Kapitel 12 - Wille

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, hielt ich ein äußerst possierliches Wesen im Arm. Es sah mich an.

"Guten Morgen. Na?", Fragte ich und patschte mit meiner Hand auf Louis' Haaren herum.
"Was machst du da?", Fragte er kichernd. Gott, er war so süß.

"Du siehst aus wie eine Mischung aus Igel und Waschbär."
"Oh Shit. Mein Kajal.", Seufzte er und rieb sich Farbreste um die Augen weg. Oder verwischte sie noch etwas mehr? Schwer zu sagen.

Ich kicherte und lehnte mich dann einfach vor und küsste ihn. Mumelte vorher noch "Mein Igelbär".
Und mein Igelbär erwiderte den Kuss. Abgefahren. Ich in so einer Situation mit einem Jungen...

Aber er wirkte irgendwie abgelenkt.

"Woran denkst du?", Fragte ich und betrachtete ihn genau. Hoffentlich sah ich gut aus, wie ich hier so hing. Ich war nicht so niedlich wie er...

"Ich... Harry... Ich..."
"Psst... Ich weiß. Ich passe drauf auf. Versprochen...", Flüsterte ich einem plötzlichen Impuls folgend. Vielleicht fühlte Louis so ähnlich wie ich? Vielleicht wollte er sichergehen, dass ich ihn nicht verletzen würde und das wollte ich ganz bestimmt nicht. Würde er mir sein Herz schenken, ich würde gern drauf aufpassen.

Natürlich war meine Antwort ohne Kontext vermutlich völlig wirr und unverständlich. Louis' Gesichtsausdruck vermittelte das auf jedenfall sehr eindeutig. Also hängte ich noch dran:
"Es ist... Ich kann es schwer beschreiben. Ich habe mich nie zu einem... Äh....Mann? Ja, Mann..."

Okay, das sollte irgendwie selbstsicherer rüber kommen....und nicht so gestammelt... Was tat ich denn hier?!
Louis guckte auch nicht so angetan.

"Ich habe mich noch nie zu einem Mann hingezogen gefühlt. Noch nie. Kein bisschen. Aber du bist anders."

Louis' Blick wurde nicht fröhlicher, weshalb ich nochmal ansetzte. Redete ich mich hier gerade um Kopf und Kragen? Vermutlich.

"Du hast etwas an dir, dass... Ich weiß nicht. Bei dir ist es egal..."

"Himmel, das ist echt schwer.", Stammelte ich, weil Louis guckte, als würde ich seine komplette Ahnengalerie rauf und runter beleidigen.

"Ich merks...", Kams entsprechend wenig begeistert zurück.

"Was ich damit sagen möchte ist, dass ich mich zu dir hingezogen fühle und es für mich eben neu ist. Alles an dir ist anders...."
"Äh... Im Vergleich zur Frauenwelt? Warst du da an jeder schon dran, dass du das so pauschal behaupten kannst?", Fragte er provokativ und ich fühlte mich verarscht. Versuchte meinen Frust darüber irgendwie runter zu schlucken. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich konnte ihn nicht verlieren. Er war doch...

"Nein... Ich... Es wäre einfacher eine Frau zu begehren... Wenn man das trotzdem nicht tut und nicht den einfacheren Weg geht, dann muss sich der kompliziertere wirklich lohnen..."

"Ich... Ich weiß auch nicht, was ich Grade eigentlich sagen will.." seufzte ich, als er mich anguckte, als habe ich ein Rad ab. Es war so unglaublich schwer.

"Das beruhigt mich etwas...", Schnaubte er. Ich wollte ihn nicht sauer machen, nicht verletzen, oder was immer ich gerade auch getan hatte.
Einen Moment schwiegen wir.

"Lou?"
"Hm?"
"Ich... Ich möchte bei dir sein.", Versuchte ich es nochmal anders.
"Äh?"
"Ich glaube, das kann ich definitiv sagen. Ich möchte bei dir sein. Am liebsten immer. Ich möchte mit dir so im Bett liegen und ich möchte dich küssen und ich will nicht, dass du irgendso was mit wem anderes machst... Aber Beziehung... Das ist so ein großes Wort... Ich... Können wir einfach gucken, was passiert?", Fragte ich und wurde mir erst so richtig darüber bewusst, was ich da eigentlich gesagt hatte, als es raus war.

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now