Kapitel elf

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„Ich weiß sie haben Angst und sie haben allen Grund dazu aber ich bin auf ihrer Seite. Ich suche das was sie suchen, wenn auch aus anderen Gründen. Ich bin Theodors Vater und sie sind die letzte Person die meinen Jungen bei Bewusstsein gesehen haben."

Ein mulmiges Gefühl blieb tief in meiner Magengegend, als ich an den Wagen trat.

„Jules hat mich hierher gerufen, ich habe einen sicheren Ort. Es ist gut, dass sie ihr Handy weggeben haben, das macht es einfacher eure Spuren zu verschleiern." Mit zusammen gekniffenen Augen stieg ich in den Wagen. Irgendwie wirkte er vertrauenswürdiger als alles was mir bisher hätte Antworten geben können.

„Ich weiß sie haben viele Fragen und Roland hat, trotz seiner Situation, sein Bestes getan um sie ihnen irgendwie beantworten zu können, doch ihm sind nun buchstäblich die Hände gebunden.", sagte er nebulös.

Misstrauisch lauschen schwieg ich und betrachtete den älteren Herrn im edlen Nadelstreifendreiteiler eingehen.

Man konnte eine Ähnlichkeit zu Theo nicht abstreiten, ehrlich gesagt sah er aus wie ein älterer Klon, des immer witzigen jungen Mannes, den ich auch nicht mehr als 30 Minuten meines Lebens kannte und trotzdem betrauerte. Wenn ich die letzten beiden Wochen schon für merkwürdig befand, so toppten die letzten 30 Stunden meines Lebens einfach alles was ich mir an Merkwürdigkeiten hätte vorstellen können.

Eine Weile fuhren wir schweigend, vielleicht wollte er mir Zeit lassen mich an diese Situation in einem völlig fremden Wagen, mit einem noch fremderen Mann zu sitzen zu gewöhnen, während alle Welt versuchte die Lena zu verschlucken, die ich noch vor zwei Wochen war. Er war es, der das Schweigen zögerlich mit sanfter Stimme brach: „Ich habe mich noch nicht vorgestellt, ich bitte um ihre Vergebung. Eduard Theodor Witthoff mein Name und wie gesagt der Vater von Theodor, dessen unsäglich hässliches Fahrzeug sie als Letzte mit ihm teilten."

„Was ist Theo zugestoßen?", unterbrach ich ihn, all meine Manieren vergessend.

„Nun Fräulein Haarmann, das gilt es noch in Gänze aufzuklären. Bekannt ist nur das die Lenkung seines Wagens blockierte und er auch nicht zu bremsen vermochte. Er ist geradewegs in den Rhein gefahren. Das Wasser hat der Ursachenforschung nicht zur genüge gereicht, so das völlig unklar bleibt, warum das Fahrzeug Lenkung und Bremsen blockierte. Es dauerte zu lange, um sich aus dem Fahrzeug befreien zu können... er... erlag einer Hypoxie, aus der er bis heute nicht erwacht ist und deren Folgen noch niemand abzuschätzen vermag. Sie sind die letzte Person die meinen Sohn ansprechbar antrafen. Sagen sie mir bitte Fräulein Haarmann, ist ihnen irgendetwas an Theodor oder seinem Fahrzeug aufgefallen, was nicht der Norm entsprechen könnte?", Hoffnung schwang in seiner Stimme mit, auch wenn mir mehr als bewusst war, wie sehr er sich beherrschte.

Nachdenklich schwieg ich erneut einige Zeit. „Es tut mir leid, ich traf ihren Sohn an diesem Tag zum ersten mal. Ich kann nicht sagen ob an ihm etwas anders war, da ich ihn nicht kannte. Er war witzig und bemüht mich aufzubauen. Er hat mich auf Rolands Bitte nach hause gebracht."

„Und an seinem Fahrzeug?", fragte Witthoff, erneut mit Hoffnung in der Stimme. Angestrengt versuchte ich mich an Details unserer Fahrt zu erinnern und mir fiel ein, dass Theo tatsächlich kurz mit seiner Elli, so betitelte er den Bulli, geschimpft hatte weil sie heute zickig sei und nicht dort hin wollte wo er es für richtig befand.

„Er sagte das Elli heute ihren eigenen Willen habe und offenbar den Weg zu mir besser kennen würde als er. Es schien als würde die Steuerung zicken, aber allem Anschein nach nicht so sehr, dass es ihn beunruhigte. Zumindest solang ich mit ihm im Wagen saß hat er zwar mit dem Wagen geschimpft, klang aber als wäre das durchaus normal." berichtete ich nach bestem Wissen und Gewissen.

Wunsch & WilleWhere stories live. Discover now