht mal Maya konnte helfen. Also habe ich meine Eltern angerufen und es ist geradewegs aus mir herausgestürmt.

Sie haben sich schon fast gedacht, dass zwischen uns mehr ist als nur eine sehr gute Freundschaft, aber sie hatten meine Verschwiegenheit akzeptiert und deswegen nie nachgefragt. Ich habe unheimlich Glück mit meinen Eltern.

"Was hat uns verraten?"

"Die Art, wie ihr miteinander umgeht."

"Ist die so anders als mit Maya zum Beispiel?"

Fremde Menschen haben uns beide nämlich schon für ein Pärchen gehalten.

"Natürlich. Du siehst sie anders an, so wie deine Mutter mich ansieht."

Ich bin ein Ebenbild meiner Mutter, sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter. Ich glaube 80% habe ich von meiner Mutter geerbt und 20% von meinem Vater.

"Und nicht zu vergessen eure ständigen, 'unabsichtlichen' Berührungen."

Ich wusste das war etwas auffällig. Allerdings kann ich kaum meine Finger bei mir behalten, sobald sie in der Nähe ist.

"Lou ist noch nicht soweit um jemanden davon zu erzählen, also könntest du sie bitte nicht in Verlegenheit bringen?"

Ich habe versprochen Geduld zu haben und ihrem Tempo zu folgen.

"Ich werde schweigen, keine Angst. Ich freue mich für euch, deine Mamà auch, nur damit du Bescheid weißt."

"Ich hab dich lieb, Papí."

"Ich dich auch, Mija."

Kaum das unsere Unterhaltung vorbei ist, kommen Louisa und meine Mutter wieder, mit Kuchen, Snacks und dem berühmten Champagner unserer Familie. Es ist nicht unserer, aber ihn gibt es seit Generationen immer an Thanksgiving bei meiner Familie. Meinen ersten Schluck hatte ich mit 5, wenn auch unbeabsichtigt, da meine Mutter die Gläser vertauscht hat. Kinder bekommen nur alkoholfreien Sekt, den hatte sie sofort geschmeckt und mich nur entsetzt angeschaut, als ich einen großen Schluck genommen habe. Allerdings hat er mir damals sowieso noch nicht geschmeckt und ich hab ihn zurück ins Glas gespuckt.

Nachdem Lou den letzten Teller abgestellt hat, geht sie an ihren Platz, natürlich nicht, ohne meinen Arm zu streifen. Ich sehe das schiefe Lächeln meines Vaters, nach dem Motto "Ich sag doch, ihr seid auffällig."

Das lässt mich nur noch mehr grinsen als so schon.

Es ist eine lockere Unterhaltung entstanden, in der meine Eltern den Kuchen von Lou ausgiebig loben und sich jetzt schon auf ein Wiedersehen freuen, bei dem sie doch gerne wieder backen kann.

"Dürfte ich eigentlich fragen, wieso du hier bist? Dein Vater meinte damals du hast dich für 10 Jahre verpflichtet", kommt dann der abrupte Themenwechsel meines Vaters.

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now