Kapitel 18

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Heute war das letzte Spiel der Saison und dementsprechend aufgeregt war die ganze Schule. Selbst vor den Umkleiden hörte man schon die Schreie des riesigen Publikums. Viele Eltern waren heute ebenfalls vor Ort, schließlich war es nun die Zeit, in der sie ihre Lieben nach Hause holen. Unsere Eltern natürlich ausgeschlossen. Ich erinnerte mich an unsere ersten Ferien. Am Anfang hatten wir sie Zuhause verbracht, nicht, dass wir sie dann öfter gesehen hätten als jetzt. Dementsprechend hatten Ethan und ich eines Tages beschlossen, einfach hierzubleiben.

„Sie verpassen was.“

Ich drehte mich leicht und fand Ethan an meiner Seite wieder. Offenbar war er meinem Blick zu einer Familie gefolgt. Die beiden Eltern umarmten ihre Tochter, wie Eltern ihre Tochter umarmten, wenn sie diese ein halbes Jahr nicht zu Gesicht bekommen haben.

„Ich habe mit Chloé geredet und ich bin der Meinung, du solltest dich bei ihr entschuldigen.“

„Warum?“

„Schluss machen per SMS, Ethan? Das geht gar nicht.“

Jetzt fuhr er sich verlegen über den Haarschopf.

„Was soll ich sagen? Ich war nun mal ein unerfahrener Teenager.“

Belustigt schüttelte ich den Kopf. Er trug wieder dieses Grinsen, dass auch mich immer zum Lächeln brachte.

„Jedenfalls wird Chloé dich nicht länger belästigen.“

Soeben wurde sein Ausdruck ernst. Ich begann, ihn zu mustern. Er trug schon den Großteil seiner Kleidung für das Spiel, nur der Helm, der fehlte. Seine verwuschelten Haare standen in alle Richtungen.

„Danke dir Elli.“

Schnell winkte ich ab, denn meine Gedanken waren vehement dabei, sich Ethan ohne seine Kleidung vorzustellen. Ich wollte mich abwenden, mich der Tribüne zuwenden, da hielt mich Ethans Arm an meinem Handgelenk fest.
Meine Augen wanderten zurück, begegneten seinem ernsten Ausdruck.

„Ich meine es ernst, Elli. Ich danke dir.“

Mit einem Nicken ergab ich mich, bevor er mich mit all meinen Gedanken auf dem leeren Flur zurückließ. Kurz schüttelte ich meinen Kopf, ehe ich mich dann endlich auf den Weg machte. Ich stand gerade an der Treppe, ein Fuß schon auf der ersten Stufe, eine Hand bereits auf dem Geländer, da hörte ich aufgebrachtes Geschrei hinter der nächsten Kurve.

„Eishockey? Schlag dir das aus dem Kopf!“

Die Stimme war wütend und rau. Sie sorgte unverzüglich für ein Unwohlsein.
Ich lugte um die Ecke und sah Damian auf einer Stufe sitzen, davor, ich nahm an, es war sein Vater. Er hatte diese dunkle Aura, die vor Wut und Frustration nur so bebte. Das war ihr Vater? Kein Wunder, dass Nathan und Damian solche Idioten waren.

„Eishockey …“, wiederholte er verständnislos, bevor er seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung antrat. Auch ich wollte dem auf der Treppe sitzenden Damian den Rücken zukehren, da erfüllte ein leichtes Schluchzen den Gang. Ich hielt in meiner Bewegung inne. Verdammt, ich werde das so was von bereuen. Ich schritt auf ihn zu. Sein Ausdruck war ganz verbittert und als er mich endlich entdeckte, versuchte er die aufkommenden Tränen davon zu wischen. Wortlos setzte ich mich neben ihn.

„Dein Vater ist ein Arsch.“

Ungläubig stieß Damian die Luft aus seinen Lungen.

„Ich wusste nicht, dass wir wieder miteinander reden.“

„Ich gewähre uns eine kleine Auszeit.“

Keck zwinkerte ich ihm zu und darüber entkam meinem Gegenüber ein schmallippiges Lächeln.

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