Kapitel 12

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Isaac Roth

Man muss zugeben, die Wohnung ist echt schön. Und die tatsächliche Nettigkeit mich hier unterzukommen lassen war echt eine unerwarteter Vorschlag von Alexa . Ich sitze gerade in ihrem Wohnzimmer als ich den Schlüssel im Schloss höre, und verspanne mich wieder ein bisschen. Ich bin es nicht gewohnt mit jemand den ich gerade mal eine Woche kenne mit mir direkt eine Wohnung zu teilen.

Mit einem Hallo meinerseits kam sie aus der Küche um sich neben mich auf die Couch zu setzen. "Fight Club, einer meiner Lieblingsfilme" erkläre ich ihr. Ein kurzer Blick in ihre Richtung lies mich vergewissern, dass sie doch schon relativ müde ist. Da die Frau mit Abstand immer wieder die Hand hebt um ihr Gähnen zu verdecken. Besser ich mach den TV aus wenn sie geht, damit sie sich ausruhen kann. Ein weiteres Meeting von uns beiden steht schließlich morgen an.

In dem dunklen Zimmer konnte ich sie nun endlich genau unter die Lupe nehmen, sonst würde sie es sofort mitbekommen, wenn ich sie anstarre und nicht den Fernseher. Ihre mittellangen braunen Haare waren mittlerweile zu einem Dutt hochgebunden und ein paar Strähnen fielen aus ihm heraus und in ihr Gesicht. In ihren sonst hellbraunen Augen spiegeln sich Szenen aus dem Film welcher sich vor uns abspielt.

Aber was ist das hier eigentlich für ein Film zwischen uns? Therapeuten sind bestimmt nicht dazu befugt einen ihrer suizidgefährdeten Patienten mit zu sich nach Hause zu nehmen wie eine kleine Katze, welche sie auf der Straße gefunden hat.

Vor allem interessiert es mich wie lange ich hier noch sein kann ohne das sie mich raus schmeißt. Meine Augen wende ich zum Glück rechtzeitig von ihr ab, denn sie sieht mich nun für einen kurzen Augenblick an bevor sie anfängt mit einer gedämpften Stimme zu sprechen "Ich würde gerne schlafen gehen, wenn das kein Problem für dich ist." Natürlich nicht. Warum sollte es auch eins sein?

Ich greife sofort nach der Fernbedienung und um uns wird es sofort fast ganz schwarz. Nur noch vom Balkon kommen ein paar Strahlen Licht der Laternen zu uns und erleuchten ihr Gesicht. "Gute Nacht" "Dir auch eine Gute Nacht" sie verschwand noch kurz im Badezimmer und ging danach in ihr Zimmer. Ich behalte meine Augen auf dem schwarzen TV-Screen vor mir.

Jedoch sitze ich hier unschlüssig auf der Couch – welche gleichzeitig auch als mein Bett fungiert – und starre ihr doch hinterher. Einen kleinen Blick erhasche ich noch auf die Person, welche kurzerhand in einer Tür verschwindet. Kurz entschlossen mache ich mich auf den Weg ich ihre Küche um ein Feuerzeug zu finden. Feuerzeug hat man doch bestimmt in einer Küche, oder?

Nach der dritten Schublade werde ich endlich fündig. Mit dem Clipper in meiner Linken mach ich mich auf zu meiner Jacke. Speziell gesehen die linke Jackentasche. Aus der Sweat Jacke hol ich nun eine Schachtel Zigaretten und durchquere mit beidem die Küche und das Wohnzimmer um auf den Balkon zu gelangen um endlich eine rauchen zu können.

Die Tür rauscht ein wenig, bis sie endlich kurz vor dem Schloss ist und ich mich aufrichte um einen Blick in die Nachbarschaft zu wagen. Nicht viel anders, Betonblöcke mit vielen Etagen reichen zum Himmel. Die Laternen stehen unten am Bürgersteig und leuchten die kaum befahrenen Gassen aus. Üblich, was habe ich sonst erwartet in einem Wohngebiet in Woodbury um genau zu sein in Minnesota. Sonst gibt es weiter Weg ein paar schönere Familienhäuser welche aber weiter weg gebaut sind und definitiv für einen normal Sterblichen zu teuer sind. Dort sind wir definitiv nicht unterwegs. Sonst gibt es noch zwei Flüsse die zu der Idylle Minnesotas beitragen.

Die kleine Flamme des Feuerzeugs bildete sich schnell um den Teil der Zigarette welches sich nicht gerade zwischen meinen Lippen befindet. Sobald ich den schädlichen Rauch inhaliere entspannt sich so mancher Muskel in meinem Körper und ich blicke mich erneut um. Ein Lichtstrahl vom Fenster neben dem Balkon erlischt im selben Moment wie ich hinsehe. Gute Nacht Alexa.

Die Tür fällt mit einem leisen Klick ins Schloss und ich falle gleich auf das Sofa nur um mich im nächsten Moment wieder aufzurichten um mich fertig zu machen, damit ich mich schlafen legen kann.

Vor dem Spiegel im Badezimmer sah ich mir selbst in meine Augen. Ich kam schon immer von meinem Aussehen nach meinem Vater, dunkle fast schwarze Haare, Graue Augen und die leicht schmächtige Figur. Das einzige was mich aber nun von ihm unterscheidet beziehungsweise von dem letzten Mal, als ich ihn sah ist der Blau-grüne Fleck, welcher sich um mein Genick schlingt. Zusätzlich noch meine etwas lockigeren Haare und zu guter Letzt, was am gravierendsten ist.

Ich bin am Leben, im Gegensatz zu ihm.

Meinem Vorbild, der Mensch welcher nun bestimmt enttäuscht wäre, da ich meiner Erzeugerin nicht vergeben möchte und kann. Ich wende die Augen ab von meinem verschandelten Hals und beschließe, schlafen gehen zu versuchen. Die letzten Nächte im Krankenhaus stecken mir immer noch in den Knochen. Alte, durchgelegene Matratzen und der ständige Ton, welcher mir Bescheid gibt und den Krankenschwestern, dass mein Herz leider noch nicht versagt hat.

Auf dem Sofa liegend starrte ich Löcher in die Decke. Ich kann allgemein schlecht schlafen, weswegen mir unter anderem Medikamente für meine Insomnie verschrieben wurden. Welche aber nicht sonderlich helfen. Würde ich sie kontinuierlich nehmen, könnte man mich direkt gleich noch ein Suchtzentrum einweisen.

Sonst noch was. Da mach ich ja dann meiner Mutter Konkurrenz.

Was soll ich nur mit meinem Leben anfangen? Ich weiß nicht ob ich mich Alexa jemals öffnen kann. Und somit liege ich noch eine unbestimmt lange Zeit wach, auf meinem Rücken und beschäftige mich mit der einen Sache über welche ich mir erlaube nachzudenken. Alexa.

Eine Wahrheit Where stories live. Discover now