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POV Ushijima
Das Zusammenleben mit Tendou war simpel. Anfangs hatte ich mich erst etwas daran gewöhnen müssen, dass jetzt jemand bei mir lebte, aber inzwischen hatte er sich gut an meinen Alltag angepasst. Da meine Wohnung nicht groß war, hatten wir beschlossen beide in meinem Zimmer zu schlafen. Ich hatte ursprünglich angedacht ihm mein Bett zu geben und selbst auf dem Boden zu schlafen. Nachdem Tendou aber eine ganze Weile mit mir diskutiert hatte, dass er mich ganz sicher nicht in meiner eigenen Wohnung auf dem Boden schlafen ließe und ich es im Gegenzug für unhöflich hielt, meinen Gast auf dem Boden schlafen zu lassen, schliefen wir nun gemeinsam in meinem Bett. Und egal um welche Uhrzeit ich morgens aufstehen musste, Tendou stand ebenfalls auf und leistete mir Gesellschaft. Dann saßen wir zusammen an meinem kleinen Tisch in der Ecke, tranken eine Tasse Kaffee und aßen zwei Scheiben Toast. Um 06:45 Uhr verabschiedete er mich dann grinsend und wünschte mir einen guten Tag an der Uni.
Eigentlich war also alles wie immer. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich irgendetwas geändert hatte. Natürlich hatte sich etwas verändert. Ich lebte nun mit einem mutmaßlichen Psychopathen zusammen. Aber das war es nicht. Tendou hatte sich so gut an meinem Alltag angepasst, dass ich alles wie immer machen konnte. Er war fast wie ein pflegeleichtes Haustier.
Was ist das also? Fragte ich mich, als ich auf dem Weg nach Hause an dem herunter gekommenen Blumenladen die alten Blätter einer Blume einsammelte und in den Müll warf. Sind es meine Gefühle, die sich verändert haben? Ich lief den restlichen Weg zu meiner Wohnung und schloss die Tür auf.
"Wakatoshi-kun! Willkommen zurück!" Tendou stand strahlend vor mir, einen meiner Pullover tragend und mit Mehl in den Haaren und auf der Nase.
Nein. Meine Gefühle haben sich nicht geändert. Ich kann inzwischen einfach nur hören, wie mein Herz klopft... Ich lächelte etwas. "Bin wieder da." Antwortete ich und hing meine Jacke an den Haken. Der Rothaarige kicherte belustigt. "Ich hab übrigens Kuchen gebacken." Erzählte er und kratzte sich dann am Hinterkopf. "Und - ehm - eventuell hab ich..." Er zögerte und ich sah ihn fragend an. "Und du hast was?" Er lächelte scheinheilig. "Ähm. Ich hab vielleicht ausversehen das Mehl umgestoßen, so dass deine Küche jetzt voll mit Mehl ist?" Gestand er.
Ich blinzelte nur, nicht wissend, wie ich mit dieser Nachricht umgehen sollte. Ich ging in meine Küche und blieb in der Tür stehen. Fast alles war von einer feinen Mehlschicht bedeckt. Tendou lugte über meine Schulter. "Tschuldige..." Sagte er und ich sah ihn ruhig an. "Nicht schlimm." Vorsichtig strich ich durch seine Haare, um sie etwas von dem Mehl zu befreien. "Du solltest dich sauber machen gehen. Ich räume derweil die Küche auf." Meinte ich und sah mich erstaunt an. "Du... Du bist nicht sauer oder so?" Fragte er. Ich sah meine Küche an und schüttelte den Kopf. "Ich hatte noch nie eine Mehlexplosion in meiner Küche. Das ist wirklich aufregend." Sagte ich und konnte wieder fühlen, wie mein Herz klopfte. Für einen Moment stand Tendou einfach nur da. Dann begann er zu lachen und hielt sich den Bauch. "Hach ich liebe dich einfach!" Lachte er und ich blinzelte verwirrt. "Wirklich?" Ein komisches Gefühl brummte in meinem Magen. "Tut mir leid aber ich empfinde nicht das gleiche." Entschuldigte ich mich. Tendou lachte jedoch nur noch mehr und musste sich an mir festhalten. Ich war nur noch verwirrt. Wieso lacht er? Verständnislos sah ich den Rothaarigen an. "Nein nein..." Sagte er zwischen den Lachanfällen. "Ich meinte nicht auf die romantische Weise." Er wischte sich Lachtränen weg. "Was ich damit sagen wollte ist, dass ich dich sehr mag. Als Freund." Erklärte er. Hm verstehe. Entschlossen sah ich ihn an. "Ich liebe dich auch. Als Freund. Denke ich." Antwortete ich und Tendou prustete wieder los. Hab ich etwas lustiges gesagt? Ich hab doch nur seine Worte wiederholt. Wieso lacht er schon wieder. Das ist wirklich sehr verwirrend... Dachte ich und stützte ihn, bis er sich beruhigt hatte. Dann seufzte er und sah belustigt zu mir. "Na los. Ich helf dir beim Küche aufräumen." Meinte er. Ich gab auf verstehen zu wollen, warum Tendou über meine Worte gelacht hatte und holte das Putzzeug. Wie kann so ein Mensch des Mordes verdächtigt werden? Fragte ich mich und gab Tendou einen Besen. Und was mache ich überhaupt, wenn sich herausstellen sollte, dass er doch der Mörder ist? Ich verscheuchte den Gedanken. Das kann ich mich auch fragen, wenn es soweit ist. Beschloss ich und begann mit den Staubwedel meine Wandschränke vom Mehl zu befreien. "Uhh ich mag das Lied." Tendou drehte die Lautstärke meines Radios auf und begann mit zu singen. Wir putzten die Küche, bis jegliches Mehl verschwunden war. Zwischendurch hatte Tendou den Kuchen aus dem Ofen geholt, sodass die Küche von einem süßlichen Geruch erfüllt war. Als wir fertig waren, sah der Rothaarige mich belustigt an. "Jetzt müssen wir nur noch uns selber sauber machen." Kicherte er und wischte mir vorsichtig etwas Mehl von der Wange. Ich nickte. "Ja." Seine Hand lag immer noch an meiner Wange. Einen Moment lang standen wir so in der Küche und etwas an seinem Blick fesselte mich so sehr, dass ich nicht wegsehen konnte. Dann seufzte er und ließ seine Hand sinken. "Ich geh dann mal ins Bad." Er lächelte und ich nickte. "Ja." Schmunzelnd drehte er sich um und lief ins Badezimmer. Ich stand noch etwas in der Küche und dachte nach. Das war gerade schön. Glaube ich. Dachte ich und strich über die Stelle, wo eben seine Hand gelegen hatte. Dann sah ich mich in der Küche um. Je mehr ich über ihn nachdenke, desto größer wird meine Verwirrung... Ich betrachtete meine Hände. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Und dann diese ganzen Gefühle, die er bei mir auslöst. Was soll ich damit anfangen? Was bedeutet das alles? Als würde mein ganzer Körper auf ihn reagieren. Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich setzte mich und lächelte. Es ist zumindest nicht langweilig mit ihm...

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now