-91-

10.6K 581 182
                                    

Selbst nachdem der Aufzug sich im Erdgeschoss geöffnet hatte, machte Felice keine Anstalten dazu, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Er sah mich einfach nur mit großen Augen an und schien dabei abzuwägen, was er auf meine Aussage hin erwidern sollte.

"Du-", fing er beinahe hauchend an und fuhr sich dabei überfordert durch seine lockigen Haare. "-und er -", stotterte er weiter und holte anschließend tief Luft, bis der Aufzug plötzlich wieder zugehen wollte und ich meinen Arm schnell vorstreckte, um die Türen wieder zum öffnen zu bekommen.

"Felice! Reiß dich bitte zusammen", mahnte ich ihn, doch er schüttelte nur seinen Kopf und umfasste meine Schulter, um mich eindringlich zu mustern.

"Wie kannst du nur sagen, dass ich mich zusammenreißen soll, nachdem ich erfahre, dass mein Neffe und meine Nichte entführt worden sind und du deinen Ehemann betrügst!"

Er sprach schlagartig so laut und aufbrausend, dass einige Patienten und Ärzte hier unten schon zu uns zum Aufzug starrten, sodass ich dazu gezwungen war, ihn an seiner Hand mit mir Richtung Ausgang zu ziehen.

"Sie sind wieder da und das mit Cei war nur gespielt, also beruhige dich jetzt bitte und sprich etwas leiser!"

"Und was sagt Gino zu dem Allem?", wollte er am Ausgang angekommen wissen und obwohl ich einfach nur durch die breite Tür nach draußen an die frische Luft wollte, hielt er mich plötzlich an meinem Arm zurück, wodurch unsere Blicke sich kreuzten und er wohl ganz genau erkannte, dass ich es Gino noch nicht gesagt hatte. "Ludovica! Du musst es ihm erzählen!"

"Ich kann nicht!"

"Von können ist hier keine Rede! Du musst! Er ist der Vater und er weiß sicher am besten, mit den Russen umzugehen!"

Ich entriss Felice überfordert meinen Arm und lief ihm voraus weiter nach draußen in die warme Sonne, um die frische Luft tief einzuatmen, ehe ich mich wieder ihm zuwandte.

"Gino kann in seinem Zustand rein gar nichts tun und ich werde sicher nicht zulassen, dass er so kraftlos auf die Idee kommt, sich zu rächen! Er würde sich in den Tod stürzen! Außerdem dürfen die Russen nicht wissen, dass ich jemanden davon erzählt habe! Sie haben mir nur die Zwillinge wiedergegeben und lassen uns einige Zeit in Ruhe, weil sie der Überzeugung sind, ich hätte eine Affäre mit Cei und würde die Mancinis verraten."

Ich hörte wie Felice neben mir tief Luft holte und drehte mich dabei in seine Richtung, wo mir auffiel, wie gestresst er von all den Offenbarungen wirkte. War angesichtsdessen, was ich ihm alles an den Kopf geknallt hatte, wohl auch verständlich.

"Hör mir zu", sprach ich also beruhigend zu ihm auf und nahm dabei seine Hand erneut in meine. "Ruf Jennifer an. Sie soll herkommen und für Nunzio da sein. Ich fahre jetzt gleich mit Nicolo und den Kindern zur Villa und heute Abend kommst du und wir reden über das Alles in Ruhe."

"Wissen Jennifer und Nunzio bescheid?"

"Sie wissen beide, dass die Kinder weg waren, aber nicht, was wir den Russen vorspielen mussten."

"Also weiß keiner außer ich, dass du ihn geküsst hast?"

"Nein, nur du, ich und Cecilio selbst und es darf euch niemand außer uns von diesem Kuss wissen."

Es entstand eine kurze Stille zwischen uns und während Felice dann ohne eine Reaktion mir gegenüber sein Handy aus seiner Hosentasche holte, spürte ich plötzlich jemanden hinter mir und drehte mich nur langsam herum zum Eingang, wo ich dann Nunzio mit meinen Babys in den Maxi Cosis erkannte und ungläubig meine Augen aufriss.

"Wie lange stehst du schon da?", wollte ich verärgert wissen und hatte wirklich Sorge, er hätte uns belauscht. Er zuckte jedoch nur unschuldig mit seinen Schultern und stellte dabei die Zwillinge neben mir ab.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Où les histoires vivent. Découvrez maintenant