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⚠️Triggerwarnung: Mordgedanken⚠️

POV Tendou
Ich lag wach im Bett und beobachtete Wakatoshi, während er schlief. Meine Finger hatten wieder angefangen zu kribbeln. In der Anstalt hatte ich es irgendwie ausgehalten. Ich hatte ja alles vorbereitet und mir dann vorgestellt, dass es passierte. Ich hatte ja gewusst wann und was passieren würde. Zusätzlich war mir klar gewesen, dass ich nicht raus konnte.
Allerdings hatten sich jetzt die Umstände geändert. Ich war mehr oder weniger frei... Ich könnte ihn jetzt einfach so umbringen, ohne dass er etwas merken oder ich irgendwelche Spuren hinterlassen würde. Und ich könnte es so aussehen lassen, als ob ich auch gestorben wäre. Nicht mal der Kommissar hätte dann noch etwas gegen mich in der Hand. Ich bereute es sofort, diesen Gedanken gehabt zu haben.
Ein verrücktes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Leise richtete ich mich auf und beugte ich mich über ihn. Sanft strich ihm über die Unterarme und musste schlucken, als seinen regelmäßigen Puls unter meiner Hand fühlte. Wie ein hungriges Tier kniete ich über ihm und starrte ihn an. Er sah so schön aus, wie er da unter mir lag. Ich war in einem Rausch. Das Blut dröhnte in meinen Ohren und ich kicherte bei der Vorstellung, wie seine Wohnung in Flammen aufgehen würde. Ich bring-
"Tendou."
Ich erstarrte.
Wakatoshis Stimme hatte mich aus meiner Trance gerissen.
Scheiße... Ich lockerte meinen Griff und sackte auf ihm zusammen. Schnell drückte ich mir die Hände aufs Gesicht. "T-tut mir leid." Murmelte ich und begann leicht zu zittern. "Ich hab das Jahr in der Anstalt doch nicht so leicht weggesteckt, wie ich dachte." Nuschelte ich entschuldigend und hoffte, dass er mir das so abkaufen würde. Ich spürte nur, wie sich zwei warme Hände sanft über meine legten und er sie von meinem Gesicht nahm. "Ist schon gut." Sagte er sah mich an. Sofort wurde ich ruhiger. Er sieht mich schon wieder mit diesem wahnsinnigen Blick an. Als wäre er bereit dafür, jetzt zu sterben. Er würde mich wahrscheinlich auch noch so ansehen, wenn ich ihm die Luft abschnüren oder eine Pistole an den Kopf halten würde. Ich erschauderte, als ich verstand, dass der Mann vor mir durch rein gar nichts eingeschüchtert werden konnte. Er hatte ja schließlich nichts zu verlieren und sein eigenes Leben war ihm egal. Gleichzeitig merkte ich, wie meine Sympathie für ihn wuchs. Aber er ist vielleicht auch der Einzige, der mich so akzeptieren würde wie ich bin, selbst wenn ich ihm die Wahrheit sage... Dachte ich und meine Anspannung ließ etwas nach. 
"Danke..." Murmelte ich und legte mich wieder neben ihn. In stillem Einvernehmen schloss er mich in seine Arme. Es fühlte sich befremdlich an, von jemandem umarmt zu werden. Er strich mir vorsichtig über den Kopf. Wie lange ist es wohl her, dass ich jemandem umarmt habe? Fragte ich mich. Das letzte Mal war vermutlich noch mit Nori... Ich schloss die Augen und merkte, wie das Kribbeln in meinen Fingern nach ließ. Innerlich seufzte ich. Das darf nicht nochmal passieren. Wenn ich durchdrehe, werde ich immer so unvorsichtig... Und beim letzten Mal saß ich danach für ein Jahr in der Klapse. Ich muss mir echt dringend was ausdenken. Ich machte es mir noch etwas bequemer in Wakatoshis Armen. Vielleicht sollte ich es ihm wirklich einfach sagen... Ach egal. Darüber kann ich mir nach dem Aufstehen Gedanken machen. Dachte ich noch, bevor ich einschlief. 
Am nächsten Morgen klingelte sein Wecker pünktlich um 06:00 Uhr. Schläfrig folgte ich ihm aus dem Bett. Während er im Bad war, stibitzte ich mir eine seiner Strickjacken und schlief beinahe wieder ein, während ich Wasser kochte. Wakatoshi nahm mir den Wasserkocher ab. "Du musst nicht jeden Morgen mit mir aufstehen, wenn du noch müde bist." Sagte er und warf zwei Toastscheiben in den Toaster. "Hmm..." Ich setzte mich und stützte meinen Kopf ab. "Aber das ist das einzige, was ich machen kann, um dir meine Dankbarkeit zu zeigen." Murmelte ich und verkniff mir ein Gähnen. Er schaltete das Radio ein und setzte sich zu mir. "Das geht schon in Ordnung." Ich schüttelte den Kopf. "Jetzt lass mich das für dich machen, wenn ich dir sonst nur Probleme bereite." Widersprach ich, holte das Toast, gab es ihm und warf zwei neue Scheiben ein. Ich trank etwas Kaffee. "Du bereitest mir keine Probleme." Sagte er und begann zu essen. Ich beobachtete ihn. So richtig schlau werde ich aus ihm aber auch nicht... Stellte ich fest. "Nicht? Du hast einen mutmaßlichen Mörder bei dir aufgenommen. Wie kann dir das keine Probleme bereiten?" Fragte ich. Er sah mich an. "Es interessiert sich niemand für mein Privatleben. Der einzige Besuch den ich bekomme sind meine Eltern und sie zu belügen ist einfach." Er machte eine kurze Pause. "Wie sollst du mir also Probleme bereiten, wenn niemand von dir weiß?" Darauf hatte ich keine Antwort. 
Wir beendeten unser Frühstück und ich verabschiedete ihn, als er fertig war. Müde wanderte ich zurück zum Bett und ließ mich hinein fallen. Ich kuschelte mich in die Decke. Das ist doch alles zu schön, um wahr zu sein! Es kann doch nicht sein, dass jemand so verdammt gut zu mir passt. Egal was ich sage oder tue, er gleicht es irgendwie aus. Für jedes meiner Probleme hat er eine Lösung. Er ist wie mein perfektes Alibi. Und dann sieht er auch noch gut aus und ist handsome as fuck! Als ob ich so viel Glück habe! Ich raufte mir die Haare. Er war ein einfacher Passant, der durch Zufall jeden Tag an der Psychiatrie vorbei gelaufen ist. Und er soll jetzt... Keine Ahnung, mein Seelenverwandter sein? Oder das alles ist der größte Plot, den sich der Kommissar jemals ausgedacht hat und Wakatoshi ein unfassbarer Schauspieler. Ich drehte mich auf den Rücken. Aber der alte Kommissar ist kein Schauspieler und sein bescheuertes Schmierentheater hab ich immer sofort durchschaut! "Gwahhhhar!!!" Schrie ich die Decke an und ließ meine Frustration an ihr aus. Mir ist in diesem Drecksleben noch nie einfach so etwas Gutes passiert und jetzt lerne ich den für mich perfekten Menschen kennen? Darf ich das denn überhaupt? Darf ich ihn einfach so in meinen Scheiß verwickeln? Überlegte ich und bemerkte ein lange vergessenes Gefühl, was sich nun langsam wieder in mir ausbreitete. "Ach verdammt... Ich mag ihn viel zu sehr." Murmelte ich zu mir selbst und seufzte leise.
Die nächsten Tage grübelte ich mich viel vor mich hin und immer wenn meine Finger wieder besonders schlimm zu jucken begannen, kuschelte ich mich an Wakatoshi. In seiner Gegenwart konnte ich ruhig bleiben. Und ich erwischte mich immer öfter dabei, dass ich ihm alles erzählen wollte. Ich wollte von ihm verstanden werden. Ich wollte, dass er mir zuhörte. Aber gleichzeitig hatte ich die Befürchtung ihn am Ende zu verlieren...


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Hey Hey Hey
Aaach Freunde worauf hab ich mich hier nur eingelassen o.o
Keine Frage, es macht mega Bock die Geschichte zu schreiben, weil das Thema echt extrem ist, aber gleichzeitig macht es das auch echt schwierig, gerade Tendous Parts ^^" Einen coolen Charakter zu nem Mörder zu machen is nicht easy
Nun gut, dann will ich euch nicht weiter belästigen :d 
Viel Spaß noch beim Lesen und kommt nicht auf dumme Gedanken,
euer Löwenkind

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now