Kapitel 4 - Bier trinken

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Ich war sehr stolz auf meine Nachricht. Machte doch deutlich: Bagger mich nicht an. Ich bin kein Homo. Klare Verhältnisse von Anfang an. Ich war wirklich sehr stolz auf mich. Ich war eben tollerant. Ich traf mich sogar mit nem schwulen Jungebn.
Und dann? Meldete der sich einfach nicht zurück. So eine miese Nummer! Oder war ich vielleicht doch uninteressant, weil ich eben nichts mit seinem Schwanz zu tun haben wollte. Das war doch Scheiße. Ich war tolerant. Sollte er das halt auch Mal sein.

Dummerweise ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Je mehr ich versuchte mich abzulenken, desto weniger ging es. Er hatte was. Ich musste einfach wissen was. Und wieso ich ihn so dringend sehen wollte.

Vielleicht mochte er einfach keinen Kaffee? Es wurde zu eine Art Ritual. Jeden Morgen schrieb ich ein neues Getränk, welches mir einfiel und als mir keine einfielen, googlete ich sogar. Was ein Aufwand. Waren alle Homos so schwer zu einem Date zu bewegen? Ich musste an die Tuntenwitze meiner Kumpels denken. Schien zuzutreffen...

Er meldete sich nicht. Also musste ich mich sogar erniedrigen und bei Liam fragen. Der war schwer überrascht. Wir waren gut befreundet, aber Liam ging den Fußballjungs konsequent aus dem Weg. Deswegen waren wir nicht so enge, wie wir vielleicht sein könnten. Ich hatte quasi zwei Kreise. Fußballer auf der einen und Liam und inzwischen wohl seinen schrägen Kumpel Niall auf der anderen Seite. Aber der war mit meiner kleinen schwulen Obsession befreundet und das nutzte ich aus.

"Was macht Louis so?", Fragte ich also echt nach. Ich musste echt verzweifelt sein...
"Wieso?", Fragte Niall misstrauisch.
"Naja, ich dachte er könnte ein ganz witziger Kumpel sein. Mehr nicht. Nur ein Kumpel. Ich bin nicht schwul oder so. Aber auch mit denen kann man ja befreundet sein, oder? Du bist doch auch mit dem befreundet.", Erklärte ich mich. Der Niall glotzte mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Aber dann zog Liam ihm mit ins Nebenzimmer, sie redeten kurz und mit einem Lächeln bekam ich quasi eine Art Terminkalender vom kleinen Louis. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass Liam mich so unterstützten würde. Und wieso grinste der so doof? Und Niall auch? Egal.

War ich penetrant? Nein. Aber zielstrebig. Ich tauchte ständig auf, wo er war. Fuhr teils einen Umweg von zwanzig Minuten, nur um ihn fünf Minuten zu sehen. Er sollte über mich nachdenken und dann würde er mir hinterher laufen. Natürlich war ich nicht gay, aber das wäre schon irgendwie schmeichelhaft, oder nicht?

"Okay, was willst du?", Fragte er mich säuerlich, als ich, natürlich rein zufällig, auftauchte, als er Klopapier kaufte.

"Kaffee trinken. Du hast nicht geantwortet. Auch auf meine Nachrichten danach nicht.", Grinste ich breit.
"Hab dich geblockt."
"Was? Wieso?", Fragte ich schockiert.
"Weil du unhöflich und anmaßend warst, okay? Mal abgesehen davon fragt man andere Leute nicht, ob sie mit einem Kaffee trinken gehen, wenn man in einer Beziehung ist. Ich fände das als Partner nicht toll."
"Deswegen schrieb ich ja, wie zwei Typen." Tja, Kurzer. Ich hab an alles gedacht.

"Oh wow. Du bist-"
"Tanzt du nochmal für mich?", Fragte ich. Ich konnte es nicht unterdrücken. Immer wenn ich ihn sah, wollte ich genau das sehen. Wie er für mich tanzte.

"Sorry, Kollege, aber ich bin nüchtern. Ich habe zwei Mal für dich getanzt. Zweimal zu viel. Jetzt kaufe ich Klopapier."
"Ich könnte es dir nach Hause tragen." Das war doch nett, oder?

"Oh nett. Willst du dann kacken und es auch gleich benutzen? Ernsthaft: was willst du von mir?"
"Ich weiß es nicht... Ich versuche es heraus zu finden.", Brummte ich. Für so einen kleinen Menschen hatte er eine echt große Klappe.

"Was?"
"Ich... Du bist... So anders...", Murmelte ich ehrlich. Es war mir peinlich.
"Wird das was Homophobes?"
"Nein."
"Okay. Weißt du, wenn ich mich so umsehe und mir angucke, wie die Meisten sind, bin ich gern anders."
Ich lächelte. Ich war auch froh, dass er anders war. Ich wollte ihn in meinem Leben haben.
"Komm schon. Geh mit mir Kaffee trinken."

Er seufzte.
"Ein Bier. Freitag Abend.", Bot er mir schließlich an. Na, ging doch.

"Du magst auch Bier? Bisher hast du immer anderes getrunken?" Bier war für echte Männer, oder?
Er verdrehte nur einmal die Augen und ging mit seinem Klopapier zur Kasse.

"Entblock mich wieder, ja?", Fragte ich und ließ ihn noch nicht allein.
"Wieso?", Fragte er. Kleines Biest.
"Weil ich dir schreibe, damit du es liest." War doch logisch? Machten Schwule das anders?

"Ist sie eigentlich deine Freundin? Oder ist sie deine Betreuerin, die dich davon abhält Leute zu stalken? Falls ja, macht sie einen sehr schlechten Job.", Fragte er. War er vielleicht eifersüchtig? Keine Ahnung.
"Wir sind schon ewig zusammen", erklärte ich nur.

"Mmnh wie schön für euch."
"Entblockst du mich?"
"Gibst du dann Ruhe?"
"Dann Frage ich zumindest was anderes.", Grinste ich triumphierend und siehe da: er grinste zurück. 

Irgendwie machte mich dieses Grinsen seltsam stolz. Ich musste die ganze Zeit lächeln. Und noch besser wurde es zu Hause:

Louis:
So, habe dich entblockt. War aber verdient. Bier war nicht dabei.

Ich:
Danke. ;) Wenn du getrunken hast, bist du kooperativer. Da muss ich dich nicht lang bitten und du tanzt für mich.

Frauen hörten doch immer gern, dass sie schwer zu haben waren? Schwule auch?  Keine Ahnung. Er schrieb nicht zurück, aber eigentlich war ja auch alles erklärt.

Ich schlug ihm bis zum Freitag einen Irish Pub vor und der Kleine stimmte zu. Na, war da jetzt doch einer ganz willig? Vielleicht würde er wieder für mich tanzen?

Ich war so aufgeregt, dass ich schon vor der verabredeten Zeit da war. Nicht, dass ich mich verspätete und er einfach wieder ging.
Aber er kam. Er kam wirklich. Ich konnte es kaum glauben.

"Unglaublich. Du bist wirklich hier. Auch wenn du nur auf das Nötigste antwortest, bade ich nahezu in deiner Aufmerksamkeit.", Grinste ich breit. Er hatte ja schon zwischendurch Mal schreiben können, oder?

"Egal, was dein Problem ist, du brauchst ganz dringend Hilfe."
Ich musste lachen. Er war so knuffig und lustig.
Und dann lächelte er auch noch. Und irgendwie ging die Sonne auf, wenn er so lächelte. Die wenigsten Leute konnten so lächeln.

Wir tranken Bier. Viel Bier. Ich hatte ihn wohl doch irgendwie überzeugt. Denn er ging nicht nach dem ersten. Wir lachten viel. Es machte Spaß sich mit ihm zu unterhalten, zuzuhören, wenn er redete, aber auch zu reden, wenn er zuhörte. Er gab mir das Gefühl, dass meine Meinung wichtig und interessant war. Dass ich nicht komisch war, nur weil ich keine Kinderschokolade mochte zum Beispiel. Er schien an mir als Mensch interessiert. Einfach so. Und das fühlte sich sehr gut an. Absolut ungewohnt, aber wunderschön.

Mein Highlight passierte, als wir den Pub verließen. Louis tanzte wieder. Wieder diese leichtfüßigen Bewegungen. Kein offizieller Tanz, kein Ballette und nichts in der Art. Er folgte seinem ganz eigenen wunderschönen Rythmus. So frei wie ein Schmetterling. So unabhängig, aber auch so zerbrechlich.
Ich hielt ihm meine Hand hin. Und er ergriff sie. Ich ließ ihn nicht los. Wollte ihn halten und irgendwie wollte ich ihn beschützen.

Soooo. In Kapitel 4 bei Tage mit Harry hat Louis überlegt, wie es sein konnte, dass Harry ständig auftauchte. Hier also die Erklärung. Wie gefällt euch der Bezug der Storys untereinander? Hat man das beim lesen überhaupt so auf dem Schirm?

Einige hatten kommentiert, dass man, wenn man geblockt wurde, keine Nachrichten an die Person senden kann... Tja... Ich wurde noch nie geblockt... Aber hier geht das einfach, okay? 😅
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now