11 - Freunde

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Delilah - 7. Oktober 2016

Wie auf heißen Kohlen sitze ich in der Küche, versuche die Gefühle herunterzuspielen. Das erste Mal, dass wir einen halben Tag miteinander verbracht haben und schon dreht sich für mich alles nur um Louisa. Gestern war da wieder die alte Lou, die, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Klar haben wir die letzten Monate freundschaftlich miteinander verbracht, aber meistens waren Maya und Gwen dabei und wir sehr zurückhaltend in der Kommunikation miteinander.

Meine Gedanken werden unterbrochen, als ich die Wohnungstür höre, wie sie leise zu geht und dann erwische ich Maya beim Versuch sich in ihr Zimmer zu schleichen.

"Hiergeblieben junge Dame!", mache ich auf mich aufmerksam und sie zuckt erschrocken zusammen, dreht sich zu mir.

"Komm, es gibt Frühstück, ich habe noch Zeit bevor ich ins Diner muss", nicke ich Richtung Küchentisch und sie legt Jacke und Schuhe ab, ehe sie zu mir kommt.

"Magst du mir verraten, wo du die ganze Nacht warst?", hebe ich fragend eine Augenbraue, gieße ihr Kaffee in eine Tasse und stelle diese dann vor ihrer Nase ab.

"Unterwegs" zuckt sie nur mit den Schultern, spielt mit der Kaffeetasse, "Wie war es denn mit Lou?"

"Sie liegt gerade in meinem Bett und schläft", antworte ich und sofort werden die Augen meiner Mitbewohnerin groß.

"Seid ihr etwa wieder..."

"Nein, sind wir nicht. Allerdings bin ich Händchen haltend mit ihr aufgewacht, keine Ahnung wie das passiert ist, ich hoffe nur sie hat es nicht mitbekommen."

Das letzte was ich gebrauchen kann ist wieder eine angespannte Stimmung zwischen uns.

"Und der generelle Stand? Habt ihr euch annähern können?"

"Es war eine gute Idee von dir, dass wir den Tag allein verbringen. Bis auf ein paar Situationen, in denen wir beide nicht wussten wie wir reagieren sollen oder ob der andere das jetzt falsch auffasst."

"Und warum liegt sie jetzt in deinem Bett?"

"Wir haben Pizza gegessen und getrunken und danach habe ich ihren Rücken massiert, weil sie Schmerzen hatte und dabei ist sie eingeschlafen. Alles ganz unschuldig."

"Aber es war schön?"

"Ich glaube wir finden zur alten Leichtigkeit zurück."

"Endlich, meine zwei Lieblingsmenschen finden wieder zusammen", klatscht sie grinsend in die Hände, während ich meine Augen verdrehe.

"Da ich gerade ehrlich war, würde ich jetzt gern von dir eine ehrliche Antwort haben. Wo warst du?"

Manchmal fühle ich mich als wären wir Mutter und Kind, ab und zu tauschen wir die Rollen.

"Bei Travis."

"Und Travis ist wer?"

"Ein Kommilitone und sowas wie mein Freund."

"Sowas wie? Was ist das denn für ein Beziehungsstatus? Nicht zu vergessen das ich von Travis noch nie etwas gehört habe."

"Du kennst ihn, er war die männliche Hauptrolle in 'Tyrann'."

"Dieses schreckliche Stück, welches einer deiner Studienfreunde geschrieben hat und wo du aus Mitleid mitgespielt hast? Das war eine Katastrophe, ich verlange immer noch Schmerzensgeld für meine verschwendete Zeit."

Es war im Hochsommer, gefühlt tausend Grad und wir mussten uns diesen Unsinn anschauen, weil wir Maya keinen Wunsch abschlagen können und sie bei allem unterstützen, auch furchtbaren Theaterproduktionen.

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now