19. Kapitel

295 20 5
                                    

Die nächsten Tage verliefen eher ruhig. Wir verbrachten unsere Zeit strukturiert mit Frühstücken, Unterricht, Mittagessen, Unterricht, Abendessen, Hausaufgaben erledigen, die Lehrer hatten wohl eher weniger Bekanntschaft mit der Gnade und Mengeneinschätzung, so kam es, dass sich auch noch einige Stunden damit füllten. Obwohl ich gut im Unterricht mitkam und auch einiges wusste, war es doch anstrengend. Nicht, dass ich das jemals zugeben würde. Aber so war ich am Ende des Tages doch auch etwas ausgelaugt. Mir wurde schnell bewusst, dass Hausaufgaben und ich keine Freunde werden würden und so bemühte ich mich zwar, alles so  ausführlich und ordentlich zu machen, wie nur möglich, aber wie ging der Spruch nochmal? In der Kürze liegt die Würze? Lily hatte diesen Spruch einmal benutzt, Muggel benutzen den wohl gerne. Naja, diesen Spruch hatte ich nicht vergessen und nahm ihn mir zu Herzen. Sirius und James hielten wohl eher noch weniger was von Konzetration und Arbeiten außerhalb des Unterrichts und waren mehr mit kleinen Späßen beschäftigt, wie kleine Bildchen und Sprüche auf Remus Papierrollen zu zaubern, der diese mit einem Winken seines Zauberstabs ärgerlich wegwischte. Im Gegensatz zu den anderen hatten aber auch diese zwei immernoch mehr Energie. Das konnte lustig, aber auch furchtbar nervig sein.
Obwohl ich versuchte, so viel Abstand wie möglich zwischen mir und dieser zusammengewürfelten Gruppe zu halten, merkte ich mit jedem Tag schwieriger wurde. Nicht nur wegen Lily, die mich überallhin mitschleppte, sondern auch wegen mir. Da war diese ganz kleine Stimme, die immer wieder sagte, dass es okay ist, Freunde zu haben, dass das keinen Kontrollverlust, keine Gefahr bedeuten muss. Mit jedem Tag, den ich mehr mit ihnen verbrachte, wurde diese Stimme ein kleinbisschen stärker und das machte mir Angst.
"Du versinkst wieder in Gedanken." Auch das machte mir Angst. Lily schaute mich mit ihren erstaunlich strahlenden grünen Augen an. Es schien, als könnte mich wie eines ihrer Bücher lesen, als würde sie mich kennen.
"Ich bin müde." Ein Satz, mit dem ich einen Teil der Wahrheit preisgab, aber Distanz hielt. Lily zeigte mir ein verständliches Lächeln und fuhr fort, einen Aufsatz über die Fortschritte der Zauberergemeinschaft zu schreiben. Zaubereigeschichte, igitt. Ich schaute mich im Raum um. Dabei fiel mir Remus genauer auf. Dunkle Augenringe, das Gesicht angestrengt zu einem neutralen Blick verzogen. Blasse Haut, rote Augen. Verdammt, er sah mies aus. Es würde mich nicht wundern, würde er gleich einen Kreislaufkollaps erleiden und in Ohnmacht fallen. Er tat mir leid. Schließlich wusste er genauso gut wie ich, dass morgen Nacht Vollmond war. Ich hatte ihn wohl zu lange gemustert, denn er hob seinen Kopf, um seinen Beobachter zu finden und sah mir direkt in die Augen. Er hob eine Augenbraue und runzelte kurz die Stirn, als hätte er darin irgendetwas gesehen. Schnell drehte ich meinenKopf weg, packte meine Sachen ein und ging mit einem "Ich geh schlafen" in mein Zimmer. Dort begab ich mich ins Bad. Verdammter Mist. Mit einem Blick in den Spiegel, konnte ich mir vorstellen, warum er so geguckt hatte. Für einen Moment hatte ich vergessen, dass meine Augen immer violetter werden, je mehr es auf Vollmond zuging, und genau das wurde langsam dann doch auffällig. Ich hätte den Blickkontakt nicht so lange halten sollen. Oh mann, was ist, wenn er fragt? Aber vielleicht war es gar nicht so gut erkennbar, vielleicht denkt er auch, er hat sich geirrt. Schließlich war das Licht ja schon etwas dämmerischer. Ich kann es nur hoffen. Ich machte mich bettfertig und legte mich hin. Beunruhigt hin und her wänzelnd schaffte ich es irgendwann, in den Schlaf zu gleiten und bekam somit nur noch am Rande mit, dass auch die restlichen Mädchen es ins Schlafzimmer geschafft hatten und sich so leise wie möglich zu bewegen, um mich nicht zu wecken. Danach glitt ich ins Traumland.

Kälte. Nass. Laut. Das waren die ersten drei Dinge, die mich an diesem herrlichen Morgen weckten. 1. Schritt: Offensichtlich wurde mir meine Decke geklaut.
2. Schritt: Wasser. Mich hatte jemand mit Wasser übergossen.
3. Schritt: klassisches Anbrüllen.
Übeltäter? Natürlich Lily.
Nachdem ich diese Gedanken kombiniert hatte, traute ich mich, langsam meine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Ein knallroter Kopf, feuerrote Haare und grüne Augen, der Mund geöffnet und bereit, mich noch einmal anzuschreien. "Kann ich meine Decke wieder haben?" Ich war schneller als Lily und konnte somit die leise Atmosphäre retten. Sie schloss ihren Mund, um ihn gleich darauf wieder zu öffnen, nun aber mit einer angenehmeren Stimmlage:"Nope, du darfst aufstehen, wir gehen Frühstücken." Dieder Satz ließ keinen Platz für Widersprüche und so quälte ich mich aus meinem Bett und machte mich startklar. Im Bad schaute ich mir im Spiegel meine Augen an. Sie waren nun mehr violett als blau, was soviel hieß wie: Ich muss Augenkontakt vermeiden.
Angezogen und gewaschen kam ich zurück und murmelte "fertig" in Lilys Richtung und ging Richtung Tür, ich wusste, die anderen würden mir folgen. Zusammen gingen wir zur großen Halle, wo auch schon die Jungs saßen, auch dieser komische kleine, der so ruhig war, ahja, Peter irgendwas. Ich spürte einen ständigen Blick, der auf mir lag, während ich ich ohne Augenkontakt auf einen Platz bei den Anderen setzte. Seitdem ich hier gelandet war, ging meine, von meinem Vater unter Druck erzogen, Disziplin flöten, sodass es mittlerweile klar war, dass ich kein Morgenmensch war. So konnte ich das ganze "Nichtangucken" darauf schieben, nickte kurz und machte mich mit einem "Morgen" ans Essen. Remus, der mir gegenüber saß, schaute mich unentwegt an. Es war sein Blick, den ich ständig aushalten musste, ohne hochzuschauen. Ich versuchte es zu ignorieren, aber auf Dauer wurde es dann doch echt unangenehm. Dennoch hielt ich stand und schaute nicht zu ihm auf. Ich wusste schließlich, warum er schaute und was er wissen wollte. In meinem Hinterkopf war ich mir im Klaren, dass das hier so weitergehen würde, für noch mindestens zwei Tage und das bereitete mir Sorgen. Wenn er jetzt schon Verdacht hegte und mich immer weiter beobachten würde, wenn er auf seiner Entdeckung beharren und mich nicht aus den Augen lassen würde, könnte das hier ganz schnell eskalieren. Verdammt ja, diese Zeit hier würde noch spaßig werden, dessen war ich mir durchaus bewusst.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 16, 2022 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Snowangel ( HP ff - Rumtreiberzeit )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt