6 - Independence Day Part I

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Louisa - 4. Juli 2016

Nervös beschreibt meinen Zustand vermutlich gerade am besten. Ich kenne zwar schon den Großteil von Mayas Freunden, aber trotzdem bin ich eher zurückhaltend und antisozial eingestellt. Die Zeit bei der Army hat mich geprägt.

"Du siehst gut aus, wen willst du denn beeindrucken?", gesellt Maya sich zu mir ins Bad, als ich gerade noch etwas Lippenstift auftrage.

Ich trage einen Jumpsuit in blau, weiß, rot, passend zu meinem Haarband, welches unsere Nationalflagge repräsentiert. Ich liebe den Independence Day. Allerdings bin ich es gewohnt im kleineren Kreis mit Familie und Freunden zu feiern und nicht mit ganz New York. Keine Ahnung wie ich den Abend heute überstehen soll, aber ich bemühe mich für Maya.

"Ich sehe aus wie immer", schüttel ich den Kopf wegen ihrer Aussage.

"Nein, du hast dich heute noch hübscher gemacht, als du so schon bist. Hatte Gwen so einen Eindruck hinterlassen, dass du jetzt auf Angriff gehst?", wackelt meine Freundin mit ihren Augenbrauen, weswegen ich die Augen verdrehe.

Gwen gehört zu Mayas Freundeskreis, den ich kennengelernt habe. Wir kamen sofort ins Gespräch und die meiste Zeit des Abends habe ich mit ihr verbracht.

"Wirst du das jetzt jedes mal sagen, wenn ich mich mit jemandem gut verstehe?"

"Nein, aber ihr seht ganz süß zusammen aus. New York ist anders, Lou. Hier laufen vermutlich mehr gleichgeschlechtliche Paare rum als Heterosexuelle."

"Willst du mich jetzt mit jeder Frau die du kennst verkuppeln oder was?"

"Nein, nur mit denen, die auf Frauen stehen", grinst sie, als ich den Lippenstift weglege, mein fertiges Outfit im Spiegel checke.

"Und wieso? Wirke ich allein so unglücklich?"

Ich komme als Single wirklich gut aus und das schon seit einigen Jahren, ich bin nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Ich weiß ja noch nicht mal, ob Mann oder Frau.

"Das habe ich nicht gesagt. Allerdings sehnt sich doch jeder nach Liebe und Wärme", zuckt sie mit den Schultern.

"Und du hast die wohl schon längst gefunden?"

Maya redet immer davon, wie toll die Liebe ist, aber ich weiß von keinem Mann in ihrem Leben.

"Wenn du es genau wissen willst, nein habe ich nicht. Allerdings bin ich immer offen dafür und verschließe mich nicht so wie du."

"Ich verschließe mich nicht", murmel ich, breche unseren Blickkontakt durch den Spiegel ab.

Für mich gibt es nur Delilah. Das mit uns kann niemals funktionieren, aber in meinen Träumen sind wir glücklich. Sie sind eine willkommene Abwechslung zu meinen Albträumen. Jedes mal wenn Delilah's Gesicht in meinen Träumen erscheint, weiß ich, dass es ein guter Traum wird.

"Du hast dich schon vor Jahren verschlossen, das wissen wir beide. Ich liebe dich Lou, aber du solltest vielleicht anfangen dein Leben zu leben."

"Ich will mein Leben nicht ohne sie leben", erwidere ich leise, gehe an ihr vorbei aus dem Badezimmer. Ich will diese Konversation nicht führen. Deli ist nicht hier und deswegen sollte ich mich auch nicht wieder mit ihr befassen.

So viele Gespräche mit Maya beinhalten Delilah. Ich habe mein Limit erreicht für dieses Wochenende.

"Sie wird heute noch vorbeikommen mit ihrem Freund", ruft Maya, weswegen ich stehen bleibe, mich zu ihr drehe.

"Was? Wieso? Ich dachte sie ist in Texas?"

"Es gab irgendeinen Zwischenfall mit seiner Familie, sie wollte nicht weiter darauf eingehen."

Hey There DelilahWhere stories live. Discover now