Kapitel 27

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Der darauffolgende Samstag ist doch eher Ereignislos und da bin ich auch froh darüber. Ich wache erst kurz vor Mittag auf, da wir gestern doch noch länger wach gewesen sind. Da beschwere ich mich aber definitiv nicht darüber. In seinen Armen hab ich mich seit längerem mal wieder richtig geborgen gefühlt und ich wollte eh nicht mehr aufstehen.

Wir beschließen etwas zu Essen zu bestellen da niemand von uns beiden Lust hat noch in die Küche zu stehen. Da ich gerade noch in meiner Küche einen Flyer sehe von einem neuen Asia-Restaurant denke ich mir das dies doch eine gute Idee ist. 'Magst du Asiatisch?' Ich drehe mich von den Schränken weg und sehe über die Kücheninsel zu Isaac der mich auch schon ansieht. 'Bestimmt, zeig mal her' Und somit sitzen wir beide an meiner Kücheninsel und entscheiden was wir bestellen. Ich rufe noch kurz an und dann mache ich mich auf um mich noch aus meinen Schlafsachen zu schälen.

Ich hab heute sonst nichts vor aber hat Isaac was vor? Ich könnte ja vorschlagen ob wir heute im Park eine Runde gehen wollen. Dann kommen wir wenigstens raus aus den vier Wänden.

Die Pflanzen gieße ich auch gerade als es auch schon klingelt. Isaac geht schnell und dafür bin ich ihm dankbar. Er deckt auch schon mal den Tisch während ich die Plastikverpackungen aufmache um sie auf den Tisch zu stellen mit jeweils einem Glas Wasser.

Wir sitzen nun beide hier und essen unsere Asiatische Küche und reden meist nichts aber ich würde gerne eine Konversation beginnen aber wie? Da kommt mir doch eine Idee.

'Zwei Lügen, Eine Wahrheit. Ich habe einen Zweitnamen, ich will mir ein Tattoo stechen lassen und ich hasse die Farbe Gün.' Nach jedem Punkt mache ich eine kurze Pause damit er mir folgen kann. Er hebt seinen Kopf um mich mit seinen sturmgrauen Augen anzusehen. Isaac legt seinen Kopf leicht schief um die Wahrheit zu erkennen ich versuche aber ein Pokerface aufzusetzen.

'Du hast einen Zweitnamen' beschließt er nach ein paar Sekunden. Ich schüttle meinen Kopf. 'Ich will unbedingt ein Tattoo, aber ich weiß nicht was für mich eine so große Bedeutung hat, um es für immer auf meiner Haut zu verewigen.' Er nickt als wäre es auch seine Ansicht.

'Ich kann zwei Minuten meinen Atem anhalten, Meine Lieblingsfarbe ist Orange und ich hab einen Schriftzug auf meinem inneren Oberarm tätowiert.' Er kann sicherlich nicht seinen Atem so lang anhalten. Bei den anderen zwei bin ich mir nicht sicher. Ich entscheide mich für die Lieblingsfarbe Orange und das war tatsächlich richtig.

'Hast du ein Tattoo irgendwo?' erkundige ich mich. Er nickt legt sein Besteck ab und schiebt den kurzen Ärmel seines grauen Shirts nach oben. Er dreht seinen Arm so hin, dass sich mir römische Ziffern offenbaren. Was bedeuten die wohl? Und als hätte Isaac meine Gedanken gelesen sagt er 'Das ist der Geburtstag von meinem Papa der 2. Juli. Der Hintergrund ist der, dass er genau in Mitte des Jahres geboren ist und das fand ich immer als Kind toll und weil er immer gesagt hat, dass Dylan und ich immer die Mitte seines Herzens einnehmen würden, die anderen Plätze waren für andere Personen.' Er zupft den Ärmel wieder zurecht.

'Ich finds schön. So etwas hat wenigstens eine Bedeutung. Aber ich weiß nicht was ich mir stechen lassen soll' Ich hab mich oft umgesehen was es Wert wäre. Blumen trägt fast jeder und welche sollte ich mir stechen lassen? Daten habe ich keine signifikanten und andere Symbole wie Uhren oder gar ein Tier ist nicht so in meinem Interesse.

Wir essen fertig und beschließen dann auf meinen Vorschlag hin eine Runde im Park zu gehen. Das Herbstwetter geht bald in das Winterliche und das merkt man heute besonders. Es ist mittlerweile fast Mitte November und Schnee gibt es nur Ende Dezember bis Anfang März. Ich ziehe über meinen dicken Queen Hoodie eine Lederjacke die noch ein bisschen Gefüttert ist. Isaac trägt eine schlichte schwarze Jeansjacke. In meine Jackentasche packe ich noch schnell den Schlüssel für die Wohnungstür und ein schwarzes Feuerzeug für Isaac.

Die Minuten verstreichen während wir durch den gut besuchten Park spazieren. Menschen aller Altersklassen sind hier zu finden. Vor uns läuft gerade eine kleine Familie mit einem Kinderwagen aber sie biegen ab um einen anderen Weg zu gehen. Isaac und Ich gehen aber tiefer in den Park. der Mann neben mir kramt gerade eine Schachtel heraus als ich ihm direkt sein Feuerzeug entgegenhalte. 'Danke'

Ich hab das Wetter doch unterschätzt. Gestern konnte ich noch nur mit einem Hoodie über einem Shirt raus und heute frieren mir meine Hände ab. Ich hole sie erneut aus meinen Taschen um sie aneinander zu reiben in der Hoffnung, dass das was bringt. Es ist wirklich egal wie kalt oder warm es draußen ist, meine Hände sind stets Eiszapfen.

Neben mir läuft Isaac in einem angenehmen Tempo und er macht nicht die Anstalt sich gerade die Hände abzufrieren. Ich bin neidisch. Ich senke meine Arme um sie wieder in meiner Jackentasche zu versenken aber Isaac ist schneller und greift mit seiner Hand nach meiner. Heiß trifft auf kalt. Ich vermag fast ein zischen zu hören aber das ist glaube ich doch nur Einbildung.

'Ist dir kalt? Wir können auch umkehren' 'Nein es passt alles, keine Sorge' und das stimmt wirklich. Die Wärme, welche mich von meiner Rechten Hand aus durchströmt erreicht bald auch den letzten Winkel meines Körpers. Ich bemerke wie sich ein zufriedenes Lächeln auf meine Lippen legt.

Wir kommen wieder in die Stadt und Isaac lässt meine Hand nicht los, obwohl wieder mehr Menschen in Sichtweite sind. Aber das ist mir recht so. Als wir vor einem gemütlich aussehenden Café stehen gehen wir beide hinein. Eine kleine Glocke macht einen willkommen heißenden Ton und wir sind sofort in eine unbeschreibliche Atmosphäre verfrachtet worden. Der leckere Geruch von Kaffee und Tee mit Backwaren vermischt steigt in meine Nase. Dafür, dass es hier billige Angebote gibt, finden wir viele freie Plätze und entscheiden uns für einen weiter hinten am Fenster. Von hier aus hat man den perfekten Blick auf das ganze Café. Als wir sitzen kommt auch schon jemand und bringt uns das Menü.

Endlich sitzen wir beide vor einer heiß befüllten Tasse und essen unsere Kuchen und reden über Morgen und was ihn erwarten wird. Ich warne ihn sicherheitshalber vor, habe ich Isaac gesagt. 'So schlimm wirds bestimmt nicht, ich freue mich schon' meint er eindringlich und ich freue mich tatsächlich auch. Endlich meinen Freunden ihn vorzustellen, ist vielleicht der nächste Schritt, aber hoffentlich auch in die richtige Richtung.

Wir laufen wieder dicht an dicht nach Hause und er nimmt meine Hand in seine als wäre es das normalste auf der Welt. Vielleicht gehts ihm besser als vor seinem Versuch bilde ich mir ein. Vielleicht hilft ihm die Nähe zwischen uns.

Ich glaube das Schicksal hat es in diesem Sinn mit mir gut gemeint und darüber bin ich erfreut. Ich habs ursprünglich bereut beim Vorstellungsgespräch gesagt zu haben, dass ich gerne die 'Harten Fälle' betreuen würde. Mittlerweile bin ich froh über mein idiotisches Vorhaben, ohne das hätte ich nicht Isaac kennengelernt und ohne das wäre ich wahrscheinlich immer noch an die Gruppentherapie gebunden mit Evans. Wobei, die kann ich jetzt auch allein leiten, wenn er sich nicht mehr blicken lässt. Er hätte mir eigentlich schon eine Erklärung abliefern sollen. Aber was solls? Mein Chef sollte nur nicht mitbekommen was ich gerade abziehe mit einem eigentlichen Patienten. Scheiß drauf, meint nur noch der kleine Teufel auf meiner Schulter.

Schlussendlich kann ich mein aufeinandertreffen mit Isaac auf meine eigene Dummheit zurückschreiben, aber ich denke, dass ich damit umgehen kann. Isaac drückt leicht mit seiner warmen Hand meine und ich gebe die Geste wieder.

Genau, lebe dein Leben im Jetzt. Carpe Diem oder wie das heißt.

Morgen werden das erste Mal meine Freunde Isaac sehen und ich freue mich darauf. Hoffentlich wird es keine peinlichen Situationen geben in welchen Flynn wieder von Kindergeschichten von mir erzählt oder gar von meinen Skifahr-Versuchen.

Eine Wahrheit Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ