14 - Komisch

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Louisa - 17. November 2016

Mit eher mittelmäßiger Laune verlasse ich am Abend die Konditorei. Ich liebe den Job, aber heute hätte ich auf jeden Kunden verzichten können. Jedes Mal habe ich gehofft, dass Delilah durch die Tür kommt, aber das ist nur blödes Wunschdenken von mir. Seit unserem Kuss haben wir uns nicht mehr gesehen. Wenn ich mich mit Maya verabredet habe, dann war sie nicht da und wenn ich gefragt habe, ob sie Zeit hat, dann hat sie abgesagt. Mir gefällt es nicht, dass sie sich zurückzieht. Ich dachte ich hätte meinen Punkt deutlich gemacht, aber scheinbar habe ich sie mit meiner Reaktion gekränkt.

Warum muss diese Frau so schrecklich kompliziert sein? Vermutlich liebe ich sie aber gerade aus diesem Grund. Mit ihr ist es nicht immer einfach, es wird also nie langweilig. Ich vermisse sie und vermutlich hätte ich es einfach geschehen lassen sollen. Sie wird heute sicherlich nicht da sein, wenn Maya und ich unseren Filmabend machen. Unsere beste Freundin leidet auch darunter, dass weiß ich. Maya steht immer zwischen uns und das ist nicht okay.

Ich hole noch zwei Flaschen Wein und ein paar Snacks aus dem Supermarkt, ehe ich zur WG fahre. Wie erwartet öffnet Maya mir die Tür und lässt mich rein. Jedoch ist der Tisch für drei gedeckt.

"Isst Travis mit?", frage ich, stelle die Sachen in der Küche ab.

"Nein, Delilah kommt gleich von einem Casting und würde mitessen, ist das okay?"

"Sie wohnt hier, wäre ja doch etwas gemein, wenn ich nein sagen würde", scherze ich und Mayas Miene hält sich auf. Sie ist wie ein kostenloser Paartherapeut für uns beide.

Wir sitzen am Esstisch und bereiten bereits unsere Wraps vor, als Deli zu uns stößt.

"Bin gleich da", ruft sie, kommt wenig später zu uns an den Tisch, bereitet ihren Wrap vor.

"Soll ich fragen?"

"Lieber nicht, ich will euch nicht die Stimmung verhageln", schüttelt die Latina ihren Kopf, Maya nickt verstehend.

"Du kannst es ruhig rauslassen. Ich kann auch kurz gehen, wenn du dich bei Maya aufregen willst."

Ich hoffe sie hält sich nicht zurück, weil ich hier bin.

"Ich bin scheinbar nicht gut genug für irgendwas. Das war Casting Nummer 22 diesen Monat, oder Maya? Keiner will mich, keiner braucht mich, es gibt immer bessere als mich", lässt sie ihren Frust raus und hilfesuchend schaut M zu mir. Vermutlich ist sie mit ihrem Latein auch am Ende, wenn sie sich das ständig anhören muss.

"Manche erkennen ein Talent eben nicht, wenn es vor ihnen steht. Die werden sich irgendwann alle um dich reißen und dann sagst du jedem Einzelnen ab, weil du besser bist als ihre Produktionen es jemals sein werden", versuche ich mein Glück ihr gut zuzureden.

"Was macht dich da so sicher? Seit Jahren warte ich auf den Durchbruch und erlebe nichts als Ablehnung."

"Weil du außergewöhnlich bist, genau wie dein Talent. Du hast noch nie aufgegeben. Vielleicht dauert es noch fünf Jahre, aber dann gehst du richtig durch die Decke und beweist es allen."

"Dankeschön, das ist lieb von dir", wird ihr Blick weich und ich bekomme ein Lächeln zu sehen. Mein Lächeln.

Mit einem angenehmen schweigen essen wir zusammen, räumen gemeinsam ab und bereiten das Wohnzimmer vor, sodass wir wenig später gemeinsam auf dem Sofa sitzen. Maya hat sich den Sessel gekrallt, sodass Delilah und ich auf dem Sofa sitzen müssen. Zum Glück ist es groß genug, jeder hat seinen Platz, ohne dass wir uns berühren. Als ich von der Toilette zurückkomme ist schon der Anfang des Films zu hören.

"Da hat jemand Geschmack bekommen", applaudiere ich Maya, da sie den ersten Film aussuchen durfte und lasse mich auf meinem Platz nieder. Spiderman ist ein absoluter Klassiker und eigentlich ist Maya gar kein Fan der Reihe, vollkommen unverständlich.

Hey There DelilahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt