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POV Tendou
Diese Scheißzellen sind wirklich nervig. Nichtmal sich selbst kann man damit verletzen! Dachte ich und betrachtete mein 8 Quadratmeter großes Zimmer. Es bestand zu 99 Prozent aus Gummi und zu einem Prozent aus einem Kopfkissen und der Bettdecke. Sie waren, wie der Rest des Zimmers, in einem stilvollen Weiß gehalten. Angeblich, damit die Kreativität nicht so gut gefördert werden konnte. In meinen Augen völliger Unsinn. Je weniger man hat, desto einfallsreicher wird man.
Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte gegen die Decke. Ich dachte an den Typen zurück, den ich vor drei Tagen getroffen hatte. Obwohl, getroffen traf es nicht wirklich. Getroffen hatte ich ihn ja schließlich schon unzählige Male. Aber erst vor drei Tagen hatte ich ihn angesprochen.
Der sah wirklich heiß aus. Ich meine Himmel, diese Muskeln! Junge, Junge wer würde vor dem nicht auf die Knie gehen? Dachte ich und lachte. Der ist bestimmt auch gut im Bett!
"Wakatoshi Ushijima..." Ich ließ mir seinen Namen auf der Zunge zergehen. "Ganz schön wagemutig, mir deinen Namen zu verraten. Immerhin bin ich ein berüchtigter Meuchelmörder!" Ich kicherte über diesen Ausdruck. "Obwohl... Wenn ich so an seinen Blick zurückdenke, dann war das kein Wagemut, sondern eher-" Ich suchte nach einer passenden Beschreibung und ein leichtes Erstaunen machte sich in mir breit, als ich sie fand. "Hoffnung." Kurz darauf prustete ich los. "Was ein Typ!" Lachte ich und wischte mir die Tränen weg. Grinsend stierte ich zur Decke. "Er muss echt verzweifelt sein. Ich würde mich gerne mal länger mit ihm unterhalten... Ob ich ihn wohl wiedersehen werde? Eine Hoffnung besteht. Immerhin hat dieser-" hässliche "-Pfleger ja seine Nummer." Es schüttelte mich, bei dem Gedanken an den Pfleger. Wie der immer mit mir redet! Grauenvoll. 'Komm Satori, ich bring dich zum Essen. Keine Sorge Satori, ich bin die ganze Zeit bei dir. Wenn es dir zu viel wird, musst du mir nur ein Zeichen geben, dann gehen wir zurück. Wir wollen ja nicht in alte Muster zurück fallen, nicht wahr? Wo wir doch schon so weit gekommen sind!' Ich schnaubte. So ein bescheuerter Idiot. Ich mache nur "Vortschritte", weil ich es so will. Nicht weil die tollen Psychodoktors mein Hirn reparieren. Wenn ich irgendwann hier raus komme, werd ich diesen kleinen Dreckspfleger als erstes kalt machen. Zu allem Überfluss denkt er auch noch, er hätte einen guten Draht zu mir! So ein Bullshit.
Ich strich mir über die Schläfen. "Was solls, reg dich nicht so auf Satori. Denk lieber über den süßen Kerl nach." Belustigt lag ich im Bett und wippte mit dem Fuß. "Was er wohl gerade so macht?" Ich runzelte die Stirn. "Was macht ein gelangweilter Durchschnittsstudent wohl so?" Überlegte ich. Hmm... Wahrscheinlich unternimmt er irgendwas mit seinen Freunden. Obwohl, nein. Das würde nicht zu seiner Langeweile passen. Vielleicht Musik? Ich versuchte ihn mir mit einem Instrument vorzustellen und schüttelte den Kopf. Nein, nein. Das war ein überdeutliches Nein. Sport? Auf jeden Fall. Wo sollen sonst die Muskeln herkommen? Aber was für Sport? Er könnte alles Mögliche machen. Ich seufzte und streckte alle Viere von mir. Er ist einer dieser Menschen die ich nur bedingt gut einschätzen kann... "Macht ihn umso interessanter." Lächelnd strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. "Wakatoshi... Ich bin wirklich froh dich angesprochen zu haben. Jetzt habe ich immerhin etwas interessantes zum Nachdenken."
Ich sah nicht einmal hin, als jemand an die Tür klopfte. "Keine Sorge Satori, ich bin es nur." Bleib ruhig. Denk an die Freiheit. Obwohl warte, nein. Denk an Wakatoshi. Es funktionierte besser als gedacht. Ich überlegte, wie sein Leben so war, wie seine Eltern drauf waren, ob er Geschwister hatte und ich dachte darüber nach, wie er wohl ohne Klamotten aussah. Beseelt lächelnd lief ich in den Speisesaal und ignorierte die anderen Insassen, wie üblich. Viele von ihnen waren nur noch verwirrte sabbernde Hüllen, die vergessen hatten, wofür sie gelebt hatten. Schwächlinge! Ich kratzte wie so oft an meinen Handgelenken, an den Stellen, wo die Handschellen besonders rieben. Und es ist Haferschleim... Schon wieder. Nur weil wir in einer Anstalt sind, kann man doch trotzdem mal für Abwechslung sorgen, oder wollen die uns auch noch geschmackstaub machen? Schweigend nahm ich das Tablett und versuchte die 'besänftigenden' Worte des Pflegers zu überhören. Ich sah nicht hoch, als mir meine Portion Haferschleim gegeben wurde und trotte dann zu einem der Tische. Und ihr glaubt es kaum, auch diese waren aus Gummi. Zwar härterem Gummi, so dass sie stehen konnten, aber dafür waren die Ecken zusätzlich abgerundet. Ich verdrehte innerlich die Augen. Dieser Ort heilt einen nicht! Hier wird man erst richtig zum Psycho. Wie auch nicht, wenn man so behandelt wird? Eine schöne Heilanstalt ist mir das. Hier wird man nicht geheilt. Man wird nur unschädlich gemacht! Naja was solls. Irgendwann komme ich hier schon wieder raus und solange ich nur mit mir selbst rede, werde ich auch nicht durchdrehen. Zufrieden mit mir selbst verputzte ich mein Essen und würdigte den Pfleger dabei keines Blickes.
Er wiederum laberte mich heiter zu. "Du machst das wirklich gut Satori. Da kannst du auch ruhig ein bisschen stolz auf dich sein, weißt du? Es schaffen nämlich nicht alle, so ruhig zu bleiben, wenn sie mit mehreren Menschen zusammen essen. Wir hatten hier schon wirklich schlimme Rückfälle. Da kannst du dir wirklich mal auf die Schulter." Lächelte bemutternd. Stimmt. Das ich es geschafft habe, dich noch am Leben zu lassen, ist wirklich ein Wunder. Aber als freier Mensch hier raus zu kommen, ist auch einfach zu verlockend... Dann könnte mir nicht mal dieser verdammte Kommissar was anhaben. Naja zumindest so lange ich keine Beweise hinterlasse. Der Pfleger redete weiter auf mich ein und ich begann wieder an Wakatoshi zu denken, um mich abzulenken. So ein pretty boy... Träumte ich vor mich hin und war gerade dabei den letzten Bissen meines Essens herunterzuschlucken, als die Tür aufging und einer der Aufseher herein kam. Alle Köpfe im Saal schnellten nach oben. Es kam selten vor, dass ein Aufseher kam, denn dies bedeutete meistens, dass man Besuch bekam und wer in einer Anstalt voller Psychos bekam schon mal Besuch?
"Satori Tendou! Du hast Besuch."
Meine Augen begannen zu leuchten, als mein Pfleger aufstand. "Ah das muss er sein." Murmelte er und führte mich aus dem Saal, in den Besucherraum. Ohne Widerstand ließ ich mir die Zwangsjacke anlegen und den Maulkorb umbinden. Ich begann zu grinsen, als ich sah, wer da auf mich wartete.
"Hallo Tendou." Sagte Wakatoshi.

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now