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POV Tendou
Wir saßen wieder Zuhause und Toshi spielte an seiner neuen Kette herum. "Und? Hat dir mein altes Zuhause gefallen?" Fragte ich und schnappte mir Zigaretten und Feuerzeug. Hm wir müssen bald neue kaufen. Stellte ich fest, öffnete das Fenster und setzte mich auf die Fensterbank. Er kam zu mir und stellte sich neben mich. "Es war sehr beeindruckend." Er lächelte etwas. "Du bist echt eindrucksvoll." Seine Augen begannen zu leuchten. "All diese Menschen dort haben dir aufs Wort gehorcht und würden ohne zu zögern ihre Freiheit für dich aufs Spiel setzen." Er machte eine kleine Pause. "Es ist fast so, als wärst du ihr König." Ich lachte und nahm einen Zug. "Wenn du das sagst." Antwortete ich. Eine Weile saßen wir so da und rauchten unser letztes Päckchen Zigaretten auf. Wir redeten über dies und jenes, betrachteten die Abendsonne und genossen unsere Zweisamkeit.
Und so strichen Wochen und Monate ins Land. Toshi ging weiterhin zur Uni, ich verschwand nachts ab und zu und dir restliche Zeit verbrachten wir zusammen.
Eines Nachts, ich hatte nicht einschlafen können und lag gerade gemütlich auf der Schulter meines schlafenden Freundes, vibrierte mein Handy. Wer will denn jetzt was von mir? Dachte ich genervt, sah aber nach.

- Reiche Säcke sind aufgetaucht, komm in Anzug ~S

Ich starrte einen Moment lang auf Semis Nachricht. Fuck! Dachte ich grollend, schlüpfte aus dem Bett und suchte im Schrank nach Hemd und Blazer. Leise machte ich mich fertig. Ich stylte meine Haare hoch, knöpfte das Hemd so locker zu, dass es meine eine Schulter freilegte und zog dann meine schwarze Cargo Hose und die Boots dazu an. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel. Ja passt so. Ich holte meine Ausrüstung und lief nach unten. Durch ein paar Seitenstraßen gelangte ich zu einem wohlhabenden Haus. Ich hatte er vor einiger Zeit entdeckt. Die Besitzer parkten ihren äußerst attraktiven Sportwagen immer davor, wahrscheinlich wollten sie damit angeben. Selber Schuld. Dachte ich, als ich das Auto knackte und kurz schloss. Der Motor schnurrte. Es war wirklich ein feines Ding. Grinsend trat ich aufs Gaspedal und fuhr los. Ich nahm Abkürzungen und Schleichwege, missachtete Tempolimits und rote Ampeln und innerhalb von 30 Minuten stand ich vor meiner Heimatstadt. Da bin ich wieder. Ich stellte den Wagen ab und lief auf direktem Weg zu Semis Laden. Mein bester Freund wartete ungeduldig davor. Er trug sein übliches Verhandlungsoutfit, was aus Croptop, Rock und Hemd bestand. "Hey Hübscher." Grinste ich, legte ihm eine Hand um die Hüfte und küsste ihn kurz auf die Wange. Semi drehte sich um. "Hey. Hab die Kids bei mir versteckt." Er umarmte mich und schien wirklich nervös zu sein. Ich kniff die Augen zusammen. "Was ist los?" Semi sah mich an. "Sie sind zurück." Seine Stimme bebte. "Es sind andere Leute, aber die Organisation von damals ist zurück." Flüsterte er. Ein Blitz jagte durch meinen Körper und dann breitete sich ein gefährlich scharfes Lächeln auf meinem Gesicht aus. Wie in Trance nahm ich Semis Hand. "Komm. Heißen wir sie willkommen." Ich pfiff durch die Zähne und Mai kam aus dem Bordell gelaufen. "Was gibt's?" Ich drehte mich nicht um. "Sag allen Bescheid. Heute gibt es ein Bloody Merry vor dem Gericht." Mit diesen Worten ging ich los. Semi beobachtete mich von der Seite. "Werden denn überhaupt noch genug übrig sein für ein Bloody Merry?" Fragte er halb belustigt. Ich zuckte mit den Schultern. "Kommt drauf an, wie die Verhandlungen laufen." Meinte ich.
Ein paar Minuten später standen wir vor einem heruntergekommenen Gebäude. Die Fenster waren kaputt und von den Wänden bröckelte Schutt. Aber wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass es früher mal ein hübsch verziertes Gebäude gewesen sein musste und als Gericht gedient hatte. Wir traten die zerbrochene Tür ein und liefen geradewegs auf den Platz zu, der sonst dem Richter zustand. Die Vertreter der Organisation waren schon da. Es waren an die 50 Männer und Frauen. Sie hatten sich auf die Zuschauerplätze und die Bank von Kläger und Angeklagtem verteilt.
Ich ließ mich auf meinen Stuhl, einen üppigen roten Sessel nieder und zog ein Bein an. Semi kletterte auf meinen Schoß und positionierte sich... vorteilhaft. Er räkelte sich um mich, während mein kalter Blick über die hier Anwesenden schweifte. Das war eine unserer Methoden, um Menschen unterschwellig zu manipulieren.
"Also. Was wollt ihr hier?" Fragte ich und legte meine Hand um Semi. Einer der Vertreter stand auf. "Wir wollen euch-" Meine Augen blitzten auf und nagelten den Mann fest. "Wer hat dir dreckigem Bastard erlaubt mich zu duzen?!" Knurrte ich. Er machte einen Versuch mir zu widersprechen, knickte aber ein. "Entschuldigung-" Ich unterbrach ihn erneut. "Entschuldigung euer Ehren. Habt ihr die Regeln bei Gericht etwa nicht drauf?" Säuselte ich. Der Mann sah leicht verärgert aus. "Entschuldigung euer Ehren." Ich nickte. "Wir wollen eurem Volk nur ein paar Jobs anbieten. Ich verspreche, es ist eine Win-Win Situation. Eure Leute erledigen gewisse Arbeit für uns und wir bezahlen sie, geben ihnen Essen." Er lächelte schmierig und mein Blick wurde dunkel. Semi regte sich. "Wie großherzig ihr seid." Seine Stimme klang freundlich und er hatte ein süßes Lächeln aufgesetzt. Der Mann schien sich etwas sicherer zu fühlen. "Nun ja, wir wollen auch den Gesellschaftsschwachen eine Chance-" Ich schnaubte angeekelt. "Was für Jobs?" Er kam wieder ins Schwitzen. Bald hatten wir ihn da, wo wir ihn haben wollten. "N-nun... Es sind ganz einfache Jobs. Nichts wofür man Erfahrung oder Bildung bräuchte." Semi kicherte. "Das ist lieb, aber was ist es genau, dass unsere Leute tun müssen und habt ihr sonst noch Bedingungen? Sag es ganz frei heraus, mein Süßer, wir wollen ja schließlich beide nur das Beste für unsere Leute, nicht?" Ganz zufällig rutschte sein Rock etwas höher. Er wusste genau, was er für eine Wirkung auf Menschen hatte. Der Mann lächelte eingelullt und sein Blick huschte hin und her. "Also, wenn euer Ehren so fragt... Hehe, es wäre gut, wenn es Jüngere wären. Sie sind ja meistens gesünder und kräftiger, wenn sie jung sind, wenn sie von hier kommen, nicht wahr?" Er lachte nervös. "Und ihre Aufgaben wären Botengänge, gewisse Aufträge oder nun ja-" Er zwinkerte. "Andere Dienstleistungen, wenn ihr versteht." Semi und ich blieben ruhig. Wie verdorben war diese Welt? "Du musst schon Klartext reden. Wir aus Tsukuyomi haben keine Bildung genossen, wie du weißt. Wir verstehen irgendwelche Andeutungen nicht so gut." Brummte ich und gab mich dümmlich. Semi nickte kichernd. Der Mann schluckte, sah aber selbstsicherer aus. Jetzt war es soweit. Ich spürte die kalten Klingen an meinen Körper und es juckte mich, sie zu benutzen. "Nun es gibt Menschen, die uns im Weg sind, wir wollen, dass euer Volk sie ausschaltet, tötet. Sie müssten unsere Ware zu den Kunden bringen und uns ab und zu, wie auch immer, bespaßen. Aufgaben, die das täglich Brot dieser Leute sind, mehr nicht."
Es herrschte Stille. Semi war ganz angespannt und in mir brodelte die Wut. "Diesmal lösche ich sie richtig aus." Murmelte ich leise zu meinem besten Freund. Er nickte kaum merklich und wir standen auf. Ich knackte meinen Kopf nach links und rechts und sah dann seufzend zu den Vertretern. "Nach ausgiebiger Überlegung ist das Gericht zu dem Entschluss gekommen-" Ich lächelte schmal und einen Moment später steckte ein Messer im Kopf des Mannes, der geredet hatte. "Antrag abgelehnt." Sagte ich eiskalt.
Mordlust, die ich bis eben zurück gehalten hatte, strömte aus mir heraus. Ich begann wahnsinnig zu grinsen, sprang auf das Geländer und zückte meine Waffen. Lachend schoss ich in die Menge. Die Vertreter flüchteten aus dem Gericht, wenn sie nicht schon tot am Boden lagen. Einige von ihnen feuerte blindlinks zurück. Semi lachte neben mir. "Solche Idioten." Sagte er, mit einem Messer spielend. Ich bot ihm meine Hand an. "Was haltet ihr von einem kleinen Tanz in rot, mein Herr?" Fragte ich und mein bester Freund nahm schmunzelnd an. "Was ein Kavalier, ihr doch sein könnt."
Ich führte ihn nach draußen, als würde ich ihn zum Tanze führen. Um uns herum knallte es und Schreie erfüllten die Nacht. Blut spritzte und färbte den Himmel rot.
Ich verneigte mich vor Semi und er machte einen Knicks, bevor wir zu tanzen begannen. Wir tanzten über Leichen, verstreute Organe und durch Blutpfützen. Das Getöse um uns herum, war wie Musik, die uns begleitete. Wir tanzten, bis alles verstummt war. Die Leute aus der Stadt standen atemlos um uns herum und von Semis Haaren tropfte Blut. Ich verneigte mich erneut vor ihm und wandte dann an die Menge. Alle sahen mich erwartungsvoll an. "Sammelt die Organe ein, verkauft sie auf dem Schwarzmarkt und räumt hier auf. Wenn jemand dumme Fragen stellt, es war ein Stadtinternes Gerangel, dann sollten sie uns in Ruhe lassen." Ich lächelte. "Gute Arbeit." Sofort machten sich die Leute daran, meinen Befehl auszuführen, während Semi und ich zurück zum Bordell gingen. "Ein Bloody Merry ist doch immer wieder lustig." Sagte er und ich nickte zustimmend. "Wohl war." Ich seufzte und sah auf mein Handy. Es war schon Morgen und ich hatte eine Nachricht von Wakatoschi.

Toshi: Wo bist du?

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now