Kapitel 17

15 4 0
                                    

Die Akte von Roth liegt griffbereit in einem abgeschlossenen Schrank zu meiner Linken. Mein Büro oder wie auch immer man so etwas betitelt besteht aus dem dunkelblauen Sofa, meinem großen Holzschreibtisch und natürlich einem bequemen Stuhl. Hinter mir steht eine Schrankgarnitur aus demselben Holz wie mein Tisch. Ganz an der Wand befindet sich der notwendige Aktenschrank und danach folgen zwei Regale in welchen man Bücher finden kann. Selbst sortiert finde ich immer die passenden Exemplare um etwas nachzuschlagen. An der Wand daneben hängt ein Diplom von meiner Universität und das ich fertig geschulte Psychologin bin.

Die Akte, nun bestimmt schon zum zehnten Mal am durchblättern, bleibe ich diesmal an den Kontaktdaten einer bestimmten Dr. Miller stehen. Okay, den Doktortitel hab ich noch nicht, da ich vielleicht erst später Promovieren möchte. Aber Dr. Colemeyer wäre schon was.

Die Nummer ist schnell auf dem Telefon, welches jedem Büro zum nutzen bereit steht schnell gewählt. Der Klingelton ging nicht lange als eine selbstbewusste Frauenstimme sich vorstellt und fragt was sie für mich tun kann. "Guten Tag, hier ist Ms. Colemeyer. Ich habe ihren Patienten Mr. Roth übernommen, und wollte ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, wenn das auch in Ihrem ermessen ist."

"Ach Hallo, ja gerne." Die Stimme klang auf einmal viel netter als sie sich vorgestellt hat. "Mir wäre es fast lieber, wenn ich sie zu mir in die Praxis einladen könnte. Persönlich mit jemand zu sprechen und dann noch so wichtige Dinge ist immer besser."

"Sehr gerne. Mir würde es recht Zeitnah passen. Haben sie irgendeinen Termin in welchen Sie mich eintragen könnten?" Miller bat mich um eine Minute bis sie ihren Terminkalender durchforscht hatte. "Aber natürlich, ich weiß nicht ob es etwas kurzfristig ist für sie aber würde 15:15 Uhr heute bei ihnen passen? Ein Patient hat abgesagt und sie kann ich unterbringen."

"Perfekt, Danke." Und dann verabschiedeten wir uns beide und legten auf. Das ging ja schon mal gut.

Jetzt muss ich nur noch die Adresse herausfinden aber wofür gibt es denn den besten Freund Google? Den Namen in der Suchleiste ist schnell eingegeben und auf Enter gedrückt erscheinen auch der ein oder andere blaue Link. Die Suche nach ihrer Praxis ist schnell beendet nachdem ich den passenden Link gefunden hab. Neugier lässt mich den Mauszeiger zu den kürzlich hochgeladenen Bildern wandern.

Eine etwas ältere Dame mit kleinen grauen Strähnchen an ihrer Schläfe schaut in die Kamera vor einem Gebäude. Sie sieht weder glücklich noch recht traurig aus. Vielleicht bin ich doch eher in Isaacs Interesse da ich mehr in seinem Alter bin. Den Tab schließe ich direkt wieder und öffne Google Maps.

Da ich gerade am Laptop sitze und Isaacs Akte vor mir liegen habe kommt mir die Frage in den Kopf ob ich ihn eigentlich zu seinem wirklichem Wohnsitz gefahren habe oder nur zu einem Freund. In die Adresszeile gebe ich direkt die Adresse die noch in der Akte vermerkt ist ein und kann mit Zufriedenheit feststellen, dass es dieselbe ist wie ich ihn hingefahren habe.

Diesmal schließe ich Google ganz und Notiere mir meine bereits erfahrenen Sachen auf meinem schwarzen Block welchen ich die meiste Zeit mit mir führe. Zusätzlich notiere ich mir ein Paar Fragen zu Isaac welche von Vorteil wären, die Antworten zu erfahren.

Ich beschließe mir zum Mittagessen nur etwas Kleines von Starbucks zu holen und deswegen erkundige ich mich ob ich Mrs. Wollak etwas Gutes tun könnte und ihr auch etwa mitbringen kann. "Du bist aber lieb, ich würde mich über ein vorbelegtes Sandwich von Subway freuen. Warte ich geb dir gleich ein paar Groschen." "Geht auf mich. Bis später."

Ich winke ihr noch zu als ich aus der Tür laufe und mich auf zu dem Personalparkplatz mache um mit dem Auto zu fahren. Subway ist doch ein kleines Stückchen entfernt von meinem eigentlichen Ziel. Die Fahr war schnell vorbei und das Sandwich ergatterte ich noch vor dem großen Ansturm zur Mittagszeit. Im Starbucks nahm ich ein einfaches Getränk mit einem Cookie mit, da der heute richtig gut aussah.

Das Sandwich fand seinen Besitzer und ich aß zufrieden meinen Keks, denn heute erwartet mich ein warmes Abendessen auf welches ich mich schon freue. Ich bin gespannt was er kochen kann aus den Dingen die er bei mir zuhause finden kann.

Wie kann ich jetzt noch die Zeit verbringen? Es dauert immer noch eineinhalb Stunden bis ich mich auf den Weg zu Dr. Miller machen kann.

Als mir dann doch noch etwas zu tun einfällt vergeht die Zeit doch schnell. Die Gruppentherapie sollte vorbereitet, werden obwohl sie doch wieder wie immer abläuft. Ich beschließe einfach für morgen Einzelunterhaltungen anzubieten. Vielleicht will sich noch jemand äußern zu den Themen welche wir bei uns behandeln.

In Woodbury gibt es drei Anlaufstellen um konkrete Psychologie anzuwenden. Unsere Gemeinschaftspraxis, Dr. Miller und noch eine in der Azra und Hamza beide Arbeiten. Zusätzlich wird jedem von uns drei eine Gruppentherapie zugeteilt. In unserer Praxis kommen die Anonymen Alkoholiker und gleichzeitig auch Rauschmittelkonsumenten. Von Azra wird eine Gruppentherapie für Depressive angeboten und von Dr. Miller gibt es eh eine große Bandbreite aber vor allem die Familienaufstellung.

Als es endlich so weit ist kann ich meine nötigen Sachen zusammenpacken, am Wichtigsten ist mein Notizbuch. Im Auto gebe ich direkt die Adresse in meinem Navi ein und er berechnet die Route. Während dem Autofahren beschließe ich, dass danach unbedingt Azra angerufen werden muss und wenn sie nicht hingeht, muss Hamza her.

Ich finde tatsächlich relativ schnell einen Parkplatz und muss somit doch noch zehn Minuten in meinem Auto verbringen und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich öffne gerade den Chat zu Isaac um ihm zu sagen *Eine Wahrheit: Ich komm heute doch etwas später als geplant, ich schreib dir aber noch* er schreibt nach zwei Minuten eine kurze Nachricht die lautet *Ich warte auf deine Nachricht* So wie es aussieht ist der Satz unser Insider geworden.

Ich finde ihn wirklich bemerkenswert, das muss ich zugeben. Und sein Charakter werde ich nun auch besser kennenlernen durch Dr. Miller. Hoffe ich zutiefst. Wenn nicht dann weiß ich nicht weiter, sie sollte aber auf keinen Fall erfahren das ausgerechnet Isaac auch bei mir ein Dach über dem Kopf gefunden hat.

Ich sammle all meinen Mut und gehe auf das Gebäude zu, welches ich schon auf dem Bild gesehen hab und lasse es auf mich wirken. Es ist relativ groß und in einer typischen weißen Fassade gehüllt. Neben der Tür befindet sich eine Metalltafel, als ich näher heran trete kann ich lesen was dasteht. Dort steht Dr. Erica Miller und darunter sind die Öffnungszeiten gelistet. Die Tür lässt sich schwer öffnen und als ich endlich an der Rezeption angekommen bin erklärte ich erst einmal das ich einen Termin mit Dr. Miller hab.

Die Frau wies mich direkt in einen Gang und sagt das ich erwartet werde. Währen dem gehen werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Pünktlich. Perfekt.

Eine Wahrheit Where stories live. Discover now