Kapitel 16 - Party

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Die Tage vergingen. Wir groovten uns zusammen irgendwie ein. Es war toll. Unser Zuhause wurde zu meiner sicheren Basis. Endlich konnte ich, sobald ich durch diese Tür kam, genau der sein, der ich war. Egal, wie Scheiße der Tag in der Kanzlei auch lief: sobald ich durch diese Tür ging, war alles gut. Da gab es nur mich und meinen Lou und ich lebte förmlich für diese Zeit. Ich liebte die Küsse mit ihm, jede noch so kleine Berührung und jede noch so unbedeutende Neckerei.

Okay. Manchmal war ich etwas traurig. Wenn er mich ansah, als wäre ich trommeldoof. Also nicht spaßhaft. Sondern wirklich. Als würde ich unglaublich dumme Dinge tun oder sagen oder so. Also schon so, dass er mich irgendwie mochte, aber eben auch so, als würde ich seine Zeit vergeuden. Ich mochte das nicht und wusste nicht so wirklich, was er von mir hielt, solange wir in der Wohnung waren.

Gingen wir hingegen raus, sah ich es deutlich. Er war vom Verlassen bis zur Rückkehr in die Wohnung genervt von mir. Schnaubte manchmal abfällig. Ich fühlte mich dumm. Immer wieder wollte ich nach ihm greifen. Wollte seine Nähe haben. Aber was würde passieren, wenn uns jemand sah? Erst neulich war ein Typ um die Ecke niedergeschlagen worden. Weil er einen Schal vom falschen Fußballverein getragen hatte. Was würden die dann erst mit zwei Kerlen machen, die Händchen hielten? Ich könnte mich vielleicht verteidigen. Aber Louis? Er schien um diese Gefahr entweder nicht zu wissen oder sie bewusst zu ignorieren. Das war okay. Mein Schmetterling sollte weiter fliegen und durch die Luft tanzen können. Und dafür war es vielleicht besser, wenn er diese Gefahr nicht fokussierte.
Trotzdem tat sein abfälliger und verständnisloser Blick weh. Ich versuchte doch alles.

Irgendwann hatte er völlig genervt gefragt, was mein beschissenes Problem sei. Ich hatte gesagt, es sei alles in Ordnung. Wie sollte ich ihm erklären, dass ich Angst um ihn hatte und gleichzeitig seine Nähe wollte?
Er glaubte mir nicht. Aber winkte nur genervt ab.
Es tat mir leid.

-

An dem folgenden Wochenende schleppte Louis mich zu einer Party. Ich hatte eigentlich überhaupt keinen Bock. Ein Abend auf dem Sofa hätte vollkommen ausgereicht. Aber irgendwie war er echt verbissen darauf, auf diese Party zu gehen. Kam da wer Bestimmtes hin? Ein Ex oder so?

Wir kamen gerade durch die Tür als ich John sah. Ein Typ mit dem ich Mal Fußball gespielt hatte. Er kannte die anderen. Scheiße! Ich ließ Louis sofort los, ignorierte dessen genervtes Schnauben und entfernte mich schnell von ihm. Wenn John uns so sehen würde, wäre Louis leichte Beute. Die Jungs würden es erfahren und meine Eltern. Alle würden es erfahren.

Und dann entdeckte ich auch Shawn und Elton und Michael. Scheiße! Ich tat, als sei ich erfreut sie zu sehen, während mir die nackte Angst in Form einer Gänsehaut durch den Nacken kroch. Meine Jungs und mein Louis. In einem Raum. Ich musste den Eindruck erwecken, Louis nicht zu kennen.

Also spielte ich nicht nur meine Rolle, sondern auch Saufspiele. Und je öfter ich verlor, desto mehr trank ich und desto weniger ernst nahm ich irgendwas.

"Stör ich?", Fragte irgendwann jemand hinter mir genervt.
Jemand war Lou. Mein Lou.

"Uuuuhhuuu hey Louis!", Freute ich mich, obwohl er genervt die Stirn runzelte und mich ansah, als hätte ich später noch was zu tun und würde es gerade versauen. Nicht nett. Aber er war da. Mehr musste er nicht tun, um mich glücklich zu machen.

"Ey, Harry, wer ist denn der Gartenzwerg?", Fragte Mick.
Oh, Shit. Ich sollte Louis als Kumpel vorstellen, sagte mein Hirn. Also tat ich das.

"Leute, das ist Louis. Er ist cool. Louis, das sind Mick, Elton, Michael, Callum, Ashton, Luke, John, James und Shawn."
Louis guckte nicht begeistert. Eher überheblich. Hoffentlich nahmen die anderen das nicht so wahr.

"Komm saufen, Louis!", Rief Callum herüber.
"Sorry, ich bin Antialkoholiker.", Haute Louis raus. Und dann wieder das überhebliche Grinsen. Wenn mich das schon mitnahm, der in ihn verknallt war.. was machte das dann mit den Jungs? Scheiße! Die soffen alle gern. Allein zu sagen, dass man keinen Alkohol trank, könnte gefährlich sein. Und Louis war auch noch schwul. Offen schwul.

"Äh? Bist du gar nicht?", Fragte ich schnell verwirrt. Sie sollten ihn cool finden. Das könnte im Zweifelsfall ein Schutz sein, sagte mein Besoffenes Hirn.

"Nein, aber ich würde in einer Stunde gehen."
"Oh, gut zu wissen. Bis dann.", Lächelte ich erleichtert. Nur eine Stunde noch durchhalten. Dann wäre mein Lou in Sicherheit. Nur eine Stunde noch.

"Ey, was ist das denn für ne Pussy?! Kein Bier? Kein Schnaps?", Fragte Luke verstört und lehnte sich an mich.
"Ach, der ist voll okay."
"Woher kennste den denn?"
"Na, von so einer Party."
"Hat nen Arsch wie ein Weib."
Äh... Um das festzustellen musste man hinsehen, oder? Also rein theoretisch hatte einer meiner homophoben Fußballkumpel meinem Lou auf den Arsch geglotzt oder?

Einen Moment schwiegen wir beide. Ich war noch mit der Informationsverarbeitung beschäftigt, als Luke scheinbar klar wurde, was er getan hatte, denn er stürzte seinen Longdrink auf einmal seien Kehle herunter.

"Okay. Ich suche mir jetzt irgendein Weib und knall die durch.", Sprach er danach entschlossen und stellte sein Glas ernergisch ab.

"Harry, Alter ey! Was machstn in letzter Zeit immer?! Du hast ja kaum noch Zeit! Selbst beim Training warste letzte Woche nicht."
"Ja. Hab aktuell viel zu tun. Arbeit und so.", Erklärte ich nun also James und versuchte, möglichst überarbeitet aus der Wäsche zu gucken.

Und dann sah ich ihn. Meinen Schmetterling. Wie er tanzte. Ich wurde traurig und wollte den Blick abwenden. Aber wie eine Motte vom Licht wurde mein Blick von ihm angezogen.

Ich wollte dort rüber gehen. Ich wollte mit ihm tanzen. Er sollte wieder für mich tanzen. Aber wie könnte ich? Sie würden uns beide kaputt machen. Ich könnte damit leben. Aber sie sollten meinem Schmetterling nicht die Flügel ausreißen. Sie durften es nicht merken.

Ich begann schnell von Essen zu sprechen. Das half immer bei James. Auch heute. Nach zwanzig Minuten jammerte er, dass er jetzt dringend einen fetten Burger bräuchte. Ich half ihm die anderen zu überzeugen und entschuldigte mich dann, dass ich noch hier bleiben müsse. Auf Luke warten. Einen Scheiß würde ich....

Sobald sie weg waren, fühlte ich, wie ich wieder richtig atmen konnte. Schnell ging ich rüber und schmiegte mich von hinten an ihn . Umfing ihn mit meinen Armen.

"Ich dachte, du tanzt nur für mich so.", Nuschelte ich in sein Ohr.
"Tue ich doch auch."
"Gut."
"Küss mich."
"Hier?", Fragte ich erschrocken.
"Ja."

Tja... Versteht ihr die beiden?
Bis später.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Nächte mit LouisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt