Flashback

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»Wohin entführst du mich heute?«, fragte ich Ryan, begeistert über seine Unternehmungslust, als wir die belebten Straßen an einem schönen Abend Anfang Mai Hand in Hand entlangliefen.
»Lass dich überraschen!«, antwortete er mir, wie fast jedes Mal, wenn er mich zu einem Date ausführte.

Oh, nein!, schrie ich stumm aus, durfte mir meine Gedanken nicht anmerken lassen.
Ich fiel förmlich aus allen Wolken - mir wurde der Boden unter den Füßen weggerissen.
Das Chaos in mir wütete und die Emotionen wollten sich ihren Weg nach draußen bahnen.
Nicht hier!, mahnte ich mich selber und riss mich verdammt nochmal zusammen.

»Lexi, Liebes...«, sagte er und drehte sich zu mir, um mein Gesicht in seine Hände zunehmen. »Nachdem du letzte Woche meine Eltern kennengelernt hast, will ich dich nun meiner Familie vorstellen...«
Nicht in der Lage auch nur irgendwas sagen zu können, ließ ich mich also von Ryan ins Gebäude ziehen.

»Jetzt kommt mal her, Leute!«, rief Ryan in die große Halle mit den Feuerwehrautos und schob mich vor sich, damit mich jeder wie eine Trophäe betrachten konnte.

Mein Blick schweifte hin und her und ich blickte von Gesicht zu Gesicht und versuchte dabei die zu ignorieren, die sich an mich zu erinnern schienen.

»Das, Leute, ist meine Freundin Lexi.«
Verstohlen zwang ich mir ein Lächeln ab und schüttelte artig all die ganzen Hände.

Freundin. Dieses Wort war für mich noch immer ungewohnt, denn eigentlich hatten wir uns geeinigt unsere Beziehung langsam angehen zulassen.

Dass er mich letzte Woche seinen Eltern vorgestellt hatte, hatte für mich zwar ebenfalls noch immer einen bitteren Beigeschmack, aber ich konnte ihm nicht für seine Art böse sein.
Ich habe nämlich in der letzten Zeit gelernt, dass Ryan ein impulsgesteuerter Mensch war, der oft schnell und aus dem Moment heraus handelte.

Auch wenn ich zurück dachte, war mir aufgefallen, dass ich ihn niemals anders kennengelernt habe. Immerhin hat er damals im Restaurant, welches er sogar mit ein paar Freunden besuchte, auch alles stehen und liegen lassen, um mich von meinem grausamen Date zu retten.

Seine Art an dieser Stelle zu verurteilen hat mich in einen moralischen Konflikt mit mir selber getrieben, weshalb ich nicht anders konnte, als ihm beizupflichten.

                                        ***

»Was ist denn vorhin mit dir los gewesen? Du warst so verkrampft und einfach... seltsam«, fragte er mich, da ihm mein seltsames Verhalten in der Feuerwache zu meinem Pech doch aufgefallen war, und massierte mir liebevoll die Schultern, als er hinter mir in seiner Küche auftauchte.
»Es ist nur...«, ich stockte, denn ich war nicht bereit für dieses Gespräch.

»Ich weiß doch, dass du größere Ansammlungen von Menschen hasst und dich lieber im Hintergrund hältst, aber ich dachte, dass es nicht so schlimm sein würde. Das nächste Mal bereite ich dich besser drauf vor«, entschuldigte er sich verständnisvoll bevor ich auch nur ein weiteres Wort zu meiner Verteidigung sagen konnte, beugte sich zu mir runter und gab mir einen sanften Kuss auf meinen Nacken.

»Dankeschön.« Ich zwang mir ein Lächeln ab, denn auch, wenn er den Grund für meine Nachdenklichkeit nicht annähernd erahnte, stimmte ich ihm zu. Ich war zu müde und ausgelaugt von meinen Gefühlen, um mich in dieser Situation damit auseinandersetzen zu können. Es sollte einfach aufhören.

Sanft umschlang er mit seiner Hand meine Taille und zog mich an sich ran. Das Messer, womit ich eben noch Gemüse geschnitten hatte, ließ ich auf der Stelle auf der Küchenzeile liegen und musste unter seiner Berührung leicht Kichern. Ryan wusste, wie kitzelig ich war und machte so etwas mit Absicht!

I never thoughtWhere stories live. Discover now