Schmerzende Wahrheit

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April Eastwood tot

Die junge Autorin April Eastwood (23) hatte in der Nacht von Montag auf Dienstag einen verheerenden Autounfall.
Sie war vermutlich mit erhöhter Geschwindigkeit stadtauswärts unterwegs gewesen und kam von der Straße ab.
Ihr Auto überschlug sich einige Male, kollidierte mit einem Baum und fing dort Feuer.
Die junge Schönheit war nicht mehr zu retten.
Bekannt wurde sie durch ihren Ratgeber »Hilfe zur Selbsthilfe - wie ich meine Ehe rettete«, welcher innerhalb von 24 Stunden auf die Bestsellerliste kam und von den Lesern sofort mit positiven Feedback belohnt wurde.

Ich traute meinen Augen nicht, als ich das Foto sah, was unter dem Absatz eingefügt wurde.
»Das Kleid vor dem Eiffelturm.« Schockiert schlug ich meine Hand vor den Mund, um keinen Schrei auszustoßen. »Das kann nicht sein!«

In dem Ratgeber beschrieb April mit wirklich brutaler Ehrlichkeit ihre holprige Ehe mit dem Feuerwehrmann Ryan Eastwood...

Ich schlug mein Laptop zu.
»Nein - Nein!« Ich schrie verzweifelt durch den Raum und durchbrach die umarmende Stille.

Ich konnte nicht mehr sitzen, musste mich bewegen, allerdings gaben meine Beine gleichzeitig unter mir nach. Mir wurde übel.
Mir wurde heiß und gleichzeitig kalt. Alles drehte sich und meine Atmung wurde schneller, währenddessen schnürte sich meine Kehle zu und ich hatte das reale Gefühl zu ersticken.

Eine Panikattacke, dachte ich, da ich schon einige hatte und die sich bei mir immer so ankündigten.

Ich taumelte zur Terrassentür und riss diese auf, um mich auf den sicheren Boden zu legen und die kühle New Yorker Herbstluft in meiner Lunge aufzunehmen.

»Was zur Hölle?!«, sagte ich, nachdem ich mich langsam beruhigte, in die Nacht, wo sich meine Worte verloren.

So langsam wurde mir alles klar.
Das Foto war eigentlich schon genug gewesen.
April Eastwood stand in meinem roten Kleid vor dem Eiffelturm, nass geregnet, und schlug erfreut die Hände vor den Mund.
Obwohl ich den Mann, der ebenfalls bis auf die Knochen nass war und mit einem Ring vor ihr kniete, auf dem Foto nicht ganz erkennen konnte, wusste ich sofort, dass es Ryan war.

»Seine lebhafte Erzählung der Erinnerung war echt!«, murmelte ich vor mich hin, während ich versuchte meine Gefühle einzuordnen.
Seine Erinnerungen schienen zu verschwimmen und er schien zu verdrängen, dass April tot und ich nicht sie war!

Wenn ich bedachte, dass ich auf die selbe Weise fast gestorben wäre, wie seine Frau, überkam mich erneut ein unangenehmer Schauer. War es wirklich Zufall?

»Mach dich nicht verrückt«, beruhigte ich mich mal wieder selber. »Es gibt für alles bestimmt eine plausible Erklärung.«
Ich wollte einfach nicht glauben, dass Ryan aus böser Absicht gehandelt hatte. Er hatte sicherlich einen guten Grund dafür!
Ja! So musste es sein.

Als er nach Hause kam, spielte ich nach wie vor den sterbenden Schwan und lag mit der Decke bis zum Kinn gezogen mit geschlossenen Augen im Bett. Nicht nur um meine Lüge weiterhin glaubhaft aufrechtzuerhalten, denn ehrlich gesagt wollte ich ihm auch aus dem Weg gehen.

»Dein Essen«, sagte er liebevoll und stellte ein Tablett mit meinem Lieblingsessen aus dem Lux neben mir auf das Kissen.
Ich raffte mich auf und holte meine Arme unter der Decke hervor.

I never thoughtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt