Kapitel 10 - Kontrast

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Ich ging mit Louis Heim. Endlich fühlte sich wieder alles gut und richtig an. Ich verbot mir solche Gedanken und war froh, dass wir wieder in unserer Blase waren, in der eben nur wir beide existierten. Und deshalb genoss ich es unendlich doll ihn im Arm zu halten und seinen Körper so dicht bei meinem zu spüren.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte schlief Louis noch wie ein Murmeltier. Eine Weile beobachtete ich den Sabberfaden, der sich langsam von seinem Mundwinkel zum Kopfkissen hin abseilte. Aber dann stand ich leise auf, benutzte das Bad und machte mich auf den Weg um Brötchen zu holen. Unterwegs traf ich die eine Freundin meiner Mutter. Sie vermisse mich im Liturgiekreis. Joa, sollte sie schön. Meine Eltern hatten mich schweren Herzens aus dieser Pflicht entlassen, als sich, terminliche Überschneidungen mit meinem Studium ergaben. Ich kann nicht behaupten, dass ich besonders traurig darüber war.

Schließlich kam ich also wieder in der Wohnung an und deckte den Tisch und packte die Brötchen auf den Tisch. Hier fehlte ein Brötchenkorb. Louis stand wohl unter der Dusche.

Als er schließlich in die Küche kam, guckte er etwas überrascht. Aß er sonst keine Brötchen zum Frühstück?

"Guten Morgen.", Lächelte ich und schloss ihn in meine Arme. Er trug nur ein Tuch um die Hüften, aber das störte mich nicht wirklich.

"Morgen... Harry, wir müssen reden..." Uuh, ganz doofer Satz. Das bedeutete ja eigentlich nie etwas Gutes.

"Worüber?"
"Uns."
"Oh." Jup,das bedeutete definitiv ganz und gar nichts Gutes.

Aber erst frühstückten wir. Schwere Themen auf nüchternem Magen waren schließlich nie eine gute Idee.

-

"Also?" Fragte ich und überlegte, was ihn wohl Beschäftigte.
"Gestern... Diese Frau... Wir... Ich kann sowas nicht. Ich bin nicht der Typ für sowas. Verstehst du?"
"Dass du nicht der Typ für Frauen bist, habe ich mir schon gedacht.", Kicherte ich. Louis war niedlich und lustig und sprachlos. Er sagte einfach nichts mehr.

"Was willst du mir jetzt sagen? Ich habe gemerkt, dass du schwul bist.", Half ich ihm Mal ein bisschen weiter.
"Was ist mit dir? Bedeutet sie dir was?", Fragte er sehr hektisch.
"Wir hatten Mal was. Sie sieht verdammt gut aus, oder?", Erklärte ich. Stimmte nicht. Also sie sah gut aus. Aber ich kannte sie nicht. Aber ich war Hetero. Also könnte ich ja theoretisch etwas mit ihr gehabt haben.

"Keine Ahnung...", Flüsterte er.
"Hey, alles okay?", Fragte ich. Er wirkte so traurig.

"Was bin ich für dich?"
"Äh... Louis. Du bist Louis."
"Du hast mich geküsst..."
"Ja, das war abgefahren, oder?", Fragte ich euphorisch. Ich hatte das wirklich gemacht. Ich hab nen Kerl geküsst. Krass.  Voll schwul eigentlich. Wenn das jemand wüsste... Ich glaube meine Eltern würden mich lieber vierteilen, als das zu hören.

Er seufzte nur. Für ein Gespräch, was er angefangen hatte, hatte Louis wenig zu sagen, oder?

"Lou? Alles okay?", Fragte ich und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
"Nein. Nein ist es nicht. Harry, ich glaube nicht, dass wir auf der Suche nach dem selben sind. Ich denke, es wäre besser, wenn wir uns nicht mehr sehen."
"Was?!" Was sollte das denn?! Ich... Ich wollte ihn nicht verlieren. Egal, was da war. Aber da war etwas. Etwas, dass bleiben wollte und sollte.

"Bist du auf eine romantische Weise an mir interessiert?"
"Nein. Ich bin nicht schwul. Ich stehe auf Frauen." Klare Verhältnisse. Das war wichtig.

Stockend nickte er und murmelte: "Dann geh bitte. Ich kann so nicht mit dir einen auf Kumpel machen."
"Wieso nicht?", Fragte ich verwirrt. Immerhin schien ihm das hier ja grad auch keinen Spaß zu machen.

"Küsst du jeden Kumpel?"
"Natürlich nicht.", empörte ich mich. Was für eine kranke Idee. Ich hätte keine Kumpels mehr und würde in einem Sarg liegen.

"Siehst du? Für dich ist das ein Experiment. Eine Mutprobe oder so. Für mich nicht. Ich kann sowas nicht. Bitte geh.", Wimmerte er.

Geschockt sah ich ihn an. Aber was sollte ich machen? Mich festkleben?
Ich stand auf und ging. Ich sagte kein Wort mehr.

Unsere erste Begegnung war einer der schönsten Zufälle in meinem Leben. Irgendwann werde ich lächelnd daran denken. Aber erst, wenn ich das verdaut hätte...

-

Ich war auf Entzug. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Ich dachte an ihn. Die ganze Zeit. Ich bombardierte Liam und diesen Knuspel Niall mit Nachrichten. Irgendwann wollte ich Liam morgens besuchen und Niall öffnete... Man ey, die standen sich echt unglaublich nahe...

Ich jammerte ihnen die Ohren voll. Louis war ein solcher Kontrast zu meinem Leben. Ich wollte diesen Kontrast. Brauchte ihn. Ich ging feiern. Sah mir andere Kerle an. Fand einige vielleicht gutaussend. Aber das machte einen nicht schwul. Man muss zugeben können, dass Johnny Depp in Glanzzeiten heiß war. Das hatte nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Sondern nur mit Mensch sein. Egal. Jedenfalls war kein anderer Mensch wie Louis.

Und dann dachte ich beim Wixen plötzlich nicht an eine heiße Frau, sondern daran, wie Louis hingebungsvoll blies.

Danach schämte ich mich zutiefst. Ich durfte nicht schwul sein. Ganz einfach. Das würde mein ganzes Leben zerstören. Keiner würde mir bleiben.

"Harry! Komm runter! Ich hab dich gehört! Wer ist Louisa?!"
Ich stand da und wollte implodieren. Da war kein A gewesen. Krank genug, dass meine Mutter mich gehört hatte. Ich war nicht laut gewesen. Hatte sie extra gelauscht?
Mir war schlecht, aber ich ging hinunter. Streng sah sie mich an.
"Also? Wer ist Louisa?"
"Äh... Ich... Also..."
"Louisa ist kein englischer Name. Ausländerin?", Fragte Mutter mich und anhand ihrer Körperhaltung konnte ich deutlich erkennen, wie sehr ihr das Missfallen würde.

"Worum geht's?", Fragte mein Vater und betrat die Küche.
"Harry braucht dringend eine Frau. Männer in seinem Alter haben eben Gelüste.", Erwiderte seine Mutter und rümpfte die Nase.
"Äh... Ein Kollege auf der Arbeit... Der ist mit einem Mann-"
"Still! Von solchem Verhalten sprechen wir hier nicht! Das hier ist ein anständiges Haus! Leute, die so etwas machen, sind krank im Kopf. Widerwärtig. Geisteskrank. Kriminell. Egal, ob das Gesetz geändert wurde. Hast du gehört?!", Blaffte Vater mich an.
Schockiert sah ich ihn an. Wobei... Was hatte ich auch anderes gedacht?

"Aber seine Eltern-", setzte ich nochmal an.
"Täten gut daran, ihn vor die Tür zu setzen. Ich würde mit sowas nicht unter einem Dach schlafen oder an einem Tisch sitzen wollen."
Ich aß nichts mehr. Meine Gedanken kreisten. Vielleicht waren Louis und ich wirklich einfach nicht füreinander gemacht. Aber ich sehnte mich so aber nach ihm.

Nach dem Gespräch ging ich in mein Zimmer. Meine Eltern stritten darüber, wie man mich von diesem Kollegen, den es in echt nicht gab, fern halten könnte.

So lag ich da und verzweifelte. Ich weiß nicht, wie ich das Handy nahm und tippte. Aber schließlich hatte ich eine Nachricht verschickt. An ihn: Du könntest dich jetzt neben mich setzen und absolut nichts tun und trotzdem wäre es das Schönste, was mir in diesem Augenblick passieren könnte. Ich vermisse dich. H.

Hm... Tja... Liam und Niall stehen sich also sehr nah. Louis thematisierte die Beziehung der beiden ja nicht weiter. Und Harry? Der schnallt es nicht 😅
Ja... Wie gefällt euch die Entwicklung?
Das hier wird, wie Tage mit Harry, auch eine Wochenendstory. Da ich nicht weiß, wie es über Weihnachten klappt, hier Mal nochmal: Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Nächte mit LouisKde žijí příběhy. Začni objevovat