Kapitel 17 - Tanzen

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War er verrückt?! Hier?! Vor allen?! Klar, die Jungs waren weg. Aber es gab so viele Leute, die wen kannten, der wen kannte. Wenn das raus käme und... Ich hatte doch Angst um ihn...

Er schüttelte sauer und genervt den Kopf und verdrehte seine Augen so sehr, dass er sich theoretisch selbst auf den Hintern gucken könnte.
Er sah mich noch einmal enttäuscht an und wollte dann an mir vorbei.

Ich hielt ihn fest. Er sollte mich nicht doof finden. Ich bekam Angst und bekam keinen Ton heraus. Sah ihn nur an. Was wenn es meine Eltern so erfahren würden? Was wenn ich dann nicht zu ihm zurück kehren könnte, weil sie mich irgendwo aufgehängt hätten? Oder das Schlimmste überhaupt: was, wenn sie ihm irgendwas tun würden?

"Lass uns nach Hause gehen. Da kannst du mich dann wieder anfassen.", Seufzte er und es lag so viel Enttäuschung und Unzufriedenheit in seinem Blick.

Er sollte nicht so gucken. Er hatte sich so auf diese Party gefreut und... Ich wollte ihn nicht enttäuschen.

Ich sah mich nochmal kurz um und betete einfach, dass niemand es sah. Mein Herz pochte wie verrückt in meiner Brust und ich küsste ihn. Angst, war alles, wofür in meinem Körper Platz war. Aber die Angst von ihm verlassen zu werden war größer als die, dass sie sonst was mit mir veranstalten könnten. Ich konnte ihn einfach nicht mehr verlieren.

"Wollen wir gehen?", Fragte ich hektisch.
"Von mir aus.", brummte er. Er klang nicht begeistert. Es war ihm vermutlich zu wenig. Aber mehr konnte ich einfach nicht. Sie durften es nicht wissen...

Wir gingen zu Liam und Niall und Ersterer packte mich sofort und zog mich ein Stück weg.

"Man, Harry. Louis war total verletzt. Du hast ihn behandelt, als würdest du ihn nicht kennen.", Warf er mir vor.
"Ja, aber was hätte ich denn machen sollen? Die Jungs -"
"Du wirst dich über kurz oder lang entscheiden müssen, was du willst. Du kannst dich nicht ewig wie ein Fahne nach dem Wind drehen."
"Ich-"
"Wenn du ihn nicht verlieren willst, dann wirst du dich irgendwann zu ihm bekennen müssen. Behandelst du ihn wie eine Option, brauchst du nicht meckern, wenn er dich nicht zur Priorität machen."
"Ja...", Murmelte ich unwohl. Das klang, als wäre es einfach. War es nicht, wenn man aus einem Umfeld stammte, in dem das absolut keine Option war. Die große Welt mochte aufgeklärt und tolerant sein, wie sie wollte, aber wenn die eigenen direkten Menschen so waren, wie in meinen Fall, dann war die eigene Welt eben gefährlich, wenn man plötzlich merkte, dass man nicht den dort geltenden Erwartungen entsprechen konnte. Und sie war nicht nur für mich gefährlich. Sondern besonders auch für Lou, der gerade mit Niall quatschte.

Louis zog mich von der Party. Ich hörte Luke nach mir rufen, aber Louis war echt fix dafür, dass er so kurze Beine hatte. Entsprechend waren wir schneller draußen, als ich gucken konnte. Mit zwei Flaschen Bier. Wo hatte er die denn noch hergeholt?
Die frische Luft tat mir gut. Ich summte glücklich. Louis war bei mir, an meiner Hand und uns war nichts passiert. Vielleicht könnte ich irgendwann auch über den Asphalt tanzen. Ich summte zufrieden.

"Hattest du einen schönen Abend?", Fragte ich irgendwann, weil er sich doch so sehr auf diese Party gefreut hatte und nun so still war.
"Joa... Hätte dich gern Mal gesehen...", Kam es relativ zickig zurück. Toll.. ich wollte es ihm nicht versauen.

"Es tut mir leid..."
"Was ist dein Problem, Harry?"
"Naja... Sie kennen mich alle nur mit einer Frau an meiner Seite...", Sprach ich. Ich wollte ihm nicht sagen, was Typen wie die mit Typen wie uns, wie ihm, machten.

"Und ich passe da nicht...", Nickte er mit einem harten Gesichtsausdruck. Scheiße. So sollte er das nicht sehen. Nie hatte jemand besser für mich gepasst, als er.

"Nein, das ist es nicht. Das mit uns ist noch so wahnsinnig frisch und du bist halt... Der erste Mann... Für mich... Weißt du?"
"Soll ich dann einen Kumpel spielen? Vielleicht würde ich das sogar tun. Nicht für die Ewigkeit, aber erstmal. Aber du haust einfach ab und lässt mich stehen. Das ist... Doof..."
"Ja, ich weiß und es tut mir wirklich leid..."
"Es war dir nicht Recht, dass ich zu dir gekommen bin, oder?"
"Doch, natürlich..."
"Harry..."
"Ich hab Angst um dich, okay?", Platzte es nun einfach aus mir heraus.
"Wieso?"
"Naja... Du bist eben..." Wichtig für mich... Gefährdet... Wie sollte ich das denn bitte sagen?

"Was?!", Bellte er ungehalten.
"Naja... So halt...", Murmelte ich eingeschüchtert.

"Was heißt so halt?"
"Naja... Man merkt es dir an..." Und das würden sie nutzen. Sie würden dich zusammenschlagen. Wer weiß wie sehr?

"Solltest du damit meinen, dass ich eben ich bin und so bin wie ich bin und nicht vorhabe, mich für mich zu schämen und auch weiterhin gern ich sein möchte -"
"Nein... Ich meine... Du bist eben schwul."
"Ach was?"
"Das ist nicht böse gemeint... Aber die anderen... Die sind da eben... Engstirniger...", Stammelte ich.
"Wie gut, dass das nur die anderen betrifft...", Keifte Louis mich an. Ich wäre gern geflohen. Ich wollte doch alles richtig machen...

"Lou, ich bin nicht so... Ich.. ich lerne.. jeden Tag durch dich, aber die Vorstellung, dass sie nachher doof über dich reden oder..."
"Na wow. Das sind ja tolle Freunde, wenn man sowas befürchten muss..."
"Einer kannte dich von einer Party. Er meint du tanzt viel. Und ein anderer findet das schon schwul.", Flüsterte ich. Das hatte John vorhin angedeutet.

"Ja, es ist gemeinhin bekannt, dass rythmische Bewegungen und eine homosexuelle Orientierung zwangsweise zusammen hängen... Wie ficken Heten denn bitte?", Kams ironisch von ihm. Er nahm das überhaupt nicht ernst. Sah die Gefahr nicht. Konnte er deswegen tanzen und fliegen? Weil er einfach alles ausblendete, was ihn daran hindern könnte?

"Lou... Ich... Ich möchte dich nur beschützen." Murmelte ich unbeholfen.
"Dann fang damit an und steh zu mir."
Ich wollte ein Zeichen setzen. Also legte ich meinen Arm um ihn und küsste ihn auf die Schläfe. In der Öffentlichkeit!

Mein Kopf war leer gefegt. Ich dachte gar nichts mehr, bis wir Zuhause waren. Und da wollte ich Louis nur noch küssen. Mein Handy klingelte. Leute riefen an. Ich küsste Louis. Wollte mich nicht mehr um Kopf und Kragen reden. Ich stellte mir vor, dass ich einfach Musik angemacht hätte. Dann war es nicht bedrohlich und ich konnte mit Louis zusammen tanzen. Einfach ausblenden, dass es Anrufe waren. Dann könnte man tanzen und fliegen.

Bei Tage mit Harry habe ich an dieser Stelle überlegt, euch Mal Harrys Sicht zu zeigen und habe es dann, auch aufgrund eurer Meinungen doch gelassen. Was meint ihr? Hätte es eure Sicht verändert?
Bis heute Abend nochmal oder morgen.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now