Schockierende Wahrheit

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Aufgeregt folgte ich Luzía durch den dunklen Flur der Feuerwache in den Aufenthaltsraum.
»Abflug, Jungs!«, befahl sie den Männern, die im Raum waren, mit strengem Ton.

»Ihr habt sie gehört«, sagte ein groß gewachsener Mann mit einer blonden Lockenmähne und stand vom klapprigen Tisch auf. Einer nach dem nächsten verließ den Raum mit einem leichten Grinsen.

»Nicht du, Ryan!« Sie hielt meinen Freund, der gerade mit den anderen den Raum verlassen wollte, an der Jacke zurück und schloss die Tür.

Als ich ihn auf einmal so sah, wurde mir plötzlich ganz anders. Ich wollte ihn nicht mehr damit konfrontieren. Ich wollte mich einfach nur an seine starke Brust kuscheln und seinen so liebreizenden Duft einatmen.
Ich wollte einfach nur vergessen, was passiert war!

»Na los«, motivierte mich allerdings Luzía mit einem Nicken, da sie merkte, wie ich zögerte.
Na gut, dachte ich also, atmete einmal tief durch und hob den gesenkten Kopf stolz nach oben.

»Ryan, ich weiß, dass April deine Frau war...«, platzte es aus mir heraus, bevor ich nochmal drüber nachdenken konnte.

Während sich Luzía auf den wackeligen Tisch gesetzt hatte, standen Ryan und ich im Raum. Unangenehme Stille tat sich auf und lediglich das gleichmäßige Ticken der Küchenuhr war zu hören.

»Lexi, es tut mir so leid.« Seine Augen wurden umgehend feucht und er begann zu schluchzen. Er versuchte gar nicht erst es zu leugnen, was es für mich leichter machte.

»Warum hast du nie ein Wort gesagt?«, fragte ich mit brüchiger Stimme verletzt, fing selber an zu weinen und bedachte ihn mit einem mitleiderregenden Blick.

»Ich hatte Angst!« Er wendete sich von mir ab und vergrub das Gesicht in den Händen. »Es ist alles so dämlich!«
»Sag sowas nicht!« Tröstend legte ich meine Hand auf seinen Rücken. »Es ist okay, Ryan...«
»Danke, Lexi, das weiß ich zu schätzen.« Er wendete sich mir wieder zu und umarmte mich fest.
»Lass mich dir alles erklären.«

Das Gespräch hatte eine ganz andere Wendung genommen, als ich erwartet hatte. Ryan war nicht wütend, nicht ablehnend, nicht furchteinflößend. Er wollte einfach nur ehrlich zu mir sein und genau aus diesem Grund fühlte ich mich auch in der Lage das weitere Gespräch mit Ryan alleine zuführen.

Und so verließen wir kurzerhand die Wache und schlenderten auf der Suche nach einem geeigneten Ort zum reden durch die New Yorker Straßen.

Schlussendlich flüchtete ich das zweite Mal innerhalb zwei Stunden vor der zugigen Herbstluft und setzte mich mit Ryan in die hinterste Ecke eines leeren Cafés, wo wir uns ungestört unterhalten konnten.

»April und ich waren miteinander aufgewachsen und ja, sie war meine große Liebe«, fing er an zu erklären, während er die Speisekarte durchblätterte.

Er lachte bedrückt. »Wir sind uns ganz schön ähnlich, Lexi. Beide betrogen von der großen Liebe aus Kindertagen und zurückgelassen mit nichts als Schmerz.«
Ich pflichtete ihm nickend bei, denn er hatte recht. In dieser Hinsicht waren wir uns wirklich sehr ähnlich!

»Du musst mir glauben, Lexi! Ich wollte dich nur schützen und dich nicht mit meinem ähnlich grausamen Schicksal belasten...«
»Aber wie konntest du das nur aushalten?!« Diese Worte verursachten Kummer bei mir, denn wenn ich nur daran dachte, dass Ryan mir die ganze Zeit von seinem Schmerz erzählt hätte und ich meinen für mich behielt, hätte ich zusammenbrechen können.

Er zuckte nur mit den Schultern.
»So bin ich einfach.«
Auch in diesem Punkt musste ich ihm recht geben. In keiner Situation unserer Beziehung hatte er jemals rein egoistisch gehandelt.
Ja, selbst in seinem Job riskierte er jedes Mal selbstlos sein Leben für Menschen, die er nicht einmal kannte.

I never thoughtWhere stories live. Discover now