26. - DER Fall

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Sooo... Vorab: es gibt hier einen kleinen Kniff. Die Olivia Wilde hier hat nichts mit der Olivia Wilde zu tun, die alle im Kopf haben, wenn man den Namen hört. Das war absolut beabsichtigt. Ich habe mir lediglich den Namen ausgeliehen. Es braucht also niemand die Anzahl der Kinder usw. Korrigieren. Alles Absicht 😅.
Viel Spaß 🤗

Für eine kurze Weile hatte ich eigentlich das Gefühl, dass es gut lief. Ich liebte meine Freizeit und meinen Louis, aber auch meine Arbeit erfüllte mich.
Mein erster großer Fall entwickelte sich so langsam. Ich war unfassbar stolz, dass Olivia Wilde mich ausgewählt hatte. Wir arbeiteten eng zusammen. Hatten gefühlt ständig Kontakt. Das war gut. Sie war ein sehr offener Mensch und war unglaublich engagiert. Ich glaube, man hätte sie nachts um zwei anrufen und etwas fragen können und sie hätte sofort antworten können. Sie hatte einen jungen Anwalt gewollt. Einen, wie mich, hatte sie gesagt. Immer wieder besprachen wir die Strategie.

Häusliche Gewalt. Das war das Thema. Olivia hatte ihren Mann vor zwei Jahren verlassen. Zusammen mit ihren drei Kindern. Zunächst hatte er sie nicht gefunden. Aber jetzt. Das war der Auslöser gewesen, einen Anwalt, mich, aufzusuchen. Das Kontaktverbot war nahezu reine Formsache. Nun hatte er aber auf sein Umgangsrecht mit den Kindern bestanden. Und Olivia? Die kämpfte. Mehr für ihre Kinder, weniger für sich selbst. Sie strebte das Alleinige Sorgerecht an und wollte, dass ihr Mann für dass, was er ihr und ihren Kindern angetan hatte, bestraft wurde. Aus reiner Passivität und in in einem Versteck sitzen, war sie eine Frau geworden, die aufstand. Die anpackte und Dinge, die ihr nach eigener Aussage viel zu hoch waren anging. Für ihre Kinder.

Musste ich sagen, wie sehr mir das imponierte? Wie unfassbar stark ich diese Frau fand? Und wie sehr ich diesen Fall verdammt gut machen wollte? Klar, ich wollte jeden Fall gut machen. Aber eine Mutter, die für ihre Kinder kämpfte, berührte einfach etwas in mir. Nur ganz kurz schweiften meine Gedanken zu der Frau, die mich geboren hatte.... Sie hatte mit drauf gehauen...

Ich wusste, dass ich völlig befangen war. Aber da war dieser Gedanke, den Kindern eine Zukunft zu ersparen, die meiner Vergangenheit ähnelte. Sie hatten ein liebendes Elternteil. Ich wollte alles geben. Ich kleidete mich teils neu ein und wechselte die Frisur, damit ich möglichst professionell rüber kam. Ich wusste, dass das nur der äußere Schein war, aber Kleider machten Leute und diese Kinder waren es mir wert, das alles zu tun. Ich würde für sie kämpfen.

Anfangs hatte ich noch versucht Louis zu erklären, warum mich der Fall so einnahm. Wie intensiv die Arbeit an dem Fall war und so weiter. Aber er wollte es einfach nicht hören.
"Ich kann damit sowieso nichts anfangen."
"Harry, jetzt ist Mal endlich Feierabend. Können wir bitte was anderes reden?"
"Das nervt. Ich will was reden, wo ich auch Mal mitreden kann"
Und so weiter. Also gab ich es schweren Herzens auf. Ich hatte versucht mit ihm über mich und meine Vergangenheit zu sprechen. Aber... Es passte wohl einfach nicht in sein Weltbild. Ich wollte ihn nicht belasten und nerven auch nicht. Also versuchte ich einen Strich zu ziehen zwischen Arbeit und Privat.

-

Ich hatte aus heiterem Himmel eine Zeugin aufgetan, die aussagen wollte. Man kann sich nicht vorstellen, was das bedeutete. Es gab eine ehemalige Nachbarin, die zwar damals keinen Finger gerührt hatte, aber jetzt bereit war auszusagen, was sie aus der Wohnung der Wildes gehört hatte und wie ihr Mutter und Kinder kurz darauf im Treppenhaus über den Weg gelaufen waren.
Ich konnte es kaum fassen und so bekam ich gar nicht mit, dass ich heute noch etwas später dran war als sonst. Ich rannte euphorisch den ganzen Weg von der Kanzlei in die brechend volle Tube und dann rannte ich auch noch nach Hause.

"Hey.", Freute ich mich une reichte Louis  meine Jacke. "Hängst du die kurz auf? Ich bin gleich bei dir. Will nur eben duschen. Es war anstrengend heute."
"Ähm..."
"Alles klar, mein Liebling?", Fragte ich schnell. Ich hatte von der Arbeit geredet. Mist. Eigentlich wollte ich generell immer erst nach seinem Tag fragen. Aber ich war noch immer völlig euphorisiert.

"Was hast du denn als Anwalt anstrengendes gemacht, dass du duschen musst?", Fragte er misstrauisch.
"Hm?", Fragte ich abgelenkt. Mein Handy hatte vibriert. Vielleicht gab es noch einen Zeugen.

"Harry?", Fragte Louis mit einem sehr komischen Unterton.
"Was denn? Lou, ich komme sofort. Warte ganz kurz, ja?" Ich eilte schnell ins Bad. Es war nur ein Newsticker gewesen. Kein Zeuge.
"So, Feierabend. Lou und ich und das Sofa.", Murmelte ich und schaltete die Dusche an.

-

"Oh, das sieht lecker aus.", lächelte ich, nachdem ich meinen Lou eine Weile in der Küche beobachtet hatte. Mein Lou. War wohl ganz in Gedanken gewesen.

"Danke. Ist jetzt nur schon kalt...", Kams abwesend. Ich wollte nicht streiten. Nicht heute.

"Ist nicht schlimm. Ich hab so einen Hunger. Ich würde es auch ohne Zubereitung essen.", Lachte ich betont unbekümmert.

"Wie war dein Tag?", Fragte er und stocherte lieblos auf seinem Teller herum. Dabei schmeckte es echt gut.

"Oh es war gut. Aber Lou, wir müssen darüber nicht reden. Es ist alles in Ordnung. Sonst sage ich dir das, okay? Ich weiß, dass dich meine Arbeitsgeschichten eher langweilen."
"Du... Du interessierst mich aber...", Murmelte er und betrachtete seine Gabel. Er guckte kein bisschen interessiert.

"Ja, ich weiß. Dann lass uns über was anderes reden, hm?"
"...okay..."
"Erzähl Mal. Was hast du heute gemacht?"
"Was soll ich groß gemacht haben? Aufgeräumt... Geputzt, war im Garten, war einkaufen..."
"Hm..." Er sprach, als würde er nichts daran besonders mögen... Ich sollte nochmal mit ihm sprechen. Ich wollte so sehr, dass es ihm gut ging, er fröhlich war und mochte, was er tat.

"Wollen wir heute Abend noch ausgehen? Wir könnten ins Kino oder so?", Fragte er plötzlich. Aber mit einer Betonung, die deutlich sagte, dass er auch keinen Bock hatte.

"Aber es ist gleich schon zehn. Und ich bin echt kaputt. Machen wir wann anders, okay?", Fragte ich also müde lächelnd.
"Okay..."

"Ich werde morgen vermutlich noch etwas später kommen.", Erklärte ich dann vorsichtshalber.
"Was ist denn los?"
"Die Arbeit. Der Fall ist knifflig."
"Oh... Okay... Ähm... Eigentlich wollten wir morgen doch zu Liam und Niall?"
"Ja... Ich weiß. Ähm... Es ist bestimmt nur eine Ausnahme. Aber vielleicht könntest du allein...?" Der Fall. Die Zeugin. Ich könnte unmöglich den Stift pünktlich fallen lassen.

"Ich glaube nicht, dass ich das so gern möchte...", Sprach Louis und klang eindeutig sauer... Warum nur? War doch okay, wenn er nicht wollte. War ja nur ein Vorschlag gewesen. Liam und Niall hätten bestimmt nicht dagegen, wenn wir das Ganze um einen Tag verschoben oder so...

So. Jetzt sind es hier nur noch vier Kapitel und dann ist die Story beendet. Nur zur Vorwarnung.
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now