Kapitel hundertzweiundsechzig

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Mein ganzer Körper brummte wohlig und befriedigt, als ich im tief orangen Licht der aufgehenden Oktobersonne die Augen öffnete. Noch immer lag ich in den Armen des wunderhübschesten Mannes, den diese Erde je hervorgebracht hatte und alles in mir sprach von Dankbarkeit. Behutsam, um ihn nicht zu wecken, zog ich mir das Kissen übers Gesicht, in das ich am vergangenen Abend meine Wut geschrien hatte. Wäre Caspar nicht gewesen, ich wüsste nicht, ob ich hier heute morgen so hätte aufwachen dürfen, oder ob ich in meiner Raserei meine Welt nicht in Schutt und Asche gelegt hätte.

Etwas zupfte an dem Kissen über meinem Gesicht und die noch raue Stimme meines Kriegergottes fragte. „Warum verbirgt meine wunderschöne Frau ihr Gesicht vor mir?"

„Weil sie sich schämt." rief ich erstickt ins Kissen, das mit einem Ruck von mir gezogen wurde. „Wofür?" Seine Hand ergriff mein Kinn, als er sich ein Stück erhob und meinen Blick in seinen zwang. „Weil ich gestern so unfassbar wütend auf Dich war, dass ich minutenlang in dieses Kissen gebrüllt habe."

„Wegen des Gesprächs mit Kowalski?" Die Nase kraus ziehend musterte ich ihn. „Ich habe mich so unglaublich herabgesetzt gefühlt, als würdest Du mir das einfach nicht zutrauen, als wolltest Du keine Frau mehr an Deiner Seite haben, sondern nur noch die folgsame Sklavin, die ihren Herrn alles regeln lässt, weil sie nicht für sich selbst einstehen kann oder darf. Wäre Caspar nicht gekommen und hätte meine Perspektive geändert, ich glaube wir hätten unseren ersten, großen Streit gehabt.

Nachdenklich betrachtete er mich, fuhr mit den Spitzen seiner Finger meine Kinnlinie entlang und nickte. „Mir war wichtig dabei zu sein, auch wenn mir bewusst war, dass Deine Wut auf Kowalski und Ilyas so groß war, dass Du sie am liebsten sofort zur Rede gestellt hättest und sie auf mich überspringt, wenn ich Dir das verwehre. Danke das Du meine Sichtweise annehmen konntest und noch mehr danke ich Dir dafür der Wölfin beim.. zerlegen ihrer Beute beobachten zu können. Ich glaube Deine Art hat ihnen sehr eindringlich verdeutlicht, was unsere Werte sind und ich kann mir nicht vorstellen, das so etwas noch einmal vorkommt. Was mir die ganze Sache aber vor Augen geführt hat, ist das Jacob, wenn Du unterwegs bist, aber noch immer der Einzige ist, der für Deine Sicherheit sorgt und ich mir von Dir wirklich wünschen würde, dass Du einen zweiten Personenschützer für Dich wählst."

Das Gesicht drehend hauchte ich einen Kuss auf seine Fingerspitzen. „Wenn es ohne Hintergrundwissen, allein nach meinem Gefühl ginge, dann Piet, aber mir ist wichtig Jacob in diese Entscheidung einzubinden, denn er muss mit der Person zusammenarbeiten und ihr blind vertrauen können und... einen Teil seiner Zeit mit der Person verbringen, da ist es mir wichtiger das die Chemie zwischen den Beiden passt, als zu mir. Ehrlich gesagt ist mir unser Harem schon groß genug und ich muss die zweite Person nicht so nah an mich heranlassen, das ist und bleib Jacobs Job alleine."

Ein wenig die Augen verengend betrachtete er mich. „Das sind sehr weiße Worte und ich begrüße Deine Weitsicht, im Bezug auf die Zusammenarbeit der beiden, aber wer zur Hölle ist Piet?"

Eine Augenbraue wölbend blickte ich zu ihm auf. „Mir scheint ich bin nicht die Einzige die den Überblick über unser Personal verliert, vielleicht sollten wir uns öfter in den Baracken sehen lassen. Piet gehört zum niederländischen Teil unserer Mannschaft und er hat mich in der Nacht meiner ersten... Angstattacke? Was auch immer es war das mich von euch wegbrachte, vor Caspar „gerettet". Aber wie gesagt, ich wünsche mir, das Jacob das entscheidet und wer immer es wird, unsere Familie ist für meinen Geschmack groß genug, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, die aber nicht wirklich zu uns gehören würden."

„Leeenaaa!" Ich kniff grinsend die Augen zusammen und versuchte mein Kissen zurück zu erlangen. „WER!" Donnerte er und ließ nicht zu, dass ich mich versteckte.

Wunsch & WilleWhere stories live. Discover now