Kapitel hundertachtundsiebzig

74 6 2
                                    

Da Roland auch weiterhin der Meinung war, am Besten möglichst wenig in die Öffentlichkeit zu treten fiel es Andrei und Caspar zu, unseren Gast am geplanten Abend zu empfangen. Es benötigte viele Gespräche und eine Menge Überredungskunst, bis er einwilligte, dass ich als Caspars Sklavin und Frau auftrat und ich erhielt die Erlaubnis auch nur unter der Prämisse, dass ich meinen Suit trug und mich maskierte, Bedingungen, die ich eingehen konnte, aber insgeheim als nutzlos erachtete, da ich mir sicher war, sie hatten längst alle Zusammenhänge durchschaut, bevor sie Daniello bei uns einzuschleusen gedachten.

Jules hatte in Ecuador ganze Arbeit geleistet und mein Drängen dabei zu sein, wenn wir den Wirkstoff einsetzten, ihn vielleicht selber zu verabreichen, um in der Sicherheit unseres Hauses die Möglichkeit zu bekommen, den Umgang damit zu trainieren, war schließlich das Argument, das Roland davon überzeugte mich beteiligen zu dürfen.

Um euch die Genialität Jules näher bringen zu können, muss ich wohl leider ein wenig ausholen. Er hatte es nicht nur geschafft den Wirkstoff so zu optimieren, das einige Tropfen in der Blutbahn reichten, sondern, dass er auch retard wirkte, was bedeutet, die Wirkung trat erst nach einiger Zeit ein. Zudem war Jules klug genug auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, indem er die Forschungen Caspars Adoptivvaters auch am entsprechenden Gegenmittel vollendet hatte. So wurde beschlossen, dass wir das Mittel entweder durch Getränke oder Nahrungsmittel die reichlich angeboten würden zu verabreichen oder, wenn er Sexuelle Handlungen von mir fordern würde, das Gift direkt durch einen Stich meiner Kralle zu injizieren, so wie es auch für Natow geplant war.

Die Tage bis zur Feier verbrachten wir im Apartment und sie waren angefüllt von meinen Trainingseinheiten in Ausdauer, Nahkampf und Waffenumgang. Nur eines änderte sich zu meinem gewohnten Ablauf, nämlich die Tatsache, dass ich viele der verschiedenen Übungen in meinem Suit absolvierte und ich wieder und wieder das Einsetzen der feinen Injektionsnadel der Krallen. Recht schnell fand ich heraus, wie ich sie an der Außenseite des Oberschenkels einsetzen konnte, ohne das die betroffene Person (in Übungsfall der hundertfach gequälte Jacob) viel davon mitbekam. Sollte ich tatsächlich die Möglichkeit erhalten meine Krallen einsetzen zu können, wäre es der sicherste Weg, das Gift zuverlässig in den Blutkreislauf zu bringen, wo es nach einer ganzen Zeit erst an den entsprechenden Nervenenden andockte und seine perfide Wirkung der Absenkung Herzfrequenz bis hin zum Stillstand entfaltete. Für die Verabreichung über Nahrung oder ein Getränk hatten sowohl Caspar, als auch ich die entsprechende Menge am Körper. Caspars Dosis, ganz klassisch in einem seiner Ringe und ich in einer der Krallen der linken Hand.

Zu meinen Trainingseinheiten gehörte es auch mir ein genaues Bild von unserem Ziel zu machen, seine Vorlieben und Wünsche zu studieren, bis hin zu seinen Gewohnheiten die Toilette aufzusuchen. Und wieder war es Jules der uns alles lieferte, was wir benötigten, um uns ein sehr genaues Bild von dem Mann zu machen, der nach Jules Nachforschungen zu folge, schon etliche Leben zerstört oder genommen hatte.

Mir war auch vorher schon durchaus bewusst, dass man Menschen nicht nur mit Handschlag und Blumengrüßen begegnen durfte, wenn man Teil einer solchen Organisation ist und ganz sicher nicht die Führung über diese erhielt, in dem man besonders nett und zuvorkommend war, doch die Abgründe die Jules uns offenbarte, zeigten mir nur zu deutlich, wie gefühllos Menschen sein mussten um diesen Rang bekleiden zu können. Ich wollte mir Daniello nicht in dieser Position vorstellen und hoffte inständig, dass der charismatische, charmante junge Mann es schaffen würde, seine „Familie" anzuführen ohne ständig Zeichen setzen zu müssen, indem er Frauen vor den Augen ihrer Männer vergewaltigen, Väter im Beisein ihrer Kinder töten ließ oder Familien jegliche Existenzgrundlage zu entzog. Wahrscheinlich waren meine Vorstellungen aber viel zu romantisiert, als das sie der harten Realität standhalten konnten und ich fragte mich in wie weit ich diese Menschen in mein Leben lassen konnte, ohne Teil von ihren Machenschaften zu werden.

Wunsch & WilleWhere stories live. Discover now