Kapitel 8 - In ein Leben eintauchen

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Ich blieb. Ich wollte Teil seines Lebens sein und ihn zu einem Teil meines Lebens machen. Die Frage nach meiner sexuellen Orientierung beschloss ich, Future-Harry beantworten zu lassen. Ich hatte selbst keine Ahnung davon. Aber ich wollte Louis haben. Das musste ja auch gar nichts mit meiner Orientierung zu tun haben. Ich wollte eben nur Zeit mit ihm verbringen. Daran war nichts komisch. Menschen waren eben soziale Wesen.
Vielleicht war er ja in meinem Hirn einfach so besonders, dass ihn das weiblich scheinen ließ? Ich wusste es nicht. Aber ich war keine Schwuchtel. Dessen war ich mir sicher. Das konnte ich nicht sein. Das durfte ich nicht sein. Aber gleichzeitig war es das Beste, was ich jemals gespürt hatte, als ich Louis im Arm gehalten hatte. Die ganze Nacht wohlgemerkt.

Ich wollte eine Normalität mit ihm. Ich wollte nicht über alles nachdenken. Also tat ich Dinge des Alltags. Ich kochte, ich wusch seine Wäsche, die eh vor der Waschmaschine lag. Louis sah Fern und ich backte Scones. Es war wunderbar. Wie ein Eintauchen in ein Leben, in dem wir beide einfach okay waren.

"Weißt du was?", Fragte ich, als wir Scones aßen und Tee tranken.
"Hm?"
"Ich glaube, wir sollten etwas unternehmen."
"Ach und was?"
"Was Neues."
"Also nicht saufen?"
"Nein, nicht saufen. Schickst du mir deinen Arbeitsplan? Dann weiß ich, wann du Zeit hast."
"Äh..."
"Bitte."

Ich fragte nicht wirklich. Ich wollte das einfach. Es ging nicht anders. Meinem grauen Alltag entkam ich durch ihn. Egal, was da war, ich musste akzeptieren, dass es ein was gab. Und dieses was wollte ich nicht verlieren. Konnte es nicht verlieren. Ich hatte bei ihm das Gefühl freier atmen zu können. Ich musste wieder daran denken, dass ich ihn mit einem Schmetterling verglichen hatte mit einem ganz eigenen Zauber. Vielleicht hatte ich inzwischen tatsächlich etwas davon abbekommen. Als wäre das Leben leichter weil er da war. Und ich glaub ihm ging es irgendwie genau so. Ich glaube, er wollte mich auch in seinem Leben haben. Denn er sagte nie nein. Ich sagte Bitte und er kam meiner Bitte nach. Immer.

Ich nahm Urlaub. Sagte zu Hause, ich hätte ein Blockseminar und daher andere Zeiten, zu denen ich los müsste. Totaler Blödsinn, aber so tief war das Interesse an meinem Leben bei meinen Eltern eben nicht. Taylor sagte ich, ich bräuchte Abstand. Sie sagte nichts dazu. Sie wusste, dass wir von meiner Seite aus, eh nicht so ganz exklusiv miteinander waren. Sie fragte nicht nach, wo ich war und irgendwie fragte ich mich, ob das überhaupt wen interessierte. Und ich tat ja nichts... komisches mit Louis. Alles war es einfach, als würde ich Zeit mit einem Kumpel verbringen. Nein. Nicht als ob. Es war einfach so!

Ich fokussierte mich auf Louis. Den Jungen, der einfach in mein Leben gehuscht war, sich in meinem Hirn festgeklebt hatte und der mich mehr faszinierte, als das ein Mann tun sollte.

Am Montag holte ich ihn zum Frühstücken ab und begleitete ihn anschließend zur Arbeit (ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass er da allein Nachts herum lief!), am Dienstag ging ich mit ihm nach der Arbeit Lebensmittel kaufen. Naja, er schob den Wagen und ich suchte alles aus und kochte anschließend was. Danach schlief ich bei ihm. Er hatte seinen freien Tag am Mittwoch. Bei ihm zu schlafen war zwiespältig. Denn mit einem Kumpel im Bett zu schlafen war schon komisch für mich. Aber Louis... Er war kein Kumpel. Er war... Louis. Ich sehnte mich danach ihm nah zu sein, aber das durfte ich nicht. Das ging nicht. Aber sein Sofa war nicht groß. Da musste man zwangsweise enger zusammen rücken um Fern zu sehen. Er war kürzer. Wenn ich hinter ihm lag, konnte ich also noch was sehen. Das war also einfach praktischer Natur. Beim Schlafen war es komplizierter. Ich rechtfertigte es damit, dass er kein Gästezimmer hatte, dass ich mit in sein Bett ging. Sobald das Licht aus war und ich hoffte, dass er schlief, kribbelte es in meinem Bauch und ich schmiegte mich von hinten an ihn. Drückte ihn an mich. Es bekam niemand mit. Wirklich. Wenn niemand etwas mitbekam, passierte es doch faktisch nicht, oder? Ich hoffte nur, dass er nicht in der Nacht aufwachte oder morgen früh als Erster und das falsch verstand... Denn es war falsch.

Wir verbrachten den Tag zusammen. Liefen durch London. London war groß genug um Neues zu entdecken. Ich führte ihn an Orte weit weg von meinem Umfeld. Ich schlief wieder bei ihm und ich merkte, dass ich mich darauf freute, abends an ihn gekuschelt einzuschlafen.
Am Donnerstag wusch ich seine Wäsche, als er arbeiten gegangen war. Krass, wie viele Klamotten er hatte, wenn man alle vom Stuhl, unterm Bett, vom Fußboden, unterm Sofa und hinter der Waschmaschine zusammensuchte, wusch und in den Schrank räumte. Zwei Pullis von mir legte ich auch noch hinein. Irgendwie waren sie eine Art Versicherung für mich. Ich könnte wieder zu ihm kommen.
Bei der Wäsche-Suche räumte ich auch gleich Mal auf. Ich hatte keinen Ordnungsfimmel oder so. Leider nicht. Es wäre sonst ordentlicher zu Hause. Aber es war für mich unglaublich spannend bei ihm aufzuräumen. Es war, als könne ich in sein Leben eintauchen. Und ich fand Drum-Sticks! Handsigniert von Dave Grohel! Unterm Sofa! Also echt! Ich legte sie ganz behutsam in die Vitrine.
Ich besorgte ihm eine Pinnwand und einen Kalender und sortierte seine Termine. Dabei stellte ich fest, dass er eine Partyeinladung für morgen hatte. Die gleiche, wie ich auch. Eigentlich hatte ich nicht vor hinzugehen. Aber da Niall auf Nachfrage schrieb, dass er und Louis kommen würden, würde ich auch hingehen.

"Äh... Musst du eigentlich nicht Mal irgendwie arbeiten oder so?"
"Nein. Also doch. Natürlich. Ich hatte die Woche Urlaub."
"Äh... Du hast deinen Urlaub dafür benutzt, bei mir zu putzen?" Er wirkte sehr ungläubig. Wie sollte ich das denn jetzt rechtfertigen?

"Naja... Zum einen macht es Spaß, wenn man voll den vorher- nachher Effekt hat und zum anderen... Ja... Nein... Nicht deine Wohnung zu putzen... Aber ich wollte Zeit mit dir verbringen." Shit! Das klang Mal sowas von schwul! Mist! Er würde das noch falsch verstehen. Ablenken!

"Äh..."
"Morgen Abend sind wir beide auf der gleichen Party eingeladen."
"Du meinst du und Niall."
"Hä?"
"Ich bin immer Nialls plus eins. Die meisten Gestalten kenne ich gar nicht."
"Achso. Naja. Ist ja nicht schlimm. Jedenfalls hat Niall mir gesagt, ihr kommt auch."
"Äh... Da weißt du mehr als ich."
"Möglich. Wir könnten zusammen hin und zurück. Dann können wir uns ein Taxi teilen." Das war praktisch gedacht. Kumpels teilten sich Taxis. Das war unverfänglich. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter.
Und Louis nickte und lächelte. Ha! Da hatte ich mich Mal gut gerettet.

Tja, so war das also aus Harrys Sicht. Versteht ihr seine Gedanken und wie er sich fühlt? Ist es nachvollziehbar?
Bis dann.
Viele Grüße ^_^

Nächte mit LouisWhere stories live. Discover now