4 - Zuhause?

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Louisa - 26. Juni 2016

Seit fast einem Monat bin ich wieder Zuhause.

Layton, Utah. Geboren & aufgewachsen. Wie mein Zuhause fühlt es sich aber schon lange nicht mehr an.

Mein Zuhause war immer Delilah. Egal wo wir waren, ich habe mich sofort heimisch gefühlt. Jetzt ist sie in New York und alles was mir bleibt ist ein Pulli, den ich aus ihrem Schrank genommen habe.

Sollte ich mich schämen, weil ich einfach an ihren Schrank gegangen bin? Ja.

Schäme ich mich lieber, als das ich nichts von ihr habe? Definitiv.

Unser Wiedersehen hat mich aus der Bahn geworfen. Sie ist noch schöner als ich sie in Erinnerung hatte. Gott ihre Stimme zu hören war Musik in meinen Ohren. Ich würde alles dafür geben, dass sie nochmal mit mir spricht, aber dafür ist zu viel passiert. Ich habe sie verletzt und das werde ich mir ein Leben lang vorwerfen.

Während ich weiter in Selbstmitleid bade, beginnt mein Handy zu vibrieren.

Maya.

"Hey", begrüße ich sie freundlich, setze mich in mein Auto.

"Na, was machst du gerade?"

"Ich klappere unsere alten Orte ab, warum haben die gefühlt die komplette Stadt neu gemacht, nur unsere Highschool ist immernoch so hässlich wie früher?", beschwere ich mich, höre ein Lachen am anderen Ende der Leitung, welches jedoch nicht von Maya kommt.

Ihr Lachen würde ich unter Tausenden heraushören.

"Sorry, ich koche nebenbei und hab dich auf Lautsprecher", erklärt sie mir, ehe ich höre wie sie mit Deli quatscht.

Auch nach vier Jahren habe ich noch Schmetterlinge im Bauch, wenn ich nur an sie denke. Wir haben uns nie gesagt, das wir uns lieben. Klar als Freunde schon, aber da war das anders gemeint. Da dachte ich noch, ich würde sie so lieben, wie ich Maya liebe, aber da habe ich mich getäuscht. Ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben. Ich würde ihr das so gern sagen, aber damit wäre keiner von beiden geholfen. Delilah hat mit mir abgeschlossen und ich sollte auch endlich nach vorn schauen.

"Lou, bist du noch dran?", reißt mich Maya aus meinen Gedanken.

"Ja...ja, warum ruft du an?"

"Ich wollte dich einladen zu meiner großen Party am 4. Juli. Ich weiß, du wolltest erstmal nicht mehr nach New York, verständlicherweise, aber ich würde mich sehr freuen."

NY ist riesig und laut und hat mich nach knapp zwei Tagen schon in den Wahnsinn getrieben. Großstädte sind nichts für mich.

"Ich glaube nicht das Delilah damit einverstanden ist, aber danke für die Einladung", lehne ich ab. Ich respektiere ihre Grenzen. Sie hat klar gemacht, das sie mich nicht mehr sehen will und das akzeptiere ich.

"D wird nicht da sein, sie fliegt mit ihrem Freund weg, also dein Schlafplatz ist auch gesichtert. Bitte Lou, jetzt wo du endlich mal wieder Zeit hast kannst du auch vorbeikommen. Ich spiele auch Tourguide für dich und zeige dir alle Sehenswürdigkeiten und Bars."

Es klingt schon verlockend. Verlockender als den Tag mit meiner Familie zu verbringen. Mein großer Bruder ist nicht in der Stadt und auf meine Eltern habe ich jetzt schon keine Lust mehr.

"Plan mich ein. Ich werde denke ich Donnerstag da sein, ist das okay?"

"Das ist super. Ich freue mich auf dich, Lou."

Überraschenderweise freue ich mich auch. Noch eine Woche hier und ich würde die Krise bekommen. Meine Eltern behandeln mich wie ein rohes Ei, gefühlt die ganze Nachbarschaft weiß über mich Bescheid. Ständig werde ich gefragt, ob es mir gut geht und wie ich damit klarkomme. 

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now