Kapitel 21 - Urlaub

802 138 13
                                    

Urlaub. Ich bin eigentlich nie der Typ gewesen, der gern verreist. Die Packerei vorher und das wieder in den Alltag hinein finden hinterher fand ich immer super stressig. Meine Eltern mochten verreisen auch nicht. Sie fanden es unnötig und prollig und überhaupt Geldverschwendung. Mit solchen Sätzen im Ohr konnte man es vielleicht auch nicht so toll finden.

Und nun waren ich und Louis in Spanien. Niemand kannte uns und niemand störte sich an uns. Meine Fußballkumpel, meine Eltern - einfach alle waren weit weg. Es war wie frei atmen. Draußen! Nicht nur in der Wohnung hinter verschlossener Tür.

Ich konnte seine Hand halten. Ohne Angst haben zu müssen, dass es mir zum Verhängnis wird. Ich konnte mit ihm tanzen und ihm Schweinereien zuraunen, weil es niemanden kümmerte. Nur uns beide. Und wir fanden es beide geil. Ich küsste ihn öffentlich. Wie andere Paare das taten ohne drüber nachzudenken. Es war einfach unglaublich. Urlaub war eine tolle Sache.

Trotzdem war ich auch froh, wenn ich ihn einfach für mich in unserem Zimmer haben komnte. Ohne andere Leute drum herum. Einfach runter fahren. Ich musste nicht ständig unterwegs sein. Eigentlich brauchte ich nur Louis im Arm und bin einfach glücklich.

"Lass uns doch auch Mal was machen.", Meckerte Louis.
"Aber wir machen doch was."
"Ich will nicht in einem Hotelzimmer Abends versauern. Dafür brauche ich nicht nach Spanien fliegen. Lass uns Party machen gehen. Es ist sonst langweilig."
"Aber ich dachte...", Stammelte ich. Mir reichte Louis in einem Hotelzimmer zum Wunschlosglücklichsein vollkommen aus. Es traf mich, dass es ihm offenbar nicht genau so ging.

"Ich kann auch allein los gehen.", Kam es dann schnippisch von ihm.
Nein. Das wollte ich nicht. Es ging mir doch nicht darum im Hotelzimmer zu hocken. Ich wollte doch einfach gern Zeit mit ihm verbringen...

Also ging ich eben immer mit und machte das Beste aus der Situation. Ließ ihn möglichst nicht merken, dass ich eben lieber mit ihm allein wäre. Außerdem gab es ja wohl auch hier Arschlöcher. Ich wollte ihn also auch aufgrund dessen nicht allein lassen. Louis war auch hier ganz der tanzende Schmetterling. Er ließ sich durch die Luft tragen und sah nicht zurück. Mit diesem ihm irgendwie innewohnenden Urvertrauen, dass alles schon gut gehen würde. Manchmal war es fast erschreckend, wie unvorsichtig er war. Wenn eine Traube Typen in etwa unserem Alter Nachts mit ordentlich Alkohol im Blut pöbelnd durch die Straßen zog, dann wollte ich möglichst nicht auffallen. Waren das Arschlöcher? Ja. War das richtig, sich nach denen zu richten? Nein. Man sollte ihnen die Meinung geigen und die sollten sich der Meinung annehmen und sich in ihren Betten verkriechen und am nächsten Tag gute Menschen sein. Aber so funktionierte das eben nicht. Da war wegducken eben manchmal sinnvoll. Louis aber erzählte mir genau auf deren Höhe, dass er meinen Schwanz im Arsch haben wollte. Selten hatte ich mich so sehr gefreut, dass die das lachend für einen Scherz gehalten hatten.
Ich freute mich jedenfalls immer, wenn wir dann zurück kamen, ich ihn an mich drücken und einfach die Stille und die Ruhe genießen konnte.

Natürlich genoss ich auch unsere anderen Urlaubsaktivitäten. Die tagsüber. Louis hatte mir bei der Auswahl ziemlich freie Hand gelassen. Er meinte vor Reiseantritt, er wäre ja noch nie dagewesen und würde sich überraschen lassen. Also plante eben ich, was ich gern sehen wollte. Denn ich war auch noch nie dort gewesen. Und was wollte ich sehen? Louis im Park Guell über Barcelona. Wie er seinen Hintern auf die berühmte Bank drückte und sichtlich beeindruckt war, von den Farben, die in der Sonne glitzerten.
Louis im Kloster Santa Maria de Montserrat, wo wir einen Käse bei einem Spezialitätenhändler kauften. Der Käse war sehr teuer, aber er schmeckte großartig. Hier oben mit einer Aussicht zum Niederknien. Louis vor der beeindruckenden Kulisse...

Bei dem spanischen Buffet, erklärte ich Louis, wie man Muscheln aß. Der hatte den Darm zuerst einfach mitgegessen. Er mochte die verschiedenen Speisen und probierte irgendwie alles aus. Besonders die Süßspeisen Churros mit diesen kleinen Töpfchen flüssiger Schokolade und die Creme Catalana hatten es ihm angetan.
Wir kauften als wir zurück waren, sogar ein Waffeleisen mit Churros-Aufsatz, auch wenn man die Dinger eigentlich frittierte. Natürlich schmeckten die Dinger nicht wie hier. Selbst frittiert würden sie das nicht. Aber sie weckten Erinnerungen an einen späten Nachmittag in einem traditionell spanischen Restaurant irgendwo zwischen Tossa de Mar und Barcelona. Sie weckten Erinnerungen an dieses Urlaubsgefühl und die spanische Sonne.

Ich wollte noch so viele Erfahrungen und Erinnerungen mit meinem Louis sammeln. Egal ob hier, in London oder sonst wo auf der Welt: so lange er bei mir wäre, wäre ich glücklich. Und dann ging ich eben Nachts mit in Clubs, die mir nicht gefielen. Weil es etwas wichtigeres gab: sein Lächeln.

Sex hatten wir natürlich auch im Urlaub reichlich. Wir nutzten den Whirlpool im Zimmer sehr ausgiebig. Ich glaubte, wir haben es darin getrieben, noch bevor wir aus dem Fenster geguckt hatten.
Ich werde die Gefühle jedenfalls nie vergessen: das warme, blubbernde Wasser um uns herum. Ich, nackt dort sitzend und er auf mir. Meinen Schwanz in sich in seinem ganz eigenen Tempo genießend. Ich stieß von unten auch in ihn. Konnte mich einfach nicht ruhig halten. Es war, durch die vom Wasser gebremsten Bewegungen ein ganz anderes Gefühl.
Ich hatte die Augen irgendwann geschlossen, um alles noch intensiver wahr zu nehmen. Es fühlte sich einfach so gut an.

Wenn er sich dann noch vor lehnte und mich küsste... Ich hatte das Gefühl zu zerspringen. Da war nicht genug Luft um zu atmen und küssen gleichzeitig und ich wollte lieber aufs atmen verzichten. Da war diese Intensität. Nicht nur, weil ich in ihm war.
Ich fühlte mich irgendwie geehrt, dass mich dieses wundervolle Wesen, dieser besondere Mensch, so nah an sich heran ließ. Dass er so etwas mit mir tat.
Ich spüre seine Hände auf meinen Schultern. Wie sie teils nahezu massierten, teils fast kniffen und teils auch Recht ruhig lagen.
Jede seiner Berührung schien mich in Flammen aufgehen lassen zu können. Aber er verbrannte mich nicht. Er zeigte mir eine Wärme, die ich so vorher nicht gekannt hatte. Es war eine Wärme, die weit über diese Sex-Hitze hinaus ging. Und wenn wir dann beide die Augen öffneten und uns ganz tief in diese sahen, wusste ich, was es war: das hier. Das war Liebe. Liebe zu der teils auch, wie ich fand, relativ harter Sex dazu gehörte. Aber wichtiger war eben dieses Gefühl, was alles andere in den Schatten stellte und die Höhen höher und die Tiefen tiefer werden ließ: Da war echte Liebe. Vollkommen unverfälscht und nicht getrieben von äußerlichen Eindrücken und Taten. Das alles stand dahinter zurück. Ich glaube, es war in diesem Urlaub und in diesem Whirlpool als ich wirklich verstand, wie sich Liebe anfühlte. Echte Liebe.

Spanienurlaub aus Harrys Sicht. Was sagt ihr?
Ich hoffe, es hat gefallen.
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now