Kapitel 22

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Es war ungewohnt, aber schön, neben Ethan aufzuwachen. Ich studierte sein schlafendes Antlitz und meine Hand konnte nicht anders, als mit einer Leichtigkeit in seinen Haarschopf zu fahren.

„Ist dies der Moment, wo du dich wieder hinausstiehlst?“

Amüsiert beobachtete ich, wie Ethans Lider in die Höhe schossen. Ich verliebte mich in diese dunkle Iris. So dunkel wie Zartbitterschokolade.

„Diesmal nicht“, entgegnete ich belustigt und schmiegte mich noch etwas näher an ihn heran. Der Dunkelhaarige schlang nun seine Arme um mich.

„Gut, dann wirst du nun Zeuge davon, wie schön der Morgen danach mit mir wird.“

Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe, während der Eishockeyspieler mich noch etwas fester drückte. Ich lachte auf, während ein Kuss nach dem anderen meinen Körper berührte.

„Ethan, wir sollten wirklich …“

Schnell setzte er seinen Zeigefinger auf meine Lippen.

„Schenke mir diesen Morgen …“

„Habe ich dir nicht bereits meine Unschuld geschenkt?“

Vor lauter Direktheit verschlug es ihm den Atem. Ich wand mich in seiner Umarmung, sodass ich jetzt seinem verbotenen Grinsen entgegenstarrte.

„Warum dieses Lächeln?“

„Mit gefällt der Gedanke.“

„Und wie gefällt dir das?“

Ich stützte mich noch etwas nach oben, damit meine Lippen, die seine berühren konnten.

„Gut. Gerne mehr davon.“

Ethan trug dieses schelmische Lächeln und so tat ich ihm diesen Gefallen. Ich küsste ihn erneut, sanft und gleichzeitig bestimmt. Nun hatte ich offenbar die Gier nach mehr entfesselt, denn seine große Hand bahnte sich über meinen Körper. Erst sanft. Seine Finger, die zärtlich darüberfuhren. Doch dann vergrub sich seine Hand in meine Hüfte, drückte mich noch näher an ihn heran. Ich konnte deutlich seine Erregung spüren. Genüsslich schloss ich die Augen, doch um darin zu schwelgen, ließ er mir keine Zeit. Seine Lippen prallten ungeduldig gegen meine, sodass sein Mund das Stöhnen aufnahm, welches ich sonst in die Luft entlassen hätte. Auch meine Finger gingen indessen auf Wanderschaft. Zeichneten jeden definierten Muskel nach, der sich mir bot. Ethan löste sich kurzzeitig. Ich betrachtete seinen atemlosen Anblick, welcher von dem Rausch erfasst wurde, der auch mich ergriff.

„Darf ich vorstellen, ein Morgen mit mir.“

„Ach, sei leise und küss mich.“

Wir beide starrten unter unseren heftigen Atemzügen zur Decke hinauf.

„Wir sollten wirklich …“

Ethan seufzte auf.

„Müssen wir?“

Ich nickte entschlossen. Wir mussten das zwischen uns definieren.

„Was hältst du davon?“

Der Dunkelhaarige umschloss mit beiden Händen meine Wangen.

„Wir legen uns nicht fest, stattdessen genießen wir die Zeit. Zumindest bis Ende des Sommers.“

Seine Idee war nicht schlecht, schließlich wären wir die gesamte Zeit über allein im Internat. Lediglich die Hausherrin sollten wir meiden.

„Hör zu …“

Seine Augen suchten die meinen. Er schien zu wissen, dass ich zweifelte. Ich legte mich nun einmal gerne fest, doch auch wenn ich es versuchen würde, ich könnte uns in keins der Worte hineinpressen, die es dafür gab.

„… ich mag dich. Ich mag dich nicht nur, ich empfinde etwas für dich und ich denke, dir geht es genauso. Darauf können wir uns festlegen.“

Mit einem Lächeln nickte ich ihm zu. Langsam verließ ich das von Morgensex triefende Bett, um mir etwas überzuziehen.

„Doch da gibt es etwas, worüber wir wahrhaftig reden müssen.“

Verwirrt schaute ich zu dem Eishockeyspieler, dessen Freude nun Ernsthaftigkeit Platz machte. Ich kam nicht darüber hinweg zu glauben, dass sein Auftreten mit dem Telefonat von gestern zu tun hat.

„Mein Vater hat mich gestern angerufen.“

Geschockt riss ich meine Augen auf.

„Was? Wieso?“

Mein Gegenüber seufzte schwermütig.

„Mein Vater, deine Mutter, sie wollen uns besuchen.“

Mein Atem polterte vor sich hin, während ich versuchte sein Gesagtes zu verstehen. Innerhalb der letzten zwei Jahre hatten sie sich immer weniger gemeldet. Am Anfang hatten wir noch einmal pro Woche geskypt, dann unregelmäßig telefoniert, bis dann nur noch die jährlichen Postkarten erschienen. Ethan und ich sprachen nie darüber, doch ihr Verhalten hatte uns mehr als verletzt. Wir waren wütend, traurig, frustriert, alles zur selben Zeit. Ethan ließ diese Energie heraus, indem er wahllos irgendwelche Typen verprügelte und ich stürzte mich stattdessen in andere Welten. Überwältigt setzte ich mich auf die Bettkante.

„Haben sie auch gesagt, warum?“

Meine Stimme ruhig, doch sie kaschierte nur den Sturm, der in mir losbrach.

„Ich habe ihn danach gefragt und da sagte er nur, es wäre an der Zeit, dass wir uns wiedersehen.“

„Dafür ist es zwei Jahre zu spät, wenn du mich fragst.“

Ethan nickte leicht verdrossen. Es war normalerweise ein Thema, welches wir beide gerne vermieden, doch gerade heute fühlte ich mich dem Eishockeyspieler näher als je zuvor.

„Einerseits bin ich glücklich, andererseits will ich sie nicht sehen.“

„Mir geht es genauso. Ich verstehe nicht, warum gerade jetzt? Ist ihnen plötzlich wieder eingefallen, dass sie Kinder besitzen?“

Ich starrte zur Zimmerdecke hinauf, als könnte ich darin, die Antworten auf all meine Fragen finden.

„Würdest du ihnen verzeihen?“

Der Dunkelhaarige zuckte mit den Achseln, schüttelte aber dann doch den Kopf.

„Selbst, wenn sie es ernst meinen würden. Zwei Jahre haben sie sich ein Dreck um uns geschert. Warum sollten wir ihnen verzeihen?“

„Es könnte wie früher werden.“

Erneut schüttelte er mit dem Kopf.

„Hast du vergessen, wie es früher war. Sie haben sich andauernd gestritten.“

Ethan rückte nun näher. Ich konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sanft schlossen sich seine Arme um mich.

„Versprich mir nur, was auch immer das zwischen uns sein mag, es nichts an dem Aspekt verändert, dass wir immer füreinander da sein werden.“

Der Dunkelhaarige senkte zustimmend seinen Kopf.

„Ich verspreche es.“

„Wann wollen sie uns besuchen kommen?“

„Morgen.“

Woodstone Academy Where stories live. Discover now