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Von Cecilios Art vollkommen aufgelöst, lief ich noch eine Weile gedankenverloren in unserem großen Garten auf und ab. Die grelle Sonne brannte auf meinem Gesicht, während ich Randall immer wieder dabei beobachtete, wie er um den Pool herum rannte und mit irgendwelchen Spielzeugknochen spielte.

Sein Leben war sicher um einiges einfacher als meines...

Mein Blick fiel bei dieser Erkenntnis zur Fensterfront herüber, durch welche ich in dem Moment Jennifer und Teddy am Tisch sitzen sehen konnte. Auch Nicolo saß bei ihnen und sie lachten immer wieder erfreut auf, während sie in einem dicken Katalog herumblätterten. Vermutlich war das der Brautmodenkatalog, doch egal was es war, mir ging es nur um ihren Anblick. Wieso konnte ich nicht so sein? Wieso gelang es mir nicht, genau wie allen anderen um mich herum, den scheiß hinter mir zu lassen?

Ich wollte auch glücklich sein und wandte meinen Blick flüchtig hoch zum Himmel, um mir selbst die Frage zu stellen, ob ich je wirklich glücklich war, bis sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen legte und Gino mir in den Verstand kam.

Er und meine Kinder... Sie waren alles für mich und machten mich glücklich, wobei mir aber gleichzeitig auch bewusst wurde, dass ich seit jener Nacht nicht mehr die Frau war, die Gino zum Lächeln brachte. Ich war eher die Frau geworden, die ihn leiden ließ, indem ich ihm das Gefühl gab, dass etwas nicht in Ordnung wäre... dabei lag es in keinster Weise an ihm.

Tief durchatmend schüttele ich all das ab und versuchte mich nur noch auf das zu konzentrieren, was jetzt vor mir lag - und zwar ein Brautkleid für Teddy zu kaufen.

Schritt für Schritt...

"Wir müssen in einer Stunde los", sprach Teddy mich an, als ich wieder ins Wohnzimmer trat und nachdem ich ihr lächelnd zunickte, lief ich an den Dreien vorbei, um schnellen Schrittes die Treppen nach oben zu nehmen. Ich hielt erst wieder kurz inne, als ich durch die Tür hindurch in mein Schlafzimmer lief und Gino im Bett erblickte. Ein Lächeln schlich sich alleine von seinem Anblick auf meine Lippen und es war das erste Mal seit drei Wochen, dass ich lächeln musste, ohne dass es gezwungen war. Diese Erkenntnis machte mir Mut, auch wenn es nur ein kleiner Hoffnungsschimmer war. Trotzdem lief ich langsam auf ihn zu und blieb genau neben ihm vor unserem Bett stehen.

Verträumt musterte ich eine kurze Zeit sein so schönes Gesicht, ließ dabei ganz sanft meine Fingerspitzen durch seine Haare gleiten und zuckte aber leicht zusammen, als er plötzlich seine Augen öffnete und mich einfach nur ohne Ausdruck musterte.

Ich zog sofort meine Hand überfordert zurück und hielt kurz den Atem an, während mein Herz schneller schlug, nichtsahnend, was ich tun oder sagen sollte.

Doch es war auch gar nicht nötig etwas zu sagen, denn ehe ich die Luft wieder langsam aus meinen Lungen gleiten ließ, hatte Gino sich bereits zur anderen Seite gedreht, um mir seinen Rücken zuzukehren... mit Recht...

"Ich gehe mit Teddy in die Stadt Kleider kaufen", erklärte ich ihm trotzdem leise und erhoffte mir irgendwie eine Reaktion von ihm, doch es kam keine.

Vielleicht war es auch besser so, denn jedes Gespräch, dass wir die letzten Tage anfingen, endete in einem Streit, bei dem entweder er zum Club oder ich ins Badezimmer geflüchtet war. Vermutlich wollten wir beide einem erneuten Drama aus dem Weg gehen.

Ohne noch etwas zu sagen, drehte ich mich zum Kleiderschrank herum und holte mir ein schwarzes, breites Shirt von ihm und eine helle Jeans heraus. Als ich mich anschließend mit den Klamotten ins Badezimmer neben mir begeben wollte, bemerkte ich aber, dass Gino hinter mir aufstand.

"Keine Sorge. Du kannst dich hier umziehen!", meinte er mit einem wirklich wütenden Unterton und lief dabei an mir vorbei ins angrenzende Kinderzimmer, woraufhin ich ihm nur beschämt nachsah.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz