9. Kapitel

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Am nächsten Morgen wurde ich von einer gutgelaunten Madame Pomfrey geweckt und während ich noch am überlegen war, wie man nur dauernd so supergut gelaunt sein konnte, fing sie auch schon an zu reden:" Guten Morgen, Felice. Ich soll dir das hier von Dumbledore überbringen." Dabei hielt sie mir ein Kleiderpacket und einen Brief hin. Noch leicht verschlafen bedankte ich mich bei Poppy und nahm ihr die Sachen ab.
Mit leicht zitternden Händen,weil ich nicht wusste wie schlimm die Neuigkeit war, öffnete den Brief. Ich war auf das Schlimmste vorbereitet. Noch einmal schloss ich meine Augen und atmete tief ein, dann las ich:

Miss White,
Ich möchte ihnen mitteilen, dass die Uniform, die man ihnen zusammen mit diesem Brief gegeben hat, während der Woche immer zu tragen ist. Außerdem möchte ich sie bitten, vor dem Frühstück noch in mein Büro zu kommen. Das Passwort ist 'Pfefferminzbonbon'.

Dumbledore

Ich atmete erleichtert aus. Es war nichts Schlimmes.
Wie es erwünscht wurde, zog ich mir die Uniform an. Sie bestand aus einer weißen Bluse, einer dünnen, schwarzen Strumpfhose, einem schwarzen, knapp über den Knien endenen Rock, einer Krawatte mit dem Hogwartswappen und einer grauen, dünnen Weste. Nachdem ich bemerkte, dass mir die Uniform perfekt passte, fragte ich mich woher man meine Kleidergröße kannte, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern und zog mir die schwarzen, meiner Meinung nach etwas altmodischen Schuhe an, die neben meinem Bett für mich bereit standen an, und ging aus dem Krankenflügel, um mich auf die Suche nach Dumbledores Büro zu machen.
Leise hallten meine Schritte durch die Gänge, während ich mich immer wieder flüchtig umschaute. Ich war alleine in diesen riesig wirkenden, verwirrenden Gängen. Niemand sonst begegnete mir auf meiner Suche zu Dumbledores Büro. Alles wirkte wie ausgestorben und diese Tatsache machte mir ungewollt Angst. Immer wieder schaute ich unauffällig über meine Schulter, doch nie sah ich jemanden. Warum hatte ich Madame Pomfrey auch nicht nach dem Weg gefragt? Während ich mich dies fragte, wusste ich auch schon die Antwort: Ich war nicht jemand, der gerne um Hilfe bat. Ich wollte immer alles alleine hin bekommen. Es war mir peinlich, wenn ich jemanden fragen musste. Für mich war das Bitten nach Hilfe wie eine Schwäche. Das wurde mir in der frühen Kindheit schon beigebracht und irgendwie hatte sich das in meinem Kopf verankert.
Langsam bekam ich Panik. Ich hatte keine Ahnung wo ich war und ich wusste nicht wohin. Es war immernoch still und niemand außer mir auf den Gängen. Während ich meine Schritte verschnellerte, zwang ich mich dazu, mich zu beruhigen. Irgendwann würden hier schon Schüler auftauchen und solang würde ich einfach noch durch die Gänge irren. Um weiterhin ruhig zu bleiben und nicht durchzudrehen, schaute ich mich etwas genauer um. Um mich herum hingen Gemälde mit Personen und Tieren. In manchen Bildern schliefen Personen oder Tiere noch. In anderen rannte ein Hund einer Katze hinterher und dadurch schauten andere Personen noch leicht verschlafen und verärgert zu ihnen. Frauen waren Frühstück am machen und andere saßen und strickten. Aber alle Bilder bewegten sich. Und obwohl alle Bilder zusammen ein reinstes Chaos waren, sah es so friedlich, so freundlich, so einfach aus. In diesem Moment beneidete ich diese Gestalten in den Bildern. Sie hatten ein behütetes Leben und das einzige, über das sie sich Sorgen machen mussten, war das Chaos, das der Hund und die Katze verrichteten.
"Hallo." Ich zuckte leicht zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich nicht mehr allein war. Schnell richtete ich meine perfektionierte Maske vor meinem Gesicht und drehte mich zu der Person um, die gesprochen hatte. Es war ein Mädchen. Sie hatte flammenrote Haare und leuchtend grüne Augen. Sie besaß eine helle Haut, die einen schönen Kontrast zu ihren Haaren hergab und einzelne kleine Sommersprossen um ihre Nase. Ich schätze sie auf mein Alter.
"Kann ich dir helfen?", fragte sie, während sie mich freundlich anlächelte. Ich wollte schon antworten, dass ich keine Hilfe benötige und mich selber zurecht finden könne, als ich mir selbst auf die Zunge biss. Sie konnte mir helfen und wie sollte ich sonst jemals das Büro finden? Also schluckte ich meinen Stolz runter und schaute sie an:" Ja, das wäre nett. Ich muss zu Professor Dumbledore's Büro und hab keine Ahnung wo ich hin muss." Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie peinlich mir das war und scheinbar klappte es, oder das Mädchen war nett genug, um nicht darauf einzugehen, denn das Einzige was sie darauf antwortete war:" Oh na klar. Komm, ich bring dich hin. Ach ja, mein Name ist übrigens Lily Evans." "Danke. Ich bin Felice White."

Snowangel ( HP ff - Rumtreiberzeit )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt