CI | Das Monstrum im Garten

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„Guten Abend", murmle ich, halte mich an der Wand orientiert, als würde mein Körper automatisch die Muster wiedergeben, die Vici mir eingetrichtert hat.

Doch die Aufmerksamkeit des Butlers gilt nicht mir, was mich zwar eigentlich beruhigend sollte, in diesem Moment allerdings eher das Gegenteil bewirkt. Sein Blick hat sich fest auf den Allianzbeauftragten geheftet, der mit ruhigen, gefassten Schritten den Raum hinter mir betritt. Er schenkt dem Angestellten des Hauses ein kurzes Nicken, welches dieser länger erwidert. „Benötigen Sie meine Dienste?"

Ich brauche einige Momente um zu verstehen, dass er nicht mit mir spricht. Er ignoriert mich komplett, was mich normalerweise freuen würde, aber dass er diese Aufmerksamkeit stattdessen dem Allianzbeauftragten zukommen lässt, ist nicht gerade das, worauf ich hoffen würde. Nervös ziehe ich die Ärmel meines Pullovers bis zu den Fingerspitzen und spiele mit den Nähten.

Lächelnd schüttelt Mister O'Byrne den Kopf. „Vielen Dank, ich denke allerdings, dass Katherine und ich alleine miteinander sprechen müssen."
Noch langsamer als zuvor senkt der Mann seinen Kopf, ohne jedoch den Blickkontakt zwischen ihm und O'Byrne abzubrechen. Hinter dem Mann in dem perfekten Anzug wirft sich James in Pose. „Keine Sorge, Mister Bauclerk, ich werde für Anstand sorgen! Eurem Haus wird keine Schande-"
„Es ist nicht sein Haus", fauche ich unter meinem Atem, was jedoch zum Glück von dem Geräusch von Mister Bauclerks Schritten verschluckt wird, als er, ohne ein weiteres Wort, aus der Bibliothek verschwindet. Ich habe Desiras Geschichte nicht vergessen.

Als die Tür hinter ihm zufällt, fühlt es sich an, als würde das schlussendlich mein Schicksal besiegeln. Ich bin gefangen. Mit dem obersten Beamten der anderen Welt, der eigentlich gar nicht hier sein dürfte, und einem Geist, der absolut keine Ahnung hat, was hier vor sich geht. Unschlüssig stehe ich noch immer vor der Statue, während O'Byrne mit langen, eleganten Schritten den Raum durchmisst. Die Arme hat er hinter dem Rücken verschränkt und lässt den Blick seiner farblosen Augen interessiert über die Buchrücken wandern, die sich in den Regalen aneinanderreihen. Dann, in einem zwanglosen Ton, als würde er über das Wetter reden: „Ein Drache, Katherine? Wirklich?"

Fuck.

Fest beiße ich meine Zähne zusammen, bis ich das Gefühl habe, dass sie gleich abbrechen könnten. Mein Kiefer schmerzt, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was in meinem Kopf vor sich geht. Es ist pures Chaos. Ein Affe in einem Clownskostüm läuft mit einem Schlagstock darin herum und zerschlägt alles, was ihm in den Weg kommt, irgendwo im Hintergrund laufen acht verschiedene Songs durcheinander und irgendjemand rezitiert aus der Bibel. Ich kann nicht einmal mehr einen geraden Gedanken fassen. Er weiß von Dru. Kann es eigentlich noch besser werden?

„Woher-"
„Er war im Garten, als ich ankam", erklärt der Allianzbeauftragte, noch bevor ich meine Frage zu Ende sprechen kann. Ich beiße mir fast auf die Zunge, als ich überlege, was ich darauf erwidern kann. Es ist nicht bloß eine Vermutung. Er hat sie gesehen. Fieberhaft überlege ich, was ich sagen kann, um die Situation zu entschärfen oder wenigstens zu erklären, aber mir fällt beim besten Willen nichts ein, was das ganze irgendwie besser machen könnte. Gelassen spaziert O'Byrne durch die Bibliothek, liest fast jeden Titel der ihm unter die Augen kommt und arbeitet so gemächlich seinen Weg zum Tisch vor.

„Der Drache gehört nicht mir", platzt es schließlich aus mir hervor, während ich vorsichtig einige Schritte weiter in den Raum mache. Ein Lachen kommt von O'Byrne, doch er steht mit dem Rücken zu mir, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht lesen kann. „Ich weiß nicht, ob es das besser macht, Katherine."

„Auf gar keinen Fall", energisch schüttelt James den Kopf, bestreitet deutlich selbstsicherer als ich seinen Pfad zum Tisch, wobei seine blonden Haare ein wenig wippen. Während er geht, richtet er perfektionistisch seine Ärmelaufschläge. „Dieses Monstrum sollte unter keinen Umständen in der Nähe dieser Familie, geschweige denn irgendeines Menschen sein. Schön, dass wenigstens eine Person das einsieht, guter Mann!"

In diesem Moment wünsche ich mir nichts mehr, als dass James endlich die Klappe und sich aus
meinen Konversationen halten würde.

„Er gehört meinem Bruder", spreche ich weiter, als würde ich mich damit nicht noch weiter in Probleme hineinreiten. Geschmeidig wie ein Tänzer dreht sich O'Byrne auf dem Absatz seines Lackschuhs zu mir um, beobachtet mich einige Sekunden lang, wie ich mit zögernden Schritten auf ihn zu komme, ehe er mir antwortet: „Sag nichts mehr. Das ist nicht der Grund, wieso ich hier bin."
James seufzt. „Eine Schande."
Ein Glück.

„Darf ich dich bitten, dass wir uns setzen? Ich bin seit um Fünf Uhr morgens auf den Beinen."
Hastig schüttle ich den Kopf und ziehe einen der Stühle zurück. „Natürlich."

Deutlich ruhiger tut O'Byrne es mir gleich, lässt sich geschickt auf die Sitzfläche sinken, knüpft gleichzeitig mit einer Hand den Knopf seines Jacketts auf. Seine Augen studieren jeden meiner Gesichtszüge, jede Regung, jedes Zucken, jedes Blinzeln. Ich wünschte, ich würde jetzt auf der Stelle sterben. Es ist mir egal, was O'Byrne will, doch die Stille in diesem Moment verrät mir, dass es nur um eine Sache gehen kann. Und ich will nicht darüber reden. Will mich nicht daran erinnern, wie Vici Silas den eiskalten Fluten übergeben hat, wie der Sturm meine Knochen durchweicht hat, ich hilflos im Wasser umhergewirbelt wurde und langsam den Griff um Elijahs Hand verloren habe. Und noch weniger will ich an Elluins Griff erinnern, der mich fest an sich gepresst und somit jede Gegenwehr verhindert hat, sodass ich Elijah nicht zu Hilfe kommen konnte. Und ich habe es geschehen lassen. Zu lange. Ich hätte es vorher beenden können. Aber ich habe es nicht getan. Weil ich ein Feigling bin. Feige. Ich bin nicht die große Katherine Moonrose, die die andere Welt gerne in mir sehen würde. Ich bin kein bisschen wie mein Großvater. Ich bin feige.

James gesellt sich an meine Seite und verschränkt unbeeindruckt die Arme vor der Brust. Seine blasse Stirn ist in Falten gelegt und er betrachtet O'Byrne, obwohl er eben auf seiner Seite stand, noch immer wie einen Eindringling. „Seid Ihr Euch sicher mit diesem Gespräch?"
Absolut nicht, James. Rette mich, wenn du kannst.

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Schalom!

Ja, ich gebe es zu, ich habe es gestern absolut verplant und das auch noch am Vatertag...

....

Oh well

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Oh well...
Anyway, ich habe euch vergessen, aber ich hole es jetzt nach :)

Nächsten Donnerstag denke ich ganz bestimmt dran... hoffentlich

Wir sehen uns nächsten Donnerstag hier oder irgendwo anders,
Madame-Storyteller

Time Travelling | Lost in TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt