5. Kapitel

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Während ich mich wieder hinstellte, konnte ich mir nur zu gut die verdutzten Gesichter der Todesser vorstellen. Obwohl man ihre Gesichter unter den Grimassen-Masken nicht sehen konnte, verriet ihre Haltung sie: Sie bewegten sich kein Stück und hielten die Zauberstäbe immernoch so wie vor wenigen Minuten, als sie noch Flüche auf mich feuerten, mit dem Unterschied, dass die Todesser nun keine Flüche von sich schleuderten. Meine Angreifer hatten nicht mit soetwas gerechnet. Für sie war ich anfangs nur ein dummes Mädchen gewesen, das ihrem Vater und dem Dunklen Lord nicht gehorchen wollte und deshalb beseitigt werden musste. Jedoch hatten die Todesser nicht gedacht, dass dieses Mädchen sich wehren konnte. Doch ich musste sie enttäuschen. Ich war nicht dieses dumme Mädchen, das fortläuft, nur um sich dann kampflos fangen zu lassen. Das war nunmal nicht meine Art. Ich kämpfte bis ich nicht mehr konnte und wenn ich nicht mehr konnte oder wollte, half mir meine Mutter auf. Egal, wie sie es machte; ob in Gedanken oder in Wirklichkeit, sie schaffte es immer, mich aufzubauen und ich würde ihr dafür auf immer dankbar sein.
Plötzlich nahm ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Blitzschnell drehte ich mich zu der Bewegung um und konnte noch sehen, wie mein Vater, den ich trotz der echt hässlichen Maske erkennen konnte, einen Fluch abfeuerte. Erschrocken erichtete ich wieder eine Schutzwand aus Eis, jedoch streifte der Fluch meine rechte Schulter. Ich biss mir auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken, als sie anfing höllisch weh zu tun. Ich merkte, wie eine warme Flüssigkeit meinen Arm hinunterlief und mein schwarzer Mantel sich an der verletzten Stelle in ein dunkles Rot verfärbte. Ich blutete und das nicht nur ein bisschen.
Ich war wütend. Richtig wütend. Am liebsten hätte ich einfach die Kontrolle verloren und alles in Stücke zerfetzt, was hier stand und atmete, aber ich hatte schon früh gelernt, die Kontrolle über mich und meine Kräfte zu haben und sie auf keinen Fall zu verlieren, denn das würde gefährlich werden. Nicht nur für die Menschen in meiner Nähe, sondern auch für mich. Wenn ich die Kontrolle verlieren würde, wäre ich wie in einem Rausch und könnte nicht mehr klar denken. Dadurch könnte ich mich selbst verletzen.
Also schickte ich einen letzten Fluch in Richtung Todesser, drehte mich um und rannte so schnell ich konnte los. Ich schaute nicht nach hinten und rannte einfach weiter.
Ich hatte schon sehr viel Blut verloren und sah nur noch verschwommen als ich vor einem großen See stehen blieb. Das Wasser war sehr dunkel, fast schon schwarz und in ihm spiegelte die helle Sichel des Mondes wieder. Dieser See lag so friedlich da, dass ich schon fast über diese lächerliche Ironie gelacht hätte. Jedoch nur fast, da ich plötzlich ein Rauschen hinter mir wahr nahm und mir schlagartig wieder klar wurde, warum ich überhaupt hier war. Schnell drehte ich mich wieder in Richtung Wald, der noch gar nicht so weit von mir entfernt war, um, bereit, mich zu wehren. Doch das, was ich sah, verwirrte mich. Ich sah nur noch für einige Sekunden den schwarzen Nebel, der immer auftrat, wenn Todesser disapperierten, bis auch dieser verschwand und mich  komplett verwirrt und allein an diesem riesigen See zurückließ. Allein mit tausend Fragen. Eine davon war, was die Todesser so erschrocken hatte, dass sie sogar geflohen waren. Um das herauszufinden, drehte ich mich auf der Stelle und schaute mich suchend um. Es war schwierig, überhaupt irgendwas im Umkreis von vier Metern zu erkennen, da ich sowieso nur noch verschwommen sehen konnte und dass es auch noch Nacht - und somit dunkel - war, machte es nicht besser.
Vorsichtig und langsam ging ich weiter, während ich alles um mich herum ganz genau betrachtete und mich weiter suchend umblickte.
Schließlich weiteten sich meine ohnehin schon großen Augen und mir wurde bewusst, warum die Todesser geflohen waren. Ich hatte es gefunden. Nicht weit von mir entfernt, trohnte Hogwarts auf einem Hügel. Das Hogwarts, vor dem sogar die Todesser Respekt hatten und von dem meine Mutter mir erzählt hatte. In der Realität sah es noch so viel schöner aus. Majestätische Türme hoben sich empor und überall waren Lichter angebracht. Dadurch, dass dort, wo kein Licht war, dunkle Nacht herrschte, wurde dem Ganzen ein geheimnisvoller Ausdruck verliehen.
Den Schmerz an meiner immernoch blutenden Schulter ignorierend, rannte ich nun den Hügel hinauf. Ich lachte vor Erleichterung und hatte in diesem Moment das Gefühl, sogar ohne Vollmond und Magie schweben zu können. Als ich dann an dem großen eisernen Tor angekommen, war ich sogar noch glücklicher, da das Tor ohne weitere Probleme aufschwang.
Leise trat ich ein, als mir klar wurde, dass ich es geschafft hatte. Ich hatte Hogwarts gefunden und war nun in Sicherheit. Solange ich hier war, konnte mein Vater oder sonst Jemand mich nicht töten. Damit viel mir eine riesige Last von den Schultern und machte Platz für Erleichterung.
Noch kurz konnte ich mich umschauen, als plötzlich alles schwarz wurde und ich umfiel.

Snowangel ( HP ff - Rumtreiberzeit )Where stories live. Discover now