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Es herrschte absolute Stille im Auto, die mich nur noch nervöser davor machte, was wohl heute noch auf uns zukommen würde. Mein Blick fiel immer wieder zu Gino herüber, der gedankenverloren den Wagen lenkte, während Cecilio im Auto hinter uns saß. Ich hatte keine Ahnung, ob Gino so ruhig war, weil er über unsere Besprechung nachdachte, oder aber, weil wir gerade auf dem Weg waren, eine Frau für etwas aus der Vergangenheit zu bestrafen. Doch egal was es war, ich wollte ihm beistehen, auch wenn ich mich selbst völlig überfordert fühlte.

Ganz vorsichtig legte ich ihm meine Hand auf seinen Oberschenkel und wandte mich dabei etwas zu ihm, wodurch er sofort ein Lächeln aufsetzte und zu mir herübersah.

"Amore?", flüsterte er leise und nahm dabei eine seiner Hände vom Lenkrad, um mit dieser meine fest zu umfassen. "Habe ich dir heute schon gesagt, wie wunderschön du bist?"

Ein dämliches Schmunzeln entstand auf meinen Lippen und ich spürte auch sofort die wohltuenden Schmetterlinge in meinem Bauch, während Gino an einer Ampel hielt und mich mit seinen intensiven Blicken musterte. Er begutachtete mein schwarzes, schlichtes Kleid und meine offenen Haare, bis er mir tief in meine Augen sah und Luft holte.

"Und ich bin auch unglaublich stolz auf dich."

"Ach, Gino", hauchte ich verlegen und wollte meinen Kopf an seine Schulter lehnen, da legte er mir aber seine Finger unter mein Kinn, sodass ich ihn fragend anstarrte.

"Doch egal wie stolz ich bin... dass hier, das musst du nicht tun. Wir können umkehren. Cecilio wird uns so oder so verlassen, anatra."

"Doch, wir müssen das tun", gab ich ihm ohne zu überlegen wieder und sah dabei flüchtig nach hinten aus der Heckscheibe. "Er hat Frieden verdient, Gino. Was würdest du denn tun, wenn Fernando noch leben würde?"

"Ich würde ihn töten", kam es blitzschnell von Gino, der sich dadurch wohl eingestehen musste, dass ich mit meiner Meinung im Recht war. "Und trotzdem habe ich mich unentschieden. Ich möchte nicht mehr, dass du dabei sein wirst."

"Was? Wieso denn?"

"Weil es sicher nicht schön werden wird und-"

"Und du mich für zu schwach hälst, richtig?! Also war das am Tisch alles gelogen, als du sagtest, ich wäre stark?!"

"No!", wehrte er sich mit großen Augen und fuhr dabei nervös weiter. "Ich möchte doch nur-"

"Ich will aber dabei sein!", unterbrach ich ihn und sah ihn dabei eindringlich an. Ich wollte auf keinen Fall, dass er mich für schwach halten würde und egal, wie mies es mir alleine bei den Gedanken ging, einer Frau beim Sterben zuzusehen, so wollte ich für Gino keine Frau mehr sein, die er wie ein Kind behandeln würde. Er sollte wissen, dass ich einiges mehr ertragen konnte, als alle anderen immer meinten.

"Gut... Alles was du willst, Anatra", erwiderte er mir mit einem Lächeln, doch ich sah ihm trotzdem ganz genau an, wie unwohl er sich dabei fühlte. Er hatte sich wirklich verändert und obwohl ich nicht glauben konnte, ihn noch mehr lieben zu können, so überzeugte die Zeit mich von vom Gegenteil. Er gab sich sichtlich Mühe, mich jederzeit zufrieden zu stellen und machte sich Gedanken um mich. Er war definitiv nicht mehr mit dem Mann zu vergleichen, den ich damals kennengelernt hatte. "Wir sind da."

Sofort drehte ich mich neugierig zu einem großen Gebäude, dass aussah, wie ein moderner Plattenbau. Die Sonne stand noch weit oben am Himmel und nachdem ich meine Tür nur zögerlich öffnete, wehte mir gleich die heiße Luft Palermos ins Gesicht.

Es dauerte dann auch nicht mehr lange und Cecilio parkte genau seinen Jaguar genau hinter uns, während Gino an meine Seite trat und meine Hand dabei fest in seine nahm.

Those empty eyes (Mafia) Teil 4Where stories live. Discover now