Kapitel 46

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Ich war so kurz davor, mich meinem Zimmer und meinem Bett zu ergeben. Ich wollte keinen Augenblick länger hier draußen verbringen. Mir war fremd, was ich fühlte. Einerseits war ich traurig, natürlich war ich traurig. Damian hat mir viel bedeutet. Doch ich hatte erwartet, ich würde zusammenbrechen, stattdessen war ich einfach nur verwirrt. Ich musste mir klar werden über meine Gefühle, doch die Welt meinte es wohl nicht gut mit mir. Ethan lehnte an der Tür meines Zimmers und so erstarrte mein ganzes Sein. Noch hatte er mich nicht bemerkt. Ich könnte umdrehen und mich mit einem Buch in der Bibliothek verschanzen. Schließlich war es viel einfacher, über die Liebe zu lesen, als sie selbst zu empfinden.

„Elli.“

Keiner meine Gebete wurde erhört. Als feststand, dass es kein Zurück mehr gab, eilte ich auf die Tür zu.

„Es war wirklich ein sehr langer Tag, Ethan. Ich würde mich über etwas Ruhe freuen.“

Der Dunkelhaarige stieß sich von der Tür ab, während ich panisch versuchte, diese zu öffnen.

„Ich muss mit dir reden, Elli.“

Ich ruckelte an dem Schlüssel. Gerade heute musste das Schloss klemmen.

„Das kann mit Sicherheit bis morgen warten.“

Endlich ging die Tür auf, doch der Mann hinter mir drückte sie vor meinen Augen wieder zu. Ich seufzte vor Frustration. Ich musste in dieses Zimmer, andernfalls …

„Sieh mich an.“

Ich hielt inne, denn ich wollte mich nicht umdrehen. Ich wollte in dieses Zimmer, denn da war ich sicher vor dem, was ich gerade empfand.  Nur zaghaft drehte ich mich um und blickte auf in die dunklen Augen, die mich gewissenhaft studierten.

„Ich habe heute etwas Wichtiges erfahren und ich will, dass du es weißt.“

Ich schluckte, denn ich hatte bereits so eine Ahnung, was es sein würde.

„Damian und ich haben uns getrennt“, platzte es aus mir heraus.

„Gerade eben, um genau zu sein.“

In Ethans Augen zeichnete sich eine gewisse Form von Schock ab, aber auch Glück, denn seine Mundwinkel zuckten verräterisch. Nun war ich mir ganz sicher, was er mir sagen wollte. War ich bereit, das zu hören? Ich erkannte, wie sein ganzes Selbst nach einer Erklärung lechzte.

„Nicht nur du hattest einen Brief in deinem Spind. Nathan wollte mir zeigen, dass keiner von euch beiden, sich für mich entscheiden würde.“

Etwas verwirrt, runzelte mein Gegenüber die Stirn.

„Lange Geschichte. Jedenfalls hatte er mit Damian recht, doch …“

„Mit mir nicht.“

Dieser Augenblick war gleichermaßen sanft wie bedeutungsvoll. Er hatte keinen Moment gezögert. Für ihn war diese Entscheidung so klar. Seine Hand wanderte zärtlich zu meiner Wange.

„Ich habe mich für dich entschieden und das würde ich immer wieder tun.“

Ich begann unter seiner Berührung die Fassung zu verlieren. Nicht, weil ich nach Damian lechzte, wie es nach der Beendigung einer Beziehung üblich war, sondern, weil da gerade nur Ethan war. Mein Atem überschlug sich. In der Luft lag dieser fesselnde Ausdruck, der wusste, dass sogleich etwas geschehen würde.

„Ich war nicht aufrichtig, was meine Gefühle anging. Ich bin für keine einzige Minute über dich hinweggekommen. Doch wir sollten …“

Ehe ich die tausenden Gründe aufzählen konnte, warum wir nicht tun sollten, wovon seine Augen sprachen, stieß der Eishockeyspieler die Tür hinter mir auf. Mit seinen dunklen Augen drängte er mich Stück für Stück hinein. Immer weiter, bis die Flucht unmöglich war.  Bestimmt fuhr seine Hand an meinen Nacken und zog mich an sich heran. Seine Lippen setzten sich auf die Meinen und in mir drin begann sich das Chaos zu verflüchtigen. Mein Instinkt begann sich zu verselbstständigen und Ethan ging es genauso, den er berührte mich, als würde es keine Konsequenzen geben.

„Wir sollten nicht …“

„Ich weiß.“

Doch statt aufzuhören, übte er noch etwas mehr Druck aus, als könnte er so jegliche Zweifel, die wir hatten, über Bord spülen. Gegen jede Vernunft begann auch ich jetzt die Kontrolle zu verlieren. Sehnsüchtig fuhr meine Hand in sein Haar, ließ sich darin immer wieder aufs Neue nieder, während mich Ethan noch näher an sich presste. Immer weiter wanderten wir zu meinem Bett. Die Sachen längst von unserem Körper gestreift. Wir sollten nicht, doch die Begierde war zu groß. Nur verschwommen nahm ich wahr, wie er mich in das Bett legte. Sein pulsierender Körper über mir. Es hatte etwas Dunkles an sich, wie er so über mir lag. Als er sich kurzzeitig von seiner Spur aus Küssen, erhob, blickte ich einem zärtlichen Lächeln entgegen. Ungeduldig reckte ich mein Kinn, was ihn nur mehr zu amüsieren schien.

„Mir gefällt es, dich so zu sehen.“

Ich war diesem Rausch verfallen, unfähig etwas anderes als ein Keuchen von mir zu geben, als seine Hand meinen Körper entlangfuhr. Von meiner Taille bis zu der Unterseite meines Armes. Sein Kopf sackte hinab. Ich hatte gehofft, er würde mich endlich küssen.

„So voll vor Lust“, raunte er, während er gleichzeitig unsere Finger verschränkte. Im selben Atemzug versenkte er sich zur Gänze in mir. Ein unwillentliches Stöhnen schlich sich über meine Lippen. Schnell erstickte Ethan jeden meiner Töne in seinem Mund, bevor er begann, mich zu nehmen. Verlangend, als könnte man unseren Durst unmöglich stillen. Ich klammerte mich an ihn, machte es ihm möglich noch tiefer in mich zu dringen und es dauerte keine Sekunde, bis er dieses Angebot annahm.

„Du fühlst dich so gut an“, raunte er mir schweren Atems entgegen. Ich spürte, wie wir der Verzweiflung immer nähertraten und in dem Moment, wo die Spitze meiner Lust den Höhepunkt erreichen sollte, löste sich sein Mund von mir. Er wollte sich jeden einzelnen Ton, jeden einzelnen Ausdruck in sein Gedächtnis schreiben und so riss ich ihn mit mir, als es so weit war. Wir blickten einander in die Augen, als die Begierde wellenartig zerbrach. In keinem Moment war ich reicher an Gefühlen als in diesem Augenblick. Schließlich rollte sich Ethan von mir. Unser lauter Atem erhellte den gesamten Raum.

„Wir hätten nicht …“

„Nein, wir hätten nicht …, aber es war zu gut, um es als Fehler anzusehen.“

Wir beide trugen ein Lächeln, lachten sogar etwas auf, während unsere Lungen noch immer versuchten sich zu erholen. Vorsichtig schmiegte ich mich jetzt an seine Brust.

„Du solltest gehen“ hauchte ich.

Eine unglaubliche Müdigkeit überfiel mich und Ethan schien es genauso zu gehen. Der Dunkelhaarige summte nur zustimmend, bewegte sich keinen Millimeter und das wollte ich auch nicht.

„Was, wenn dich Marie oder schlimmer noch die Hausherrin entdeckt?“

Erneut grummelte er zustimmend, bewegte sich jedoch kein Stück und so ergab ich mich meinem Körper.

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