Kapitel 35

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„Ich kann das nicht“, brachte ich stotternd hervor.

Ganz entgeistert blickte ich ihn an, in der Hoffnung, dass all das hier ein Streich meines Verstandes war. Eine Einbildung gewissermaßen. Ich wollte zurückschrecken, doch Ethans Hände ließen mich nicht, viel mehr umschlossen sie panisch mein Gesicht. Ich beobachtete, wie er aufgebracht seine Augen schloss und unter seinem zitternden Atem seine Lippen bewegte.

„Ich wollte dich beschützen. Ich bin nicht gut für dich, Elli. Ich wollte dich ziehen lassen, dafür sorgen, dass du glücklich wirst, doch ich konnte es nicht.“

Seine Lider schossen nach oben. Sein entschlossener Blick erhaschte mich.

„Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe. Ich kann das nicht länger verheimlichen.“

Erneut wich ich nach hinten aus und diesmal ließ es Ethan zu.

„Was hast du gedacht, was jetzt geschehen würde?“

Der Dunkelhaarige warf aufgebracht seinen Kopf in den Nacken.

„Keine Ahnung, was ich gedacht habe. Bis vor zehn Minuten hatte ich nicht mal vor, dir das zu gestehen.“

Panisch warf ich meine Haarsträhnen hinters Ohr. Ich bemühte mich, meinen Atem zu kontrollieren, doch all das übermannte mich. All die Wochen ging ich davon aus, dass Ethan mich als Fehler ansah. Etwas, das er hätte vermeiden können und jetzt … Jetzt wollte er behaupten, all das war eine Lüge.

„Was hattest du vor?“

„Ich wollte dich in dem Glauben lassen, dass ich nichts für dich empfinde, bis ich über dich hinweg bin.“

„Und ich nehme an, die Zunge in Chloés Hals sollte dir dabei helfen.“

Ich klang wie eine eifersüchtige Ex-Freundin. Ethan nickte missmutig.

„Doch ich kann das nicht. Immer wieder musste ich an unsere gemeinsame Zeit denken und jedes Mal kommt mir nur in den Sinn, was ich verloren habe.“

Mein Atem preschte unaufhörlich voraus und mein Körper befahl mir, das Weite zu suchen. Ich wollte mich dem nicht stellen.

„Wie stellst du dir das vor?“, schrie ich ihm aufgebracht entgegen.
„Ich bin mit Damian zusammen.“

„Wie lange? Seit einem Tag?“

Erschrocken taumelte ich zurück.

„Ich bin glücklich mit ihm. Du hattest kein Recht, mir das zu sagen.“

Aufgebracht fuhr ich durch meine Haare, überlegte, wie es wäre, hätte er damals nicht diese Worte an mich gerichtet und wie es wäre, hätte er mich in diesem Irrglauben gelassen. Ethan trat wieder auf mich zu.

„Aber ich habe es gesagt und ich werde es immer wieder sagen. Ich liebe dich, Elli, auch wenn ich morgen vielleicht etwas anderes behaupten werde.“

„Ich bin glücklich mit ihm“, wiederholte ich mich. Meine Stimme nur noch ein Hauchen, seine raue Hand längst an meinem Nacken.

„Doch das ändert nichts an deinen Gefühlen für mich.“

Dies war mein Stichwort. Ehe es Ethan fassen konnte, begann ich zu rennen, immer weiter und weiter, bis meine Schritte immer langsamer wurden und meine Lunge unter der Anstrengung hechelte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Mitten in einem Wald, Dunkelheit, wo auch immer ich hinsah. Ich zückte mein Handy, doch es hatte keinen Empfang. In der Ferne hörte ich Ethans Stimme und so begann ich weiter und weiterzugehen, den Blick immer nach hinten und so schrie ich auf, als ich gegen jemanden stieß. Ich sah auf in dunkle Augen, die mich erleichtert in Empfang nahmen. Damians Hände begannen mein Gesicht zu untersuchen, als bestände die Gefahr, Ethan hätte mich erneut geschlagen. Als er nichts feststellen konnte, schlangen sich seine Arme beruhigt um mich.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“

Ich fühlte, wie schwer es ihm fiel, gerade offen und gefühlvoll zu sein, während ihn seine Eifersucht förmlich umbrachte.

„Ich bin müde, können wir bitte zurück zum Internat.“

Damian nickte und so ging ich Schritt für Schritt voran.

„Was wollte er von dir?“

Seine Stimme düster, wie der Wald um uns herum. Ich stockte kurz.

„Er wollte über seinen Vater reden.“

Ich wollte fortschreiten, doch der Eishockeyspieler ergriff meine Hand und brachte mich zum Stehen.

„Was wollte er von dir, Elli?“

Ertappt drehte ich mich um, versuchte seinem forschenden Blick auszuweichen.

„Er hat gesagt, dass er mich liebt.“

Da war keine Überraschung in Damians Augen.

„Und was hast du gesagt?“

Seine Stimme bei Weitem dunkler als gerade eben. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich trat an den Dunkelhaarigen heran, berührte mit meinen Fingern sein stacheliges Kinn.

„Dass ich glücklich mit dir bin.“

Seine Augen erstarrten, versuchten zu ergründen, was ich gerade von mir gegeben hatte. Es war so offensichtlich, dass Damian mit allem gerechnet hatte, nur nicht mit dem.

„Sag das noch mal.“

„Ich bin glücklich mit dir. Du machst mich glücklich.“

Es war so unwirklich, wie sich unsere Geschichte verändert hatte. Die Mundwinkel meines Gegenübers zuckten und ehe ich mich versah, war da ein Lächeln, wo gerade noch eine trügerische Miene saß. Mit einem Mal nahm er mich hoch, wirbelte mich in der Luft herum, unfähig kein Kichern aus meiner Lunge zu lassen.

„Damian, mir wird noch schlecht!“ brachte ich lachend hervor.

Schließlich ließ er mich langsam herab. So langsam, dass seine Lippen genau vor mir schwebten. Lustvoll drückte mich der Dunkelhaarige gegen eine starke Eiche. Sein Lächeln verboten und verschmitzt. Seine Lippen berührten die meine schon fast, da lenkte sich seine Aufmerksamkeit auf meine Arme.

„Du frierst ja.“

Rasch legte er seine Arme um mich.

„Komm, ich bringe dich zurück zum Internat.“

Mit mir nicht nur ein Lächeln, sondern auch der dunkle Schatten mit dem Name Ethan.

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