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"Verfluchte Scheiße!"

Vollkommen außer mir stand ich vor meinem Badezimmer Spiegel und betrachtete dabei meine dunklen Augenringe. Ich hatte keine Ahnung, ob Gino letzte Nacht etwas mitbekommen hatte und wälzte mich deswegen auch stundenlang nur nervös im Bett herum.

Natürlich hatte ich versucht ihn noch mal über Nicolo zu erreichen, jedoch ging keiner mehr ran, was mich nur noch mehr in den Wahnsinn trieb.

"Kommst du?"

"Sofort!", rief ich Felice zu, der gemeinsam mit den Zwillingen in meinem Schlafzimmer auf mich wartete. Ich wünschte, ich hätte ihm das mit dem Frühstück doch nicht versprochen und könnte mich stattdessen in irgendeiner Ecke verstecken und auf meinen baldigen Tod warten. Vielleicht sollte ich Gino den ganzen Stress aber auch einfach ersparen und Cecilio darum bitten, mich am Kronleuchter aufzuhängen, bevor er anschließend das Land verlassen würde.

Nachdem ich nur mit sehr viel Make Up wenigstens einigermaßen wie ein Mensch aussah, suchte ich in meinem weißen Sommerkleid wieder das Schlafzimmer auf und beobachtete Felice einen kurzen Augenblick dabei, wie er mit Elio auf dem Schoß herumwippte, während Nives auf Ginos Kissen lag und die beiden neugierig musterte.

"Wir könnten eigentlich auch im Krankenhaus frühstücken", erklärte ich schließlich und nahm dabei meine Tochter auf meinen Arm, um die Wickeltasche gleichzeitig über meine freie Schulter zu werfen.

"Wir können es aber auch lassen", gab Felice mir lächelnd zurück und erhob sich dabei wieder vom Bett, um mich plötzlich besorgt zu betrachten. "Entschuldige, dass ich das so sage, aber du siehst echt nicht gut aus."

"Ich weiß", erwiderte ich ihm und war es sowieso schon gewohnt, scheiße auszusehen. Deswegen machte mir seine Aussage auch nichts aus. "Schlecht geschlafen."

"Kein Wunder, bei all dem, was du durchmachst", gab er mir zurück und schien noch etwas sagen zu wollen, ließ es aber bleiben. Ich lief ihm anschließend voraus aus meinem Schlafzimmer hinaus und suchte auch direkt den Weg ins Erdgeschoss, wo ich schon aus dem Flur heraus das Frühstück auf dem Esstisch erkennen konnte.

"Hast du das alles so hergerichtet?", wollte ich verblüfft wissen, hörte dann jedoch schon Zitas Stimme, bevor mein Bruder neben mir hätte antworten können.

"Sei nicht albern, Vica. Als hätte Strolchi solch ein Feingefühl für Dekoration", grinste sie dreckig und lief mit einer Schale voll Obst an mir vorbei zum Tisch, um diese ordentlich zwischen all den anderen Leckereien zu verstauen. "Und jetzt gib mir ein Baby! Die sind zu süß!"

Sofort kam sie in ihrem wirklich eleganten, roten Kleid auf mich zu und nahm Nives voller Freude an sich, die aber eher genervt auf Zitas schrille Stimme reagierte. Sofort fing sie an zu quängeln und wollte wieder zu mir, was ich auch zulassen wollte, jedoch genügte es, Ginos Parfum aus der Wickeltasche zu holen.

"Hier", wies ich Zita an und sprühte ihr etwas davon auf ihre Schulter. "Das muss ich immer dabei haben, sonst ist sie den ganzen Tag schlecht drauf."

Als ich gerade das Parfum wieder verstaute, sah Nives Zita mit großen Augen an und schien sich plötzlich vollkommen wohl in ihrem Arm zu fühlen. Einzig Zita schien ein Problem zu haben und sah mich mit gerümpfter Nase an.

"Super, jetzt rieche ich wie ein Zuhälter", sprach sie trocken und kehrte mir anschließend den Rücken zu, um sich am Tisch niederzulassen und Nives auf ihrem Schoß zu platzieren. Ich drehte mich noch Mal zu Felice, der nur mit den Schultern zuckte und ebenfalls mit Elio am Tisch Platz nahm, wo auch ich mich dann niederließ.

"So, ich habe extra leckeren Brei für euch gemacht", erklärte Zita stolz und nahm eine kleine Schüssel an sich, die sie dann freudestrahlend an Nives verfütterte. Auch Felice neben mir fing an Elio zu füttern und ich hatte endlich kurz Zeit zu entspannen und schnappte mir eines der Brötchen, auf dass ich noch Marmelade schmierte.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Where stories live. Discover now