Kapitel 14

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Die beste Idee ist es bei weitem nicht aber was solls. "Isaac ich würde gerne mehr über dich erfahren, ich sollte dir schließlich helfen." Er sieht unverständlich über den Tisch zwischen uns mir in die Augen. Immerhin Augenkontakt, hoffentlich bleibt der bestehen. In einer unserer Lektionen wurde der Augenkontakt als menschliche Zwischenkommunikation eingestuft, welche zur besseren Verständigung beiträgt. Wie bei Tieren.

Durch die Augen kann viel abgelesen werden. Nicht nur ob die Person, welche sich gegenüber von dir angezogen oder gar abgestoßen fühlt.

In unserer kleinen Lerngruppe erzählten wir uns verschieden Geschichten aus unserer Kindheit unter anderem mit versteckten Lügen und die anderen beiden sollten herausfiltern was gelogen war oder an was wir uns gerne erinnern.

In solchen Umgebungen ist die Körpersprache wichtig zu analysieren. So viel wie ich mir über diese Themen gemerkt habe hätte ich doch glatt bei Criminal Minds arbeiten können.

"Wie willst du das anstellen" leichter Unglaube wägt in seiner Stimme mit. "Zwei Lügen, Eine Wahrheit"

"Die Partyversion oder die Kennenlernversion?" mit einem Nicken entgegne ich "Kennenlernversion". Ich versuche das nicht nur aus Spaß, wenn er sich nur öffnen kann, wenn sich der gegenüber auch öffnet, ist das eine geniale Idee.

Die Kellnerin stellt gerade unsere zwei Pizzen vor uns ab und ich überlege was ich ihm vorgaukeln kann.

Ha. "Ich liebe Hunde, Ich habe keine Geschwister, Meine Mutter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben" mit der ersten Frage sind wir direkt in mein persönliches Leben eingedrungen. Solange ich nichts über mein Intimes Leben erzähle, denke ich wird das schon professionell bleiben.

"Ich kann mir schwer vorstellen, dass davon zwei falsch sein sollten. Zusätzlich könnte jede von diesen Infos aber wahr sein" Isaac legte eine kurze Pause ein bis er schließlich meine letzte Aussage als wahr betitelt. "Daneben, ich habe keine Geschwister" der Mann mir gegenüber nickte nur bis auch er eine Minute später mir das Rätsel stellt.

"Ich hab noch nie Harry Potter gesehen, Ich habe noch eine Schwester, Ich war noch nie high" Hm. "Ich denke, aufgrund meiner Erfahrungen, dass jeder einmal im College zumindest Gras geraucht hat. Das mit Harry Potter muss fast eine Lüge sein, ich kanns mir nicht vorstellen. Du hast eine Schwester."

"Da sind wir beide gute Lügner, ich hab noch nie in meinem Leben einen Teil von Harry Potter angeschaut obwohl mein Bruder riesen Fan war."

Meine Pizza fiel mir fast vor Fassungslosigkeit aus der Hand. "Nicht mal den ersten? Ich hätte Geld darauf verwettet das du Snape Fan gewesen bist!" "Niemals gesehen. Ich bezweifle das ich davon Fan werden könnte, Alexa."

Das Isaac meinen Namen nutzte in der direkten Ansprache verwirrte mich auch nur ein kleines bisschen. Ein kleines bisschen viel.

Egal. Kopf zurück zum Partyspiel. Immer noch fassungslos kaue ich auf meiner Pizza bis ich sie ablege und runterschlucke. "Im College war ich bei der Schulband, habe aber immer geschwänzt da ich das Instrument nicht spielen konnte, ich bin in Amerika geboren worden, Ich war das erste Mal mit 18 so richtig betrunken."

Isaac schluckte schnell und hat es nur mit der Hand abgewunken. "Das erste ist richtig, ich kann es mir Förmlich vorstellen wie du dir immer eine Ausrede einfallen lassen hast" "Volltreffer. In den Jahren hatte ich unzählige Zahn-OPs und ungefähr" ich zwinkerte ihm zu, damit auch wirklich klar wird das ich reine Ironie benutze, "18 Weisheitszähne wurden mir gezogen".

"Einfacher wäre es in einer Roboter-AG gewesen, denkst du nicht? Nerds bestechen" diesmal zwinkert er mir zu. Oh. "Dazu könnte ich ein paar Geschichten erzählen." Ab diesem Zeitpunkt an erzähle ich Isaac von Flynns Ideen zum Schwänzen, und das die URAG wie es bei uns damals hieß, was ganz simpel hieß 'Unbelievable Robots Action Group' – ein sehr trockener Name – einfach keinen Platz mehr für mich hatte.

Flynn hat immer die besten Ideen und war für alles zu haben. Als ich gerade eine meiner Lieblingsgeschichten erzähle, wie ich einmal Flynn dazu angestiftet hab, mir mit der Faust ins Gesicht zu schlagen um nicht Trompete spielen zu müssen. Was aber dann so geendet ist, dass ich die Lehrerin angelogen hab, dass ich heute Nacht aus dem Bett gefallen sein und deswegen eine fast angebrochene Nase hatte. Blutige Angelegenheit auf jeden Fall.

Und da passierte es das erste Mal. Ich selbst nahm es nur durch meine Lach-Tränen wahr aber Isaac lächelte.

Und er hat ein Grübchen. Links. Und mir wurde schlagartig bewusst wie hübsch er doch war. Den Hoodie den er trägt, verbirgt sein Mal welches mittlerweile sich grünlich verfärbt haben sollte.

Trotzdem sieht er in genau diesem Augenblick aus wie ein Gemälde. Mit dem leichten lächeln und den dunklen leicht lockigen Haaren und diesen grauen Augen.

Meinen Kopf leicht schüttelnd wegen meinen Gedanken wische ich mir noch meine Tränen aus dem Augenwinkel.

Als unsere Teller leer waren und ich noch erfahren hatte, dass er früher einen Hamster namens Randy hatte, welcher aber nach einer Woche wieder verkauft werden musste, weil er zu viel Lärm nachts gemacht hatte erzähle ich ihm noch mein letztes Rätsel.

Die Kellnerin legt gerade die Rechnung auf den Tisch als ich meinen Geldbeutel rausholen möchte. Isaac kam mir aber zuvor und hat bereits die Summe mit Trinkgeld der Dame in die Hand gedrückt. "Danke, aber ich hätte auch gezahlt, oder wenigstens mein Essen."

"Ich glaube die Wahrheit von deiner Frage ist, dass Herbst deine Lieblingsjahreszeit ist."

Mit einem Nicken meinerseits stehen wir beide auf und bewegen uns nach draußen. Wir gehen still nebeneinander und lassen die Menschen, die viel zu beschäftigt sind den Lärm für uns machen. Am Auto angekommen sah er mich kurz an. "Hast du zufällig ein Feuerzeug?"

"Muss ich nachschauen" raucht er? Bestimmt, für was braucht er es sonst. Um mich anzuzünden vielleicht. Meine Mittagspause wurde bereits um eine halbe Stunde ausgedehnt, deswegen ist es nun grad egal.

Ihm das schwarze Feuerzeug überreichend stellte ich eine Frage laut, bei welcher ich nur hoffe das er ja sagt. "Gerne, dann rauche ich während dem Spaziergang" Das reicht um mich durchatmen zu lassen. Und ich war zufrieden.

Wir redeten anfangs nicht viel da er noch an seiner Zigarette zog aber währenddessen erzähle ich ihm etwas von meinen Familiären Verhältnissen. "Ich komme ursprünglich aus Kanada, wie beide meiner Eltern. Meine Mutter hat keine Bedeutung mehr für mich, da sie mich und meinen Papa sitzen gelassen hat als ich um die 10 war. Seitdem bin ich mit meinem Papa enger als zuvor."

Isaac schnippst gerade den Stummel auf den Boden um ihn noch auszutreten. "Ist Kanada schön? Ich war bis jetzt nur in Amerika unterwegs" "Sehr schön, vor allem im Winter. Den vermisse ich schon ein bisschen." Er sah mit einem Blick auf mich herab da er einen knappen Kopf größer war als ich.

Und wieder waren es die Augen welche ich bald noch verfluchen werde, welche mir andächtig zuhören.

Eine Wahrheit Where stories live. Discover now