2 - Auftritt

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Delilah - 27. Mai 2016

"Du verstehst mich, oder Kumpel?", streiche ich durch Leos dunkles Fell, während das Original gerade über den TV- Bildschirm flimmert.

Auch zwei Stunden nachdem Louisa die Wohnung verlassen hat, komme ich nicht darüber hinweg, dass sie überhaupt hier war. Ausgerechnet heute holt mich die Vergangenheit ein.

Ich muss aufhören an sie zu denken, wenigstens für ein paar Minuten. So pausiere ich den Film, rufe Jacob an.

"Hey Baby, hast du ein paar Minuten für mich?", begrüße ich ihn, nippe an meinem Weinglas.

"Warte eine Sekunde, es ist verdammt laut hier drin", schreit er mich schon fast an, als ich die Hintergrundgeräusche wahrnehme.

Ist er in einem Club?

"Ey, Devenport, hier wartet ein süßer Arsch-", nehme ich eine andere Stimme wahr, doch dann ist der Anruf auch schon beendet.

Wow. Ist das sein ernst? Gefrustet trinke ich das Glas in einem Zug aus, fülle mir nach, als mein Display aufleuchtet.

"Wartet kein süßer Arsch auf dich?", blaffe ich ihn an, verschrecke Leo dabei ein bisschen, der sich sofort zu seinem Platz begibt.

"Sorry, Babe. Die Jungs machen wieder nur Blödsinn. Wie ist dein Geburtstag?", lenkt er sofort vom Thema ab. Ich bin zu müde um darauf einzugehen und zu streiten. Wie eine Geschäftsreise klingt das trotzdem nicht.

"Nicht wirklich spektakulär. Ich vermiss dich."

"Ich vermiss dich auch. Aber hey, am Freitag komme ich wieder und wir gehen schick Essen, klingt das gut?"

Langweilig. Wir sind seit knapp einem Jahr zusammen und unsere Dates bestehen eigentlich nur aus Restaurantbesuchen. Ich will auch mal was erleben, aber Jacob ist von seiner Arbeit immer so kaputt, da kommt für ihn nichts anderes in Frage.

"Klingt toll", stimme ich kurz angebunden zu.

"Jetzt sei nicht traurig, bald hast du mich wieder."

Sollte ich mich schlecht fühlen, dass meine Traurigkeit nichts mit ihm zutun hat?

"Ich weiß", seufze ich, als die Tür aufgeht, "Maya kommt gerade rein, ich leg jetzt auf, okay?"

"Alles klar Baby, feier noch schön, ich liebe dich."

"Ich dich auch, Ciao", beende ich das Telefonat, sehe wie Maya sich ein Weinglas aus dem Schrank nimmt, sich zu mir gesellt.

"Jacob?", fragt sie, nimmt die Weinflasche und gießt sich etwas ein.

"Ich bin sauer auf dich", rutsche ich etwas weg von ihr, ans andere Ende des Sofas.

"Also war es kein gutes Treffen", schlussfolgert sie. Immerhin weiß sie direkt wovon ich rede.

"Dachtest du etwa wir würden hier sitzen und uns erzählen, was im Leben so passiert ist?"

"Ich dachte ihr Kuchen würde die Situation retten."

"Ich hab ihn nicht angerührt, greif ruhig zu, Verräter", brumme ich, drücke auf play, damit der Film weiterläuft.

Jedoch nur für ein paar Sekunden, denn Maya pausiert ihn wieder.

"Du schaust Titanic nur wenn du weinen willst. War es so schlimm? Hast du dich überhaupt nicht gefreut?"

"Ich dachte, ich hätte mit ihr abgeschlossen", winkle ich die Knie an, lege meinen Kopf auf ihnen ab.

"D, nicht weinen, nicht heute an deinem Geburtstag", murmelt Maya und kurz darauf zieht sie mich in ihre Arme. Ich halte mich zurück. Sie hat recht, ich werde nicht an meinem Geburtstag weinen. Nicht nochmal.

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now