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"Das war echt lecker!"

Julia grinste zufrieden ihrem Opa entgegen, der am Kopfende der Tisches saß und ihr auf ihre Worte hin verspielt zuzwinkerte.

"Ich hatte die beste Aushilfsköchin an meiner Seite", gab er ihr stolz zurück und wandte daraufhin seinen Blick in die Runde, um uns allesamt nachdenklich zu betrachten. Wir hatten uns kurz zuvor noch darauf geeinigt, ihm und Jennifer noch nichts von der Auseinandersetzung mit den Bianchis zu erzählen. Genau deswegen schwiegen wir alle zwar, doch auch ohne Worte konnte man ganz gut erkennen, was in den einzelnen Köpfen aller vor sich ging.

Mein Blick fiel bei diesem Gedanken auf Adamo, der genau vor mir saß und mich durchgehend ohne Ausdruck musterte. Ich hätte ihm auf seine kühle, arrogante Art gerne eine Grimasse geschnitten oder ihm meinen Mittelfinger gezeigt, doch ich konnte es ausnahmsweise nachvollziehen, dass er sauer auf mich war. Sicher fühlte er sich bloßgestellt von mir, doch im Grunde war er ja auch selbst schuld. Wer kam denn schon auf die glorreiche Idee, Viagra einfach so aus Spass zu schlucken - dazu noch mehr als eine...

Als ich es dann doch nicht lassen konnte, mich gegen seine eindringlichen Blicke zu wehren, verzog ich mein Gesicht und zeigte ihm meine ausgestreckte Zunge, woraufhin er keine Sekunde zögerte und unter dem Tisch an mein Schienbein trat.

"Du dämliches Arschloch!", zischte ich auf den dumpfen Schmerz hin und wurde gleich darauf von allen um mich herum gemustert, sodass ich meine Wut herunterschluckte und ein amüsiertes Lächeln auflegte. "Entschuldigung."

"Was ist los hier? Ist irgendetwas passiert, wovon ich wissen sollte?"

Enzos Blick traf genau auf mich, doch ich wandte mich schnell dem Körbchen Brot vor mir zu, um mir eines zu nehmen und hastig reinzubeißen. Solange mein Mund voll war, konnte er ja wohl kaum eine Antwort erzwingen.

"Dario?"

Kaum hatte Enzo seinen Sohn angesprochen, starrte auch ich nervös zu Dario herüber, der aber so ruhig und gelassen wie immer wirkte, während er anfing zu sprechen.

"Nein, es ist alles in Ordnung", gab er seinem Vater mit fester Stimme zurück und das so wahnsinnig gut geschauspielert, dass ich beeindruckt darüber eine meiner Brauen anhob, was er wohl bemerkte. Ein sanftes Lächeln seinerseits an mich gerichtet, brachte auch mich zum Grinsen, bis ich Ginos Hand an meinem Oberschenkel spürte, der leicht zudrückte.

Natürlich wandte ich mich sofort von Dario ab und sah zu meiner Seite, um meinem Ehemann einen fragenden Ausdruck zu erwidern.

"Ich habe eine Frage", meinte er leise und lehnte sich dabei nah zu mir herüber. So nah, dass sein heißer Atem die Haut meines Halses streifte und ich augenblicklich eine angenehme Gänsehaut davon bekam.

"Frag alles, was du willst", hauchte ich ihm zu und bemerkte dabei, wie er meinen Oberschenkel noch etwas fester drückte. Ich hatte wirklich damit gerechnet, dass er mich nach Sex fragen würde, doch er war gar nicht erregt, sondern wütend, was ich gleich noch erfahren sollte.

"Wusste Jennifer von deinem Termin im Krankenhaus?"

Irritiert über seine Frage runzelte ich meine Stirn und nachdem Gino sich wieder von mir löste und sich auf seinen Stuhl zurücksinken ließ, fiel sein kalter Blick direkt auf Jennifer, die diesem aber gekonnt auswich und sich stattdessen ihrem Weinglas zuwandte.

"Ja, aber warum fragst du das?", flüsterte ich leise und da wurde mir erst langsam bewusst, was er ihr gerade wieder unterstellen wollte. "Gino, sie-"

"Sie wusste es, amore", sprach er wütend vor sich hin und ehe ich mich hätte für Jennifer einsetzen können, sprang Gino neben mir plötzlich von seinem Stuhl auf und holte dabei blitzschnell seine Waffe hervor.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Onde histórias criam vida. Descubra agora