Kapitel 11

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Soll ich ihn begleiten? Sagt er was zu mir? Oder bleib ich einfach nur in meinem Auto und warte bis er wiederkommt? Mit angespannten Händen am Lenkrad biegen wir schlussendlich in die letzte Seitenstraße, als sich wie üblich in unserer Gegend ein Betonbrocken in den Himmel ragt. "Nimms mir nicht böse, aber ich gehe lieber allein. Nicht das wieder meine Erzeugerin da ist und ich die Kontrolle verliere."

Ein Fünkchen Verlegenheit ahne ich in seinem Blick aber ich kenne mich nicht direkt aus um es zu deuten. "Kein Problem, Ich warte." Isaac verließ das Auto und ich kramte direkt mein Handy aus meiner Hosentasche um eine dringende Nachricht zu verschicken welche lautet: 'SOS großes Problem incoming'. Mein Handy lasse ich auf meinen Schoß fallen und lehnte mich an meine Kopfstütze.

Ein tiefer Atemzug folgt dem Anderen. Mein Handy riss mich aus meinen Meditativen Atemübungen und ein Glücksschwall überflog mich. Ein großes AZRA und ein roter und grüner Hörer war zu sehen.

"Müssen wir eine Leiche vergraben? Oder jemand verfolgen oder Ausspionieren? Ich habs mittlerweile so gut drauf wie Penelope Garcia, im ernst" den Kopf schüttelnd muss ich an unsere Criminal Minds Phase denken. "Nein, nichts von alledem. Gruppenmeeting heute?" im Hintergrund höre ich gerade wie Azra Hamza aufklärt. "Natürlich, komm zu uns, für dich haben wir immer Zeit" mit einem Danke verabschiede ich mich noch nachdem sie mit gesagt hat, dass ich gegen halb vier bei ihnen auf der Matte stehen soll. Machbar.

Oh nein. Was soll ich zum Mittagessen machen? Aber besser als der Krankenhausfraß wäre es allemal. Vielleicht gehen ja Rigatoni mit 4-Käse-Soße. Nach dem alten Rezept von Papa. Er hatte immer das Kochen besser drauf als meine Mutter. Hoffentlich wurde ihr neuer damals von ihren Kochkünsten abgeschreckt. Aber dann wäre sie wieder angekrochen gekommen, also hat es doch gereicht. Die Musik drehe ich wieder laut da Isaac noch nicht da ist.

Nach einer knappen Viertelstunde habe ich bedenken. Ich kann mich aber nicht auf den Weg zu ihm machen, das wäre zu viel des Guten. Als ich aufsehe von meinem Lenkrad sehe ich ihn direkt mit einer größeren Sporttasche auf mich zu laufen.

Isaac ist hektischer als sonst. Es muss irgendetwas vorgefallen sein.

Ich hätte ihn vielleicht doch begleiten sollen. Direkt als er sich hingesetzt hat sah er mich an und sah mich erwartungsvoll an ob wir nun fahren können. Ich war leider etwas zu fasziniert von seinen Augen. Es ist wie als würde darin ein wütender Sturm vor sich hingehen. Ich schenkte dem keine Aufmerksamkeit mehr, denn es war nun Mittagszeit und wieder viel auf den Straßen los.

"Fühl dich also wie zuhause" ich bewege mich gerade in Richtung Küche als er anfing seine Dinge in mein Badezimmer einzuräumen. Die Nudeln waren schnell gekocht, und ich hab dann auch direkt gegessen. Isaac saß sich kurzerhand mit gegenüber, als ich ihn frag ob er auch etwas möchte hat er nur ein einfaches 'Nein, danke' gesagt. "Es wird wahrscheinlich eh noch etwas übrigbleiben aber egal, ich bin heute Nachmittag weg ab halb vier, das ist okay für dich oder?" "Natürlich, ich will dich nicht in deinem Alltag stören" ich erklärte ihm darauf hin, dass ich kein Problem hätte, wenn er sich etwas auf Netflix ansehen möchte.

In der Zwischenzeit von Mittagessen und dem Treffen beschäftige ich mich noch wie ich das mit Isaac hinbekommen soll mit der nächsten Therapie Stunde.

Als ich mich auf den Weg mache rief ich noch ein 'Tschüss' in mein Wohnzimmer und er entgegnete gleiches sofort.

Bei der Wohnung von Azra und Hamza angekommen klingle ich und die Tür wurde förmlich aus allen Angeln gerissen als mir Hamza entgegenkommt und mich gleich in eine Umarmung schließt welche ich erwidere. "Wegen dir konnte ich Shishabar absagen, hoffentlich ists das wert" "Ach komm, Halts Maul deine scheiß Kanackenbrüder kommen auch mal ohne dich klar" entgegnete Azra welche ich bereits in meine Arme geschlossen habe. Geschwisterliebe.

"Ihr glaubts nicht und ich verarsche euch nicht aber" und somit erzähle ich meinen beiden türkisch stämmigen Freunden die Geschichte während Azra Bemerkungen macht wie "Oh du Heilige, hast du n Bild von ihm?" Hamza gab ihr dafür einen Schlag auf den Hinterkopf und sagt nur am Ende: "Was machen wir jetzt?" und Azra, welche neben ihm saß auf dem schwarzen Ledersofa saß "Uns verlieben, ihn retten und glücklich alt werden!"

Ich sitze den Zwillingen gegenüber auf einem Zustellfußhocker und ließ meinen Kopf in meine Hände fallen. Was mach ich jetzt nur?

"Weißt du was? Wir brauchen Çay. Und zwar dringend" Ich hab bis jetzt noch nie viel Çay getrunken, aber Azra macht den besten. Wir beschließen an selbem Abend, dass ich ihn noch bei mir leben lasse, aber nur bis zu meinem Seminar, danach müsse er gehen.

Und ich soll laut dem weiblichen und älteren Zwilling meinen Gefühlen freien lauf lassen, vielleicht kann ich ihm ja damit helfen. Aber ich werde mich nicht verlieben. Sicherlich nicht. Das letzte Mal war Jahre her, es wird eine reine Therapeut-Patient-Beziehung und basta.

Die Zwillinge unterhalten sich angeregt über meine Vorkommnisse und lassen mich aus der Diskussion raus. Ich bin ganz froh drüber. Wenn die beiden mal eine andere Ansicht vertreten dann taut gefühlt die Hölle auf. Überraschender weise aber hält das nie lang an und die beiden sind im nächsten Moment wie vor der Meinungsverschiedenheit. Und das jedes. Einzelne. Mal.

Während ich für mich selbst meinen Gedankengang zu beschließen, beschließen die Oktay Geschwister, dass wir den altbewehrten Lieblingsfilm von uns anschauen: Hannah Montana. Danach war es auch schon relativ spät, und da ich morgen noch eine Therapiestunde mit Isaac hab, beschließe ich um halb neun den Weg nach Hause anzutreten. Bis ich zuhause bin vergehen noch viele Minuten deswegen fahre ich lieber früher los.

In meiner Wohnung angekommen, lege ich meine Sachen ab und gehe in die Küche um etwas zu trinken. Isaac sitzt im Wohnzimmer und sieht sich gerade was im TV an. Als ich aber bemerke das ein bisschen von dem Essen, welches ich vom Mittagessen übrighatte, fehlt. Stolz sah ich in Richtung Wohnzimmer und danke meinem Vater innerlich für das Rezept.

Eine Wahrheit Where stories live. Discover now