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POV Tendou
Ich lief durch die mir so vertrauten Straßen. Hier hat sich wirklich nichts verändert. Der Gestank von alten Leichen kroch mir in die Nase. Ich sah zu Wakatoshi, der sich neugierig alles anschaute. Ich hoffe ich muss das hinterher nicht bereuen. Dachte ich zweifelnd und zog ihn dann um eine Ecke, tiefer rein in die dunklen Straßen. Am Wegesrand hockten kranke oder besoffene Leute und zwielichtige Personen beäugten uns misstrauisch. Wachsam zog ich Toshi näher zu mir und- "Tendou-san?" Ich drehte mich um. "Hm? Ah, hi Shikaru." Begrüßte ich einen kleinen, verdreckten Jungen mit einer viel zu großen, Gold glitzernden Sonnenbrille in den Haaren. "Du-du bist zurück?" Seine Augen wurden groß. Ich kratzte mich am Nacken. "Hm, jo. So mehr oder weniger." Murmelte ich. Shikaru begann breit zu lächeln. "Hammer! Das muss ich den anderem erzählen. Sie werden ausflippen!" Hibbelig wuselte er davon und brabbelte noch etwas von "Krass! Der Boss ist endlich wieder da." Belustigt verdrehte ich die Augen. "Komm, wir müssen da lang." Sagte ich an Wakatoshi gewandt. Er beobachtete mich aufmerksam. "Wer war das?" Wollte er wissen, doch ich schüttelte den Kopf. "Nicht so wichtig, erklärs dir später." Würgte ich ihn ab und zog ihn weiter durch die Straßen, in eine belebtere Gegend. Hier stapelten sich die fragwürdigsten Läden nur so übereinander. In einer Seitengasse standen zwei nackte Mädchen eng umschlungen, fest ineinander verhakt und ein daneben stehender sabbernder Typ holte sich darauf einen runter. Seufzend sammelte ich einen kleinen Kieselstein vom Boden auf und schnipste ihn gezielt hart gegen die Schläfe des wichsenden Kerls. Er wimmerte auf und brach zusammen. Die beiden Mädchen hielten inne und quiekten freudig auf, als sie mich sahen. Erstaunlich schnell lösten sie sich aus ihrem Knäuel und flitzten auf mich zu. Kichernd sprangen sie mir in die Arme. Ich verzog das Gesicht. "Mei! Erina!" Sagte ich kalt. "Wagt es ja nicht mich zu umarmen, wenn eure Hände gerade noch in der jeweils anderen gesteckt haben!" Sie lachten mädchenhaft und sahen mich verführerisch an. "Aber wir haben dich soooo vermisst, Satori-Chan." Im gleichen Moment pfiff jemand von der anderen Straßenseite. Tch... Pure Mordlust lag in meinem Blick, als ich ihn über die Straße streifen ließ. Sofort schienen alle furchtbar beschäftigt zu sein. Amüsiert grinsend sah ich wieder zu den beiden Mädchen. "Mir egal. Pfoten weg oder es klatscht und nein, nicht auf eure Ärsche." Sagte ich leicht genervt. "Aber Satori-Chaaaan-" Jammerte Mei. "Der Mann hinter dir guckt uns echt gruselig an."
Ich drehte mich um und musste lachen. "Hm? Oh äh - hehe - ach ja. Das ist Toshi. Er mags nicht wenn sich Leute an mich ranschmeißen." Antwortete ich. Erina kicherte wieder. "Echt? Hmmm. Dann wird er hier ne harte Zeit haben." Ich nahm sie in den Schwitzkasten. "Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du ordentlich und nicht mit diesem zweideutigen Unterton reden sollst du kleine Mistfliege!" Schnauzte ich sie an. Sie quiekte und lachte und wurde dabei kräftig von Mei angefeuert. "Go girl! Uhhhh man kann echt voll in dich rein sehen!" Ich schnippste ihnen gegen den Hinterkopf und scheuchte sie fort. "Verpisst euch und zieht euch gefälligst was an!" Brummte ich. Dann sah ich wieder zu meinem Freund. "Hab dich gewarnt." Murmelte ich. "Hast nicht gesagt, dass sich nackte Mädchen an dich ranschmeißen, Satori-Chan." Brummte er und nahm trotzig meine Hand. "Jaja, sorry."
Wir liefen wieder los, doch weit kamen wir nicht. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas aufblitzen und auf Toshi zufliegen. Ohne zu zögern zog ich ihn zur Seite und fing das surrende Messer gekonnt ab. Eine untersetzte Frau kam aus der Dunkelheit angerannt, ein weiteres, noch längeres Messer in der Hand. "Hmm..." Bevor sie sich hätte um entscheiden können, rammte ich ihr meine Faust ins Zwerchfell und hielt ihr das abgefangene Messer an die Kehle. "Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, werde ich dir jedes einzelne deiner Gerdärme rausschneiden und dich quälen, bis du darum bettelst getötet zu werden." Murmelte ich ihr gefährlich leise ins Ohr. Verschreckt wich sie zurück, als sie erkannte mit wem sie es zu tun hatte. "E-e-es tut mir schrecklich Leid. Ich habe nicht erkannt, dass ihr es seid, Meister Tendou. Sonst hätte ich euch niemals angegriffen. Verzeiht meine Dummheit." Nuschelte sie ängstlich. Ich richtete mich auf und nahm ihr auch das zweite Messer ab. "Verschwinde!" Sagte ich kühl und die Frau stolperte schnell davon. Ein bisschen unwohl sah ich diesmal zu meinem Freund zurück, doch in Wakatoshis Augen spiegelte sich nur Bewunderung. Wie ich ihn doch liebe, diesen verkorksten Typen. Dachte ich schmunzelnd.
Nachdem uns sowas noch 3 weitere Male passierte, stampfte ich angepisst zu einem Stand, der Ketten mit einem Metallplättchen verkaufte und schnappte mir eine davon. Ich funkelte den Verkäufer an, als er den Mund aufmachte, um zu widersprechen. Ich nahm ein Messer und ritzte meine Initialen in das Plättchen. Schnaubend hielt ich es Toshi hin. "Hier häng sie dir um. Wenn dir danach nochmal jemand versuchen sollte wehzutun bring ich jeden einzelnen hier um!" Knurrte ich mehr zu mir selbst, als zu ihm. "Was soll diese Kette bringen?" Fragte er, hing sie sich aber um. Ich stiefelte grummelnd weiter. "Sie macht dich zu meinem Besitz. Greift man Besitztümer an, kann Kopfgeld auf dich angesetzt werde und du gilst als Vogelfrei. Is so ne ungeschriebene Regel hier. Nicht dass man hier nicht irgendwie sowieso vogelfrei ist, aber-" Dann fiel mir auf, das Wakatoshi gar nicht mehr bei mir war. Ich sah mich schnell um und entdeckte ihn an dem Kettenstand, wo er dem Verkäufer gerade etwas Geld gab. Er bezahlt seine Sklavenkette... Nach kurzer Verwunderung fasste ich mich und konnte nicht verhindern, dass ich etwas lachen musste. Ich eilte zurück und zog ihn weiter. "Was hab ich gesagt über Alleingänge?" Fragte ich und er schenkte mir eins seiner beruhigenden Lächeln. "Keine Sorge. Mir passiert schon nichts. Ich bin ja jetzt dein Besitz." Sagte er und ich seufzte. Gwaaahhhr... Mit ihm wird sogar dieser Drecksort echt schön. Dachte ich und antwortete nichts darauf.
Auf dem restlichen Weg wurden wir immerhin nicht mehr angegriffen, jedoch war Toshi viel zu leicht von irgendwelchen mysteriösen zu beeindruckt. Einmal blieb er bei einer Wahrsagerin stehen und ich hörte nur wie die Alte sagte "Ohhh mein armer Junge. Deine Teeblätter verheißen nichts Gutes. Jaa ahhh ich sehe bei dir den GRIMM!" Augenrollend stellte ich mich vor die alte Frau. "Hey Oma! Wenn du ihm irgendeine scheiß Zukunft aus den Teeblättern liest, les ich dir gleich die Leviten." Die Alte lachte nervös, drehte die Teetasse und druckste herum. "Ahhh ich hab mich verguckt. Ahhaahaa meine Augen werden wohl alt. Ähm. Ahh ja ich sehe eine glorreiche Zukunft. Du wirst sehr reich und glücklich werden, wirst heiraten und dann Kinder bekommen." Wakatoshi sah mich schmunzelnd an. "Dagegen hätte ich nichts einzuwenden." Murmelte er leise und ich lief rot an. Schnell drehte ich mich weg. "Los jetzt! Wir müssen weiter!" Er bezahlte - mal wieder - und folgte mir dann.
Ein anderes Mal musste ich ihn davon abhalten blaue fragwürdige Kekse zu kaufen oder ein hässliches Amulett. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich da an, wo ich von Anfang an hingewollt hatte. Draußen saß ein junger Mann mit aschblondem Haar auf einem Holzfass und rauchte genüsslich. Ich begann breit zu Grinsen, als ich ihn sah...

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now