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Ich war wirklich erleichtert, als Julia nach einem kurzen Gespräch mit Felice meinte, dass sie hoch möchte und ich sie begleiten sollte.

Das gab mir die Möglichkeit, einem weiteren Gespräch mit meinem Bruder aus dem Weg zu gehen und nachdem Felice sich noch mit einem liebevollen Lächeln die Zwillinge angesehen hatte, begleitete Teddy ihn zur Haustür. Ich nahm in der Zeit meine Babys an mich und machte mich anschließend mit ihnen gemeinsam und Julia auf den Weg in mein Schlafzimmer.

"Wann kommt Nunzio wieder?"

Kaum hatte sich Julia in mein Bett gekuschelt, sah sie mich fragend an, während ich noch dabei war, die Zwillinge ordentlich in der Mitte des großen Familienbettes zu platzieren.

"Morgen Abend um diese Uhrzeit ist er sicher wieder da", gab ich ihr lächelnd zurück, legte aber gleich darauf einen wehmütigen Ausdruck auf, um Julia eindringlich zu mustern. "Sag Mal. Vermisst du deinen Papa gar nicht?"

Ihre blauen Augen starrten mich für einen kurzen Moment vollkommen irrtiert an, bis sie nur leicht mit ihren Schultern zuckte und meinem Blick auswich.

"Er ist doch auch vorher nie da gewesen", sprach sie ganz leise vor sich hin und für einen Augenblick hätte man meinen können, sie wäre viel älter als 8 Jahre. Sie war wirklich ziemlich reif und ich konnte nicht verhindern, in Gedanken zu Dolores zu schweifen. Sie hatte sie wirklich mit Liebe und Geduld erzogen und hätte es verdient gehabt, ihr beim erwachsen werden zuzusehen.

"Das stimmt wohl...", gab ich schließlich von mir und schaltete dabei die kleine Nachtischlampe aus, sodass nur noch der Mond mein Schlafzimmer erhellte. "Ich würde sagen, wir schlafen jetzt und morgen sind alle wieder Zuhause."

"Auch Opa?"

"Nein, der braucht noch einige Tage um wieder ganz der Alte zu werden", erklärte ich und legte mich seitlich ins Bett, um jedem meiner Küken noch sanfte Küsse auf ihre so weichen Wangen zu hauchen.

Julia sagte dazu auch nichts mehr und nachdem ich meine Augen dann schloss, hoffte ich, schnell schlafen zu können. Jedoch war diese Stille und Dunkelheit anscheinend überhaupt nicht gut für meinen Verstand. Sofort fühlte ich mich wieder wie ein wehrloses kleines Mädchen, dass gefangen schien. Ich versuchte aber mit aller Macht, dieses schreckliche Gefühl zu verdrängen. Immerhin lagen drei Kinder mit mir in meinem Bett, die meine grenzenlose Hingabe verdient hatten. Es wäre nicht fair gewesen, mich zu verlieren. Sie brauchten mich, genau wie die anderen auch und ich stieß die Erinnerungen an Fernando komplett aus meinem Verstand, um mich auf etwas Gutes zu konzentrieren.

Ich fing also mit geschlossenen Augen an, mir Gino vorzustellen und lauschte dabei den tiefen Atemzügen meiner Babys, während ich spüren konnte, wie mein Körper und meine Gedanken sich dadurch immer mehr zu beruhigen schienen.

Vielleicht würde die Liebe zu meiner Familie reichen, den Hass und die Verzweiflung zu vertreiben und ich hatte wirklich die Hoffnung, es könnte doch noch alles gut werden. Doch die Psyche eines Menschen konnte man zwar für eine kurze Zeit beeinflussen, doch früher oder später, würden die unverarbeiteten Erinnerungen einen immer wieder einholen und einen damit aus dem Leben reißen...

"Gute Nacht, Ludo."

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Die Nacht war anstrengend, doch ich war froh, dass Julia wenigstens durchschlafen konnte, obwohl die Zwillinge einige Male wach waren.

Ich hingegen war totmüde und als ich plötzlich Nives neben mir weinen hörte, wünschte ich mir, wenigstens noch einige Minuten weiterschlafen zu können. Dort gab es keine bösen Gedanken und ich konnte abschalten...

Natürlich stand ich trotzdem sofort auf und nahm meine kleine Prinzessin vorsichtig in meine Arme, wo sie sich zu meiner Erleichterung auch gleich wieder beruhigte. Mein Blick fiel zur Seite, wo Elio noch seelenruhig schlief und auch Julia wurde nur langsam wach.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Where stories live. Discover now