Kapitel hundertsechsundneunzig

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Nein, ich wehrte mich nicht, blieb ruhig, als man mir die Sicht nahm und etwas über den Kopf stülpte. Doch ich erstarrte als ich das ekelhafte Geräusch der Flex hörte, als sie begannen mir meinen Reif zu nehmen. „Halt still Mädchen, sonst tun wir Dir nur unnötig weh."

Erstarrt ertrug ich was mit mir geschah, rührte mich nicht hielt meine Handgelenke hoch. „Ich weiß nicht ob sie auch GPS Sender verbaut haben." Zeigte ich mich kooperativ, doch ich wusste, dass sie es nicht hatten. Nur schwerlich brachte ich es zustande meiner Stimme nicht die Trauer über Jacob anmerken zu lassen. „Braves Mädchen." Lobte mich die Stimme und dann war es geschafft und starke Hände griffen nach meinem Reif um ihn aufzubiegen. Ich spürte die beiden dicken Kratzer am Hals, die sie mir zufügten, als sie es kaum schafften ihn weit genug zu öffnen, doch ich gab keinen Laut von mir. Still tropften meine Tränen unter dem lockeren Sack hervor, benetzten meine Hose. „Lass die scheiß Dinger, wir sind viel zu lange hier, fahr los, das machen wir unterwegs." Befahl eine andere Stimme und der Wagen setzte sich ruckartig in Bewegung. Amateure dachte ich, als das Getriebe knirschte.

Jemand griff meinen Arm, nicht grob, aber dennoch unbarmherzig und wieder ertönte die Flex. „Halt ganz still Bella, ich will wirklich nicht riskieren Dir weh zu tun. Du bist jetzt in Sicherheit, niemand wird Dich je wieder verletzen. Verwirrt hob ich den Kopf, doch natürlich verhinderte der Sack, dass ich etwas sah und so murmelte ich ein irritiertes „Danke." Warum... warum sagte er so etwas? Bella.. vielleicht Daniellos Männer, aber warum? Warum hatte er mir Jacob genommen? „An den Füßen habe ich auch welche, aber er hat mich verletzt, ich kann mich nicht gut bewegen, wenn es so gehen würde?" Fragte ich ängstlich und hob mein linkes Bein, um es zu überschlagen, damit er den Reif aufflexen konnte, ohne es nötig zu haben, über mich zu greifen und vielleicht den Griff der Pistole an meinem Bauch zu spüren. „Du wirst bald in Sicherheit sein, dann wird Dir niemand mehr weh tun." raunte die Stimme und es klang ernsthaft so, als würde er glauben was er sagte.

Als er meine Handgelenke und die linke Fußschelle geöffnet hatte sagte er. „Ich werde jetzt Dein rechtes Bein nehmen und angewinkelt auf dem Sitz ablegen, damit ich den Ring sicher öffnen kann, erschrick bitte nicht."

Widerstandslos ließ ich es geschehen und ein letztes Mal erklang die Flex, das Fenster öffnete sich und die Reife wurden achtlos herausgeworfen. Ob ihnen klar war, wie viel Geld sie gerade aus dem Fenster warfen? „Darf ich sprechen?" Fragte ich unsicher, noch immer im Kampf mit den Tränen. „Nein Bella, tut mir leid, wir sind nicht befugt mit Dir zu reden, doch bald sind wir da, dann kannst Du Deine Fragen stellen. Sei weiter so ein braves Mädchen, dann wird alles gut werden." sacht nickend entgegnete ich „Sì Signore" und hörte ein tonloses Lachen, doch er entgegnete nichts. Schweigend setzten wir unsere Fahrt fort und das unangenehm harte und kalte Gefühl erwärmte sich langsam. „Können wir ein Fenster nur ein kleines Stück öffnen? Mir ist so schlecht weil ich nichts sehe. Ich möchte ihr Auto nicht beschmutzen." Ein tiefes Atmen folgte und man zog mir den Sack vom Kopf. „Du hast es gleich geschafft Bella." Meine Cap und die Perrücke lösten sich mit dem Sack, als er ihn abzog, doch die Brille saß noch schief auf meiner Nase. Verstohlen musterte ich den Mann neben mir. Seine Hand griff nach der Brille und er schenkte mir ein Lächeln. „Ich muss Deine Hände nun binden, aber ich werde sanft sein." Sacht nickend hielt ich ihm meine Hände hin. Der Mann der mit dafür verantwortlich war, dass mein Jacob tot auf einem Parkplatz lag war älter als ich, wahrscheinlich Mitte dreißig. Er trug das schwarze Haar relativ kurz und doch so lang, das er es zurückgegelt tragen konnte, einen Siebentagebart, blaue Augen und ein beruhigendes Lächeln, das ebenmäßige weiße Zähne offenbarte. Eine unfassbar präsente Ausstrahlung umgab ihn. Seine Gesichtszüge waren markant und eindeutig italienisch. Die Hände in schwarzen, engen Lederhandschuhen begannen meine Handgelenke mit schlichten, metallenen Handschellen zu fixieren und er streichelte mir mit wehmütigem Lächeln eine Träne von der Wange.

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