Kapitel hundertzwanzig

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Es vergingen Stunden, Stunden in denen ich mit Irina und den Ärzten sprach, Stunden in denen ich mich wieder hinlegte, wissend das Jacob mich wecken würde, wenn Roland erwachte. Doch mein Krieger schlief und kämpfte tapfer weiter um seine Genesung. Die Ärzte rieten mir davon ab, Roland nach Deutschland oder in die Niederlande zu fliegen. Die Gefahr durch die verschiedenen Druckverhältnisse wäre zu groß gewesen für die Wunde, doch gegen einen überwachten Umzug ins Hotel, mit privaten Pflegepersonal und Notfallmediziner hatten sie wenig einzuwenden, wenn die Entwicklung des Zustandes, meines Mannes weiter so gut voranschreiten würde.

Erleichtert starrte ich die beiden Zurückgekehrten an, als sich die Tür öffnete.

„Könnt ihr mir sagen, wo ihr verfluchtnochmal so lange gesteckt habt?" Knurrte ich sie scharf an und sprang vom Bett, die Hände in die Hüften stemmend.

„Ganz ruhig Tausendschön, wir hatten das Gefühl verfolgt zu werden und mussten erstens gescheites Essen besorgen und zweitens dafür Sorge tragen, dass wir die vermeintlichen Verfolger abschütteln können." Die Strenge in meinem Blick legte sich erst ein wenig als Caspar vor mir auf die Knie sank und den Blick senkte. „Vergib mir Mistress, es lag nicht in unsere Absicht, Dich noch mehr zu verängstigen, im Gegenteil, wir wollten dafür sorgen, dass Roland und Du unbesorgt sein können." Ich strich seine Wange und er wandte seinen Blick zu mir auf.

„Ich bin nicht wütend auf euch, ich bin unfassbar erleichtert, dass ihr wieder da seid. Trotzdem sollte euch Beiden jemand den Arsch versohlen, dass ihr es nicht mal für nötig gehalten habt, uns eine Nachricht zu schicken, oder auf meine zu antworten." Caspar sah mich überrascht an. „Aber das haben wir doch, mehrfach haben wir an Dich Updates geschickt, da wir von Dir aber nichts gehört haben, gingen wir davon aus, dass Du mit anderen Dingen hier zu kämpfen hattest." Als wäre das ein Stichwort brummten, piepsten und vibrierten unsere Handys alle gleichzeitig mehrfach und eindringlich. Ich hob eine Braue aber es war Jules der abwinkte.

„Wir sind immer noch in Russland, ich denke es ist nicht so unwahrscheinlich, dass es hier Sendeausfälle gibt, wir sollten nicht überall Zebras vermuten, nur weil wir Hufgetrappel hören, sonst drehen wir noch durch." Von Jules Worten beruhigt, reichte ich Caspar eine Hand damit er sich erhob und er hauchte einen Kuss darauf, eh er folgte.

„Wenn ihr mir sagt, was ihr zu essen besorgt habt, dann sage ich euch unsere guten Nachrichten." Sprach ich, den Blick nicht von Caspar lösend. „Sushi, für Dich vegan, für Roland Misosuppe und für Jacob notfalls auch, falls Du kein Sushi magst, wir haben ja keine Antwort bekommen, was Du magst." Jacob reagierte seinerseits mir erhobener Braue. „Ich bin anspruchslos, solange es Nährwert hat, vielen Dank S... Herr Espenhain."

Jules rollte die Augen und verteilte Packungen an uns alle. „Was ist nun die gute Nachricht?" Fragte er dabei. „Wenn Rolands Genesung weiter so rasant fortschreitet, spricht nichts dagegen ihn im Hotel weiter versorgen zu lassen, mit Pflege und Notfallpersonal versteht sich. Fliegen wird er eine ganze Weile leider nicht dürfen, aber ich finde es ist schon mal ein Anfang und auf jeden Fall besser als diese grün gestrichene Hölle hier." Caspar lächelte: „Das ist es und wir würden das Risiko des Pendelns minimieren und auch Nachts beieinander sein, so dass auch Jacob mal Schlaf findet."

„Hört sich gut an." Erklang Rolands heisere Stimme.

Wir aßen gemeinsam und er schaffte es, seine Suppe allein zu löffeln, was ihn sehr viel zufriedener stellte, als von mir gefüttert zu werden. Trotz der Tatsache seiner schweren Verletzung und des Krankenhauszimmers verbrachten wir beinah einen gemütlichen Abend miteinander. Erst als Roland erneut die Augen zuzufallen begannen, schickte ich die Drei ins Hotel, doch Jacob ließ sich nicht überzeugen zu gehen. „Mir reicht der Sessel vollkommen Ma'am und ich finde so weit von ihnen entfernt eh kaum Schlaf. Was sie auch tun, sie werden mich hier nicht wegschicken können." Seufzend blickte ich zu Roland und er nickte sacht. „Jacob hat schon an ganz anderen Orten schlafen müssen, ich bin mir sicher er hält das aus." Sprach er und man hörte ihm die Erschöpfung an. So diskutierte ich nicht weiter sondern verabschiedet mich mit einem Kuss vom Caspar und dem abgenommenen Versprechen, dass sie sich meldeten, sobald sie sicher im Hotel angekommen waren.

Wunsch & WilleWhere stories live. Discover now