Kapitel 18

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Ich klopfe dreimal an die braune Tür vor mir bis ein 'Herein' ertönt. Mit einem lächeln betrete ich das Zimmer, erster Eindruck muss sitzen. Direkt gegenüber der Tür steht ein großer Tisch und dahinter sitzt Dr. Miller. Vor ihr ist ein Stuhl so platziert damit derjenige der auf ihm sitzt mit ihr Augenkontakt machen muss. An der Wand hängen viele Bilderrahmen mit Text. Ich nehme an, dass dies alles Zertifikate sind für besondere Dinge.

Ich gehe die restlichen Schritte auf die Frau zu und halte ihr meine Hand hin. "Wir haben telefoniert, ich bin Ms. Colemeyer" sie steht auch kurz auf um mir die Hand zu reichen für einen leichten Händedruck. "Ich freue mich das es bei Ihnen so knapp funktioniert hat" und danach fährt sie gleich fort und faltet ihre Hände auf dem Tisch. "Sie wollten sich mit mir über Isaac Roth unterhalten. Was haben sie mir für Fragen mitgebracht?" ich packe schnell meinen Notizblock aus und fahre direkt fort mit meinen Fragen.

Miller antwortet ausführlich und ich kann viel aus ihren Antworten aufnehmen und mir daraus mein eigenes Bild zusätzlich besser damit ausmalen. Auf die Frage ob das Roths erster Suizidversuch ist wusste aber auch sie die Antwort nicht. "Vielleicht müssen Sie es mal beim St. Mary nachfragen, ob sie vielleicht die Akte einsehen dürfen" Das wäre definitiv eine gute Idee. Ich muss demnächst nachfragen.

Danach erfuhr ich noch wie verschlossen Isaac immer war, vor allem über seinen Vater und Bruder. Seine Mutter war ihm förmlich egal, deswegen konnte er über sie gut reden und da waren wir uns beide einig. Die Frau mit den grauen Strähnchen erzählte mir noch wie froh sie sei, denn für Isaac könnte es auch besser sein eine jüngere Therapeutin zu haben. Ich willigte an diesem Punkt ein.

Wir beschlossen das ich es am Besten im Krankenhaus versuche an seine Akte zu kommen und ich solle ihm Raum lassen um von sich selbst erzählen zu können. Sie gab mir noch den Tipp mit ihn mit nicht allzu vielen Fragen zu löchern da er lieber von sich erzählt als das das Gespräch von jemand anderem geleitet wird.

Ich bedanke mich noch für das Gespräch als sie mir noch sagt "Wenn Sie noch irgendetwas brauchen, ich bin für Fragen offen" und nach dem Satz kam mir ein warmes lächeln entgegen. "Danke, ich werde es in Betracht ziehen. Auf Wiedersehen." "Auf Wiedersehen Ms. Colemeyer."

Die Praxis hab ich jetzt erfolgreich hinter mir gelassen und steige in mein Audi ein. Im gleichen Moment gibt mein Handy den Klingelton wieder und ich sehe das die Person die ich auch erreichen wollte es gerade auch versucht. "Alexa dringende Frage: hast du bock vorbei zu kommen? Hamza ist wieder mit seinen Brüdern – dieses Wort sagt sie leicht verächtlich – draußen, ich wär dir echt dankbar" "Tut mir brutal leid, aber ich hab noch was vor."

Es tut mir wirklich leid, ich hätte auch mal wieder Lust auf ein Mädelsabend aber Isaac und eine warme Mahlzeit wäre echt besser. Und so versuche ich ihr das auch zu sagen aber sie unterbricht mich. So ernst hör ich sie nicht normalerweise, vor allem nicht nachdem sie sich so gefreut hat "Habt ihr jetzt ein Date?" auf einmal wird es auf beiden Seiten der Leitung leise.

Hab ich ein Date mit ihm? Nein das kann nicht sein. Wir essen doch nur und schauen danach einen Film. Okay, in diesem Zusammenhang hört es sich verdächtig danach an.

"Womöglich hört es sich danach an, aber ich versichere dir: Wir wollen beide nichts von einander und das denkst du dir nur aus." "Ich will ihn jetzt endlich einmal sehen" meckert sie in mein Ohr. "Ich hab ihn tatsächlich oben ohne gesehen" Hätte das sein müssen? Nein. Hab ich es ihr trotzdem gesagt? Ja. Die Glücksrufe wurden von mir unterbrochen "Ich geb dir keinen Kommentar. Es tut mir leid das ich heute nicht kann. Vielleicht können wir alle ja wieder was unternehmen?" "Das bist du mir aber schuldig. Auf jeden Fall. Wir sehen uns, Bye!" "Bye"

Vielleicht kann ich ja auch mal Isaac zu einem Treffen von uns mitnehmen. Wir sind zwar chaotisch zusammen und Azra sollte die Schnauze halten über das Dating aber das sollte doch machbar sein. Flynn hätte bestimmt auch Lust. Somit war das nun auch geklärt. Die Uhr in meinem Auto sagt mir bescheid das es mittlerweile 16:50 ist und ich mich offiziell auf den Heimweg machen kann. Davor schreibe ich aber Isaac noch eine Nachricht, dass ich in 30 Minuten ungefähr daheim sein werde. Er lies mich aber nur auf 'Gelesen'.

Ich frag mich was er kocht. Und vor allem ob er gut kochen kann oder ob mittlerweile meine Küche und Wohnung abgefackelt sind. Wenn ich an die Situation zurückdenke wie Hamza mal versucht hat sich ein Spiegelei zu machen, läuft mir ein Schauer über den Rücken.

Das Auto geparkt mach ich mich auf in den 2. Stock in meine Wohnung. Als ich die Tür aufschließe kommt mir direkt ein leckerer Geruch entgegen. Es riecht nicht verbrannt worüber ich definitiv erfreut bin. Mein Gerümpel abgelegt mache ich mich auf in die Küche.

Isaac steht gerade noch am Herd und bewegt etwas geschickt in einer Pfanne. Im ganzen Wohnbereich riecht es nach etwas was ich in dieser Form wahrscheinlich noch nicht gegessen hab. Ich schlich mich neben ihn um in die Pfanne zu sehen.

"Du hast keine Angaben gemacht was du magst und was nicht, deswegen hab ich mich für etwas simples entschieden" Wir beide stehen Schulter an Schulter in meiner Küche, in welcher Isaac gekocht hatte. "Es riecht himmlisch" "Warte bis du probiert hast."

Er wies mich an mich zu setzten und ich gehorchte ihm. Er stellte zwei kurz danach zwei Teller auf den Tisch und zwei Gläser Wasser. Es war Reis und darüber eine Vielfalt an Gemüse mit Fleisch. Perfekt ausgewogen und es sieht auch so toll aus wie es riecht.

"Ich musste noch einkaufen gehen, da du nicht genau ausgestattet warst hierfür. Ich hoffe es schmeckt" Wir wünschen uns noch beide Guten Appetit und danach fangen wir an zu essen. Damit meine ich das ich den ersten Bissen nehme und er mich gespannt ansah. Ich muss echt sagen, das Kochen hat er wirklich drauf. "Das ist das Beste was ich jemals essen durfte" und auf diese Aussage schenkte er mir ein ganz leichtes Lächeln.

Das essen wird von uns beiden genossen und niemand sagt wirklich was zum anderen aber das passt so. Während dem essen muss man meines Erachtens nicht unbedingt über Gott und die Welt reden. Einfach nur genießen.

So muss also das Leben aussehen, wenn man alles hat. Von der Theorie halber zumindest.

Wir essen den Rest auf und räumen danach alles in die Spülmaschine. Danach setzten wir uns beide wieder auf die Couch und schauen Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Mir ist aufgefallen das er nicht mehr so viel Abstand zu mir hält wie gestern. Die Decke über uns beide wärmt uns sowohl auch die Körperwärme des anderen, aber auch nicht zu viel. So viel das es beinahe zu perfekt ist.

Ich wünsche mir genau so etwas in meinem Leben. Einen Freund, Kochfunktion muss nicht unbedingt inklusive sein ist aber ein großer Vorteil. Und einfach zusammensitzen ohne viel Schnickschnack.

Heute Nacht werde ich hoffentlich besser schlafen.

Den Film über wird wieder kaum gesprochen was aber nicht weiter schlimm ist. Meine Hand rutscht an meiner Seite runter und als sie eine bequeme Position gefunden hat, hat sie auch eine andere Hand gefunden.

Sie berühren sich nur knapp aber das reicht. Isaac zieht seine Hand nicht weg. Und eine leichte und angenehme Gänsehaut überzog mich bis in mein Genick.

Eine Wahrheit: Ich glaub ich bin auf dem Besten Weg Gefühle für Isaac Roth zu empfinden. Für meinen Patienten welcher auch noch bei mir wohnt.

Eine Wahrheit Место, где живут истории. Откройте их для себя