Kapitel 23

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Ich bin recht schnell wieder bei meinem Auto und rufe kurzentschlossen Hamza an um ihm Bescheid zu sagen was ich jetzt vorhabe und wie es gelaufen ist.

Hamza redet mir noch einmal zu, dass ich nicht vom Schlimmsten ausgehen soll und nachdem er seinen Satz beendet hat lässt er Azra noch mit mir sprechen. Von ihr kommen ähnliche Worte und das zu hören beschwichtigt mich immerhin minimal. Ich danke ihnen und lege auf.

Ich bin trotz dessen auf mich allein gestellt.

Ich atme noch einmal tief ein und aus. Ich habe bedenken den Weg anzutreten. Nein, das eher nicht. Ich hab Angst davor, was mich erwarten wird wenn er dort wirklich ist. Und davor wie ich es seinen Angehörigen sagen würde. Ich habe ja auch nicht Dylans Handynummer um ihn direkt anrufen zu können.

Der Weg aus der Stadt raus ist nicht weiter schwerfällig aber als ich dann auf den Highway fahre wird mir eins klar. Meine Intuition hat also doch nicht gelogen. Heute ist etwas schiefgegangen. Intuition wird immer sehr geschätzt von mir. Das Bauchgefühl lügt meistens nie und früher brauchte man es ja am aller meisten um Freund oder Feind zu erkennen. Vielleicht wären wir ja ausgestorben hätten wir es nicht gehabt. Wer weiß. Mich hat es ja auch nicht getrübt.

Aus der Stadt raus und auf den Highway bin ich öfters gefahren da das auch die Richtung ist in welche ich fahren muss um zu meinem Papa zu gelangen. Aber dafür müsste ich noch ein paar Minuten länger unterwegs sein als zu meinem eigentlichen Ziel.

Mein Blick geht immer wieder zu meinem Dashboard auf welchem ich mein Navi geöffnet hab. Der Routenrechner ist diesmal nicht ein, da ich nicht viel falsch zu machen habe. Als Versicherung ist er aber trotzdem an wenn ich die Ausfahrt verpassen würde. Paranoia ist nun also auch anwesend neben Panik.

Ich fahre an der ersten kleineren Haltebucht vorbei und sehe kein Auto darinstehen. Mein Herz fängt allmählich an zu rasen. Ich hab Angst. Für mich und für Dylan. Er macht sich bestimmt auch die größten Sorgen, weil ich aufgekreuzt bin. Fuck.

Die Fahrt zu der nächsten Bucht ist lang. Ich konzentriere mich auf den Verkehr, da das das einzige ist was mich noch bei Klarem bleiben lässt. Was mache ich, wenn ich ihn finde? Wie sage ich es Dylan? Ich war noch nie in so einer Situation in welcher ich so aufgeregt war.

Das kommende Straßenschild zeigt an, dass sich eine Haltebucht in 500m befindet. Ich ordne mich bereits rechts ein damit ich sie nicht verpasse. Andere Autos rasen an mir vorbei während ich jedoch das Gefühl habe mit 5km/h unterwegs zu sein da sich der Weg unendlich zieht wie Kaugummi. Meine Hände schwitzen an dem schwarzen Lederlenkrad.

Die nächste Ausfahrt nähert sich endlich und für mich rückt alles in den Hintergrund. Den rechten Blinker gesetzt biege ich ab und ich fühle mein Herz aussetzen. In meinem Kopf spielen sich die schlimmsten Szenarien ab welche mir die Tränen in die Augen treiben. Ich weine aber jetzt nicht. Ich muss ihn finden.

Menschliche Intuition, jetzt ist dein Auftritt. Sag mir ob ich Isaac lebend finde oder nicht.

Und ich spüre nichts. Gar nichts. Super.

Ich bleibe mit meinem Auto hinter dem älteren blauen Subaru stehen und vergleiche das Kennzeichen. Keine Verwechselung. In meinem Navi wird mir auch die beschriebene Ausfahrt angezeigt die mir Dylan genannt hat.

Ich verlasse mein Auto um an dem vor mir vorbei zu gehen. Durch die Scheiben blickend sehe ich nur eine Sporttasche die er zuhause mitgenommen hat wie mir Dylan erzählt hat. Ich wünschte mir, ich hätte Hamza mitgenommen. Er ist in solchen Situationen der kühle Kopf von uns dreien und das könnte ich jetzt gut gebrauchen.

Ich reiß mich zusammen. In dem Auto ist er nicht.

Mein Blick schweift über den Grünstreifen und den angrenzenden Wald wie mir Isaacs Bruder es gesagt hat. Ich fühle mich als müsste ich mich gleich Übergeben. Mein Herz rast und meine Hände wische ich an meinem Pulli ab, da sie komplett voller Schweiß sind.

Die ersten paar Meter im Wald höre ich nur noch die Autobahn im Hintergrund und mein Herz welches mir bis in den Hals hoch schlägt. Meine Intuition leitet mich auf einen Weg durch das Holz als wüsste sie genau die Koordinaten um Isaac zu finden. Ich vertraue darauf jetzt erstmal.

Ich habe nie bemerkt das dieser Wald doch relativ groß ist. Ich mache mir neben Isaac Gedanken ob ich hier jemals wieder herausfinden werde. Aber das ist jetzt nicht von Wichtigkeit.

Mein Kopf fängt an sich Bilder zusammenzureimen auf was ich stoßen könnte. Alle führen aber auf das gleiche Ende hin. Ich renne aus dem Wald und rufe einen Krankenwagen und bin komplett aufgelöst. Die Sanitäter kommen und erklären mir, dass sie nichts mehr für ihn tun können. Die Gedanken drängen sich immer mehr aus dem Versteck in welches ich sie heute ursprünglich verbannt habe. Bis jetzt waren sie immerhin nicht rausgekrochen.

Ich schüttele meinen Kopf. Nein. So wird es nicht enden.

Meine Beine tragen mich über den moosigen Waldboden welcher mit Nadeln und Tannenzäpfen übersät ist. Hoffentlich falle ich nicht über irgend einen Strauch oder Ast. Meine Hände wische ich im Minutentakt an mir ab und meine Ohren nehmen nur meine Schritte und mein Herz wahr.

Vor mir lichten sich die Bäume und in knappen 5 Metern befinden sich sogar gar keine mehr. Muss wohl irgendeine Lichtung sein. Ich will mich fast wieder abwenden um in eine andere Richtung meinen Weg zu schlagen aber ich kann mich nicht wegbewegen.

Mental würde ich mich auf die Situation gerne vorbereiten aber das wird nicht funktionieren da ich keinen blassen Schimmer habe was mich erwarten wird. Und ob ich es sehen möchte. Diese Ungewissheit bringt mich zum Verzweifeln. Mein Fluchtinstinkt drängt sich kurz in meinen Kopf aber ich unterdrücke ihn wie ich es zuvor auch mit meinen Gedanken getan habe.

Die letzten Meter bringe ich schnell hinter mich trotz wackeliger Knie und dem Gefühl in Treibsand zu stecken.

Eine Wahrheit Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ