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POV Tendou
Ich stand vor dem Badezimmer und beobachtete die Mutter und ihren Sohn. Wakatoshi... Du hast schon wieder diesen Blick. Dachte ich und beobachtete meinen gut aussehenden Gastgeber. Nicht mal für deine eigene Mutter empfindest du was, huh? Ihre Worte langweilen dich. Du willst nicht hören, dass du dich selbst retten sollst, oder? Ich versuchte schlau aus seinem Blick zu werden und verzweifelte dabei. Ich bekomm es einfach nicht hin. Wenn er so ausdruckslos in die Gegend starrt, kapier ich nie so ganz, was in seinem Kopf vor sich geht! Ich seufzte innerlich. Schnell eilte ich zur Tür, als es plötzlich klingelte und öffnete. Ich setzte ein Lächeln auf. "Guten-" Fing ich an, doch der Mann in der Tür schnitt mir das Wort ab.
"Wakatoshi." Es klang wie ein Befehl. 
Der hat mich einfach ignoriert! Dachte ich leicht beleidigt. Bevor ich antworten konnte, stand Wakatoshi schon neben mir und Erstaunen machte sich in mir breit. Da war nichts. Sein Blick war leer. Ich konnte nicht einmal die sonst fast immer vorhandene Langeweile wieder finden. Was zur Hölle? Dieser Mann, ist er-
"Hallo Vater." Sagte Wakatoshi. Er sah seinen Vater nicht an. Er stand aufrecht neben mir und war so ruhig, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Sein Vater hingegen warf ihm einen genervten Blick zu und mir vielen Wakatoshis Worte wieder ein. ...hat er mich angesehen, als wäre ich eine lästige Sache, die er noch erledigen müsse. Er hatte den Blick seines Vaters wirklich passend beschrieben.
Ich spürte wie meine Finger leicht anfingen zu jucken. 
Sein Vater schnaubte. "Wir geben in zwei Wochen am Samstag eine Gala. An diesem Tag hast du gefälligst Zeit. Ich muss dich den Leuten als meinen Nachfolger präsentieren, also bereite dich darauf vor." Seine Stimme war schneidend und kalt. "Ja Vater." Das war alles, was Wakatoshi darauf antwortete. "Und wer ist das? Was hat er hier zu suchen?" Jetzt fiel dieser abschätzige Blick zum ersten Mal auf mich. Ich machte wahrscheinlich keinen guten Eindruck. Meine Haare hatte ich hoch gegelt und trug bequeme Klamotten von seinem Sohn. "Mein neuer Mitbewohner. Ich habe ihn an der Uni kennengelernt. So erübrigt sich die Hälfte der Miete und ich kann Geld einsparen-"
Klatsch!
Wakatoshis Kopf flog zur Seite, doch er zuckte nicht mal mit der Wimper. Auch seine Mutter stand nur regungslos daneben. Sie sind ihm hoffnungslos ausgeliefert und haben keine Ahnung davon, wie sie sich gegen ihn wehren können. Das ist also dein Dad... Dachte ich gereizt und versuchte das stärker werdende Jucken in meinen Fingern zu ignorieren. "Wie kannst du es-"
"Hey!" Unterbrach ich ihn forsch. Wut brodelte in mir. Wie konnte er es wagen so mit Wakatoshi zu reden. Ich werde ihn sowas von kalt machen! Meine Hand ballte sich zu einer Faust und ich wollte seinen Vater gerade weiter anschnauzen, als sich eine Hand auf meinen Mund legte. Mein hübscher Gastgeber hatte mir von hinten den Arm um die Schultern gelegt und hielt mir den Mund zu. "Verzeih mir Vater." Sagte er. Sein Vater schnaubte verächtlich. "Sieh zu, dass du ihn los wirst und sorg dafür, dass er nicht singt." Kaum merklich spürte ich, wie sich Wakatoshis Hand anspannte. Huh? Ich sah zu ihm. Sein Vater drehte uns den Rücken zu. "Minori, wir gehen!" Bellte er und sie lief ihm gehörig nach. 
Sobald die Tür ins Schloss fiel, ließ er seine Hand sinken, starrte aber weiterhin den Boden an. Eine Weile schwieg ich, bevor ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihn zwang, mich anzusehen. "Dein Vater schränkt dich also nicht ein, ja?" Er blinzelte ruhig. Einmal. Zweimal. Dann sank sein Kopf auf meine Schulter. Verdutzt stand ich da. "Ich schaff es einfach nicht... Ich weiß nicht wie... Vielleicht sollte ich es einfach lassen..." Er murmelte die Worte in sich hinein, so dass ich Mühe hatte überhaupt etwas zu verstehen. Er klang müde und erschöpft. "Wakatoshi?" Fragte ich verwirrt. Es war, als hätte sein Vater ihm all seine übrig gebliebene Energie geraubt. Als ich ihn ansprach verebbte sein wirres Gerede. Ich spürte, wie er seine Arme um mich schlang und sich hilfesuchend an mich klammerte. "Bitte... Bitte Satori. Wer auch immer du bist... Bitte rette mich."
Ich hielt inne. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
"Bitte rette mich von diesem Leben." Sagte er und etwas regte sich in mir. Es war warm, fühlte sich gut und richtig an. Sanft legte ich meine Arme um ihn. Scheiße. Ich liebe diesen Kerl... Dachte ich und lachte leise. "Du bist mir ja einer." Meinte ich und zeichnete seine Wirbelsäule mit meinem Zeigefinger nach. "Dein Leben einfach in die Hände eines Massenmörders zu legen..." Ich machte eine Pause. "Hast du gar keine Angst?" Fragte ich. Ein aufgeregtes Kribbeln durchflutete meinen Körper. Er richtete sich auf und sein Blick traf meinen. "Nein." Antwortete er ruhig. Aber da war noch etwas anderes. Ein zuvor nicht da gewesenes Funkeln. Was ist das? Hoffnung? Hmm. Nein. Eher... Abhängigkeit. Ich grinse süffisant. Na wenn das so ist... "In Ordnung." Ich strich mit zwei Fingern über seine Brust und drängte ihn langsam zurück zum Sofa. "Ich werde dich retten. Ich werde dir zeigen, wie viel Spaß es machen kann, zu leben. Ich werde sie dir zeigen, meine Welt." Mein Grinsen wurde breiter und jetzt begann ich zu verstehen, was dieses warme Gefühl war. Ich hatte Spaß. Das hier machte Spaß. Mir passierte etwas Gutes. Ich hatte endlich mal Glück!
"Aber ich habe zwei Bedingungen." Ich drückte ihn unter mich auf das Sofa, kletterte auf seinen Schoß und stützte mich zu beiden Seiten seines Kopfes auf der Lehne ab. "Erstens: Ich darf alleine raus.
Zweitens: Du erzählst nichts hiervon der Polizei. Wenn sie dich fragen, erzählst du ihnen, dass wir ein friedliches, braves, langweiliges Leben führen. Verstanden?" Sagte ich und sah ihn durchdringend an.Wakatoshi lächelte nur. "Einverstanden." Mein Herz machte einen kurzen Aussetzer und ich kicherte. "Na dann auf gute Zusammenarbeit Wakatoshi-kun." Murmelte ich und küsste ihn. Zufrieden spürte ich, wie er erwiderte. Ich werde dich nie wieder her geben Wakatoshi Ushijima.

Ein einfacher Passant [Ushiten]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt